Die vielfältigen Gründe für den Fachkräftemangel


Der ‘HR-Report 2022’ von Hays bestätigt die Diskussion: Die für die Studie Befragten berichten übereinstimmend vom Mangel an Arbeits-, Fach- und Nachwuchskräften auf den für sie relevanten Arbeitsmärkten.

Maßnahmen und Instrumente, wie Mitarbeiter an ein Unternehmen gebunden werden können (Grafik: Hays)

Wie mit dem Fachkräftemangel umgehen

Der Fachkräftemangel wird deutlich höher bewertet (44%) als der allgemeine Arbeitskräftemangel (35%) und die Knappheit an Nachwuchskräften (32%). Hays zieht den Schluss, dass den Unternehmen insgesamt also offenbar vor allem gut ausgebildete und erfahrene Beschäftigte fehlen. Und wie damit umgehen?

Christian Borkowski, Managing Director, Hays, sieht den Bereich Life Sciences besonders nachgefragt: “Der Fachkräfte-Index zeigt im vierten Quartal 2021 einen hohen Nachfrageanstieg in den Berufsfeldern Qualitätsmanager:innen, Biowissenschaftler:innen und Chemiker:innen. Das war aufgrund der Auswirkungen der Pandemie für den Arbeitsmarkt erwartbar. Setzt man allerdings die fachlichen Spezialisierungen ins Verhältnis zu den technischen, fällt auf, dass insbesondere Data Scientists einen extremen Nachfrage-Push erfahren haben. Datenbasierte Entscheidungsfindung ist gerade in der Pharmaforschung von enormer Wichtigkeit.“

Zu kurzfristig geplant

Allgemein findet Hays, dass Unternehmen zu kurzfristig planen. Denn Organisationen denken beim Thema Fachkräftemangel häufig zuerst an die zu geringe Zahl verfügbarer Expertinnen und Experten. Dabei geht es im Kern vor allem um die Diskrepanz zwischen benötigten und vorhandenen Kompetenzen. Und bei diesem Punkt könnten Unternehmen selber dafür sorgen, dass ihre Mitarbeiter:innen durch Fort- und Weiterbildungen (oder wie es bei Hays genannt wird: Up- und Reskilling) diese Expertise erhalten, also in ihr bereits vorhandenes Team investieren. Geht es um die Besetzung von Stellen, stellt sich die Frage, ob Kandidatinnen und Kandidaten immer passgenau sein müssen  – oder ob sie durch Weiterbildung auf den benötigten Wissensstand gebracht werden können, wenn andere Faktoren stimmig sind und sie gut ins Team passen.

Stiefmütterlich behandelt: die Förderung von Diversity 

Und das sei ein Fehler und Versäumnis und sogar verschwendetes Potenzial, betont Veronika Ulbort, Partnerin und Leiterin der deutschen Life Sciences Practice bei Odgers Berndtson. Zumindest was die Ausgewogenheit zwischen Frauen und Männern angeht: “Vieles spricht dafür, dass die Life-Sciences-Industrie im Vergleich zu anderen Branchen das Potenzial hat, Pionier zu sein bei der Besetzung von Frauen in Top-Positionen. Denn die Branche hat für Frauen ausgesprochen interessante Berufsbilder und einen überdurchschnittlichen Anteil an Frauen in der Gesamtbelegschaft..."

Frauen stehen sich selber im Weg

87% sagen von sich selbst, dass sie an ihrer Kompetenz zweifeln und 80%, dass sie ihre Erfolge zu wenig bewerben. Ihre männlichen Kollegen sehen das entspannter. Nur 38% meinen, dass Frauen ihre Erfolge zu wenig bewerben. Gerade einmal 19% (vs. 61% der Frauen) sehen ein zu geringes Netzwerk als Grund. Ein Drittel der Männer stimmen der Aussage zu, dass Frauen das Machtstreben fehle. 

“Die Ergebnisse der Studie belegen unsere Erfahrungen im Executive Search. Es ist durchaus der Wunsch vieler Unternehmen, mehr Frauen in die obersten Führungsebenen zu rekrutieren. Es scheitert aber immer wieder an vermeintlich lösbaren Problemen: Die Frauen springen ab, weil sie sich den Job nicht zutrauen, sich selbst zu sehr hinterfragen, oder weil das Umfeld zu männerdominiert ist. Im Austausch mit C-Level Frauen haben wir auch schon mal das Feedback bekommen, dass Kandidatinnen von männlichen Interview-Panels abgelehnt wurden, weil sie den Männern ‘zu weiblich” waren,” skizziert Silvia Eggenweiler, Partnerin Life Sciences bei Odgers Berndtson, die Lage.

Ulbort und Eggenweiler sehen gerade in der Ausgewogenheit ein wichtiges Instrument, um das Unternehmen zukunftsweisend auszurichten: “Organisationen mit einer ausgewogenen Besetzung von Männern und Frauen an der Unternehmensspitze profitieren nicht nur von einem besseren Arbeitgeberimage, sondern sind auch wirtschaftlich erfolgreicher…"

Das ist ein Auszug zum Thema Fachkräftemangel aus der Mai Ausgabe des PM-Report diesen Jahres. Zu lesen in dieser ist noch: 

  • Ein Interview mit Marc Marquardt, Personaldirektor bei Amgen, über eine moderne Arbeitskultur, in der alle ihr volles Potenzial ausschöpfen können.
  • Ein Beitrag von  Nora Feist, Geschäftsführerin Mashup Communications über, wie Pharmakonzerne mit Storytelling für Glückshormone bei Talenten sorgen können.

 

‘Gender-Diversity auf C-Level in der Life-Sciences-Industrie’

 

 

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