Fachkräfte in der Gesundheitsbranche: Die Mitarbeiter als Botschafter


Die Corona-Krise hat deutlich gezeigt: Fachkräfte sind schwer zu bekommen. Das gilt für die Pflege wie die gesamte Gesundheits- und Pharmabranche.

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Wichtiger: Gewinnung von Mitarbeiter:innen

Recruitingexperte Martin Recht rät dazu, Mitarbeitende ihre Geschichte erzählen zu lassen und sie so zu Botschaftern des Unternehmens zu machen.

Eines hat die Corona-Krise nicht nur in der Pflege deutlich gezeigt: Es braucht neue Fachkräfte und es ist schwer, sie zu gewinnen. Das gilt für die gesamte Gesundheitsbranche und natürlich auch für den Pharmasektor. Im ‘HR-Report 2022’ von Hays geben Entscheiderinnen und Entscheider an, dass die Gewinnung neuer Mitarbeitender viel wichtiger geworden ist: Von 23% und Platz fünf im HR-Report 2021 ist das Thema nun auf Rang 2 aufgestiegen (33%). Zudem hat die Mitarbeiterbindung gegenüber dem Vorjahr um sechs Prozentpunkte zugelegt.

Insgesamt fehlen den Unternehmen dem Report zufolge vor allem gut ausgebildete und erfahrene Beschäftigte. 39% der Befragten setzen auf Neueinstellungen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.

Wie suchen Unternehmen nach Personal

70% der Betriebe, die neue Mitarbeitende suchen, nutzen Jobportale im Internet, 57% setzen auf eigene Kanäle, wie die Unternehmenswebsite. Social-Media-Plattformen etablieren sich ebenfalls weiter und spielen mit 44% eine große Rolle. Immerhin 34% der Unternehmen rekrutieren über externe Dienstleistungsunternehmen, 31% über Printmedien.

Die Rekrutierung von neuem Personal nach dem Motto “Mitarbeitende werben Mitarbeitende” wird immer wichtiger: im HR-Report 2022 rangiert diese Herangehensweise an dritter Stelle mit 54% der Nennungen. Martin Recht hält das für eine gute Herangehensweise: "Wenn Mitarbeiter aus ihrer Sicht von ihrem Job erzählen, können sich potenzielle Bewerber sehr gut damit identifizieren."

 Vier Tipps

1. Vielfalt zählt

Um eine möglichst breite Zielgruppe anzusprechen, ist eine Bandbreite des Teams wichtig: "Wer seine Mitarbeiter zu Wort kommen lässt, sollte dabei auf eine möglichst große Vielfalt abzielen, “ empfiehlt Recht. Das heißt, Personen aller Altersgruppen und Geschlechter, unterschiedlicher Nationalitäten und Bildungsgrade sollten ihre Geschichte erzählen. Außerdem sollten die Angestellten der unterschiedlichen Bereiche einer Klinik aus ihrem Alltag berichten. Das lässt sich genauso auf den Pharmasektor übertragen. Dadurch bekämen potenzielle Bewerber die Möglichkeit, sich mit den jeweiligen Charakteren zu identifizieren. Denn das, unterstreicht der Personalexperte "ist immerhin die Grundlage, um für die stark umworbenen Fachkräfte überhaupt interessant zu werden."

2. Individuelle Geschichten nutzen

Das “Wer" ist das eine. Das andere ist, “was" der- oder diejenige zu erzählen hat. Die persönliche Geschichte macht den Unterschied zu glatt gebügelten Formulierungen in Stellenanzeigen. "Hier ist auf Authentizität und Ehrlichkeit, auf Spannung und Abwechslung zu achten. Die Geschichte darf alles sein – nur nicht langweilig,” appelliert Recht.

Darum gehört die Emotionalität als entscheidende Zutat dazu. Die liefern die Angestellten mit ihren Erzählungen aus dem wahren Leben.

3. Niemand ist perfekt

Die angesprochenen Bewerber:innen sollen sich mit den Mitarbeitenden identifizieren. Gerade authentische Erzählungen verstärken diese Wirkung. Dabei ist keineswegs Perfektion gefragt. Recht dazu: "Vielmehr können kleine Fehler und Versprecher ehrlich und sympathisch wirken – sie sind menschlich und gehören einfach dazu." Es sei daher nicht nötig, dass die Mitarbeiter zuvor einstudieren müssen, was sie erzählen möchten. Sie sollten lieber so berichten dürfen, wie es für sie am besten ist.

4. Hintergründe beleuchten

Wichtig für einen Job sind, neben den konkreten Tätigkeiten, die Kolleg:innen und das Arbeitsumfeld. Darum sollten die Geschichten einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen. Es bietet sich zudem an, die allgemeinen Arbeitsabläufe, Unterhaltungen zwischen den Angestellten oder die Strukturen des Pflege- oder Pharmabetriebs darzustellen. Auf diese Weise können sich Fachkräfte ein erstes Bild machen, das sie idealerweise dazu anregt, sich hier zu bewerben.

Die Geschichte hinter der Geschichte

Wer ergänzend zu den unterschiedlichen Geschichten mehr liefern möchte, sollte über das Hier und Jetzt hinausgehen. Fragen zu früheren Stationen können das Bild komplettieren: Wo also war die Fachkraft zuvor angestellt, mit welchen Herausforderungen war sie damals konfrontiert, was hat sie daraus gelernt? Warum war ihr der Jobwechsel wichtig und wie hat sie sich dadurch persönlich verändert?

Auch hier braucht es die Balance: Mitarbeitende möglichst authentisch zu zeigen und gleichzeitig ein überwiegend positives Bild des Gesundheitsberufes zu zeichnen. Über solche Mitarbeiterempfehlungen lassen sich neue Fachkräfte gezielt ansprechen.

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