Gesundheitswesen: Aufbrechen von Geschlechterklischees


Der Mädchen-Zukunftstag oder „Girl’s Day“ möchte mit Geschlechterklischees im Berufsleben aufräumen. Auch im Gesundheitsbereich herrschen noch tradierte Vorstellungen. 

Die Orthopädietechnik als „eine wichtige Branche im Gesundheitswesen, die gute Zukunftsaussichten bietet und langfristige Perspektiven sowie Karrierewege eröffnet", findet Jacqueline Neubrand, die Orthopädietechnik-Mechanikerin ist. (Foto von Bruno Nascimento auf Unsplash)

 

Warum gibt es diesen Tag? 

Weil noch immer die typischen Rollenbilder und Klischees in unserer Gesellschaft tief verankert sind – und die Berufswahl Jugendlicher bestimmen. So wird oft betont und vor allem im Rahmen des „Girls‘ Day & Boys‘ Day“. An dem Tag ist es deutschlandweit möglich, Berufe und Arbeitsfelder kennenzulernen, in denen traditionell das andere Geschlecht vertreten ist.

Beispiel aus der Orthopädietechnik

Jacqueline Neubrand ist 29 Jahre alt und hat sich für einen Beruf entschieden, in denen Frauen unterrepräsentiert sind: Orthopädietechnik-Mechanikerin. Medi als Medizinprodukte-Hersteller wollte wissen, was sie motiviert hat, diesen Beruf zu ergreifen und welches Potenzial sie darin sieht.

Sie findet, dass „Praktika und Aktionstage, wie der Girls‘ Day & Boys‘ Day, eine gute Gelegenheit sind, Berufe näher kennenzulernen, für die sich Jugendliche vorher vielleicht nicht interessiert hätten – oder die eher untypisch für ihr Geschlecht sind. Jede:r sollte offen sein für Tätigkeitsfelder, in denen die Geschlechterverteilung noch nicht ausgeglichen ist wie technische oder naturwissenschaftliche Berufe für Mädchen sowie soziale oder pflegende Berufe für Jungen. Dadurch erhalten Unternehmen auch neue Perspektiven und Lösungsfindungen, die langfristig mehr Erfolg bringen und das Unternehmen voranbringen!“

An ihrem Beruf gefällt ihr besonders die unterschiedlichen Facetten: „Ich wollte einen Job, bei dem ich nicht nur am Schreibtisch sitze, sondern der facettenreich und variabel ist. Mich hat einerseits der technische Aspekt und die handwerkliche Arbeit fasziniert, andererseits wollte ich mit Menschen arbeiten. Gerade die Kombination zwischen Tradition, modernsten Hightech-Materialien und direktem Kundenkontakt hat mich überzeugt. Vom ersten Beratungsgespräch über die Anfertigung des Hilfsmittels bis hin zur Anpassung bei Patient:innen – ich freue mich jedes Mal, Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen eine bessere Lebensqualität schenken zu können. Ihnen zu helfen und passgenaue, individuelle Lösungen zu finden, ist das Beste an meinem Beruf! Zudem handelt es sich um eine wichtige Branche im Gesundheitswesen, die gute Zukunftsaussichten bietet und langfristige Perspektiven sowie Karrierewege eröffnet.“

Neubrand hat auch beobachtet, wie wichtig die individuelle Anpassung für den Patienten ist, sonst wird das Therapieziel verfehlt:

„… Als Fachkraft muss ich mich mit Patient:innen ausführlich auseinandersetzen und ihnen zuhören, was sie möchten beziehungsweise brauchen … Ein Beispiel: Kommt eine ältere Dame mit der Diagnose Spreizfuß zu uns, die einen Großteil ihres Alltags zu Hause in gefütterten Pantoffeln verbringt, brauche ich keine Weichschaum-Einlage in Betracht ziehen – auch wenn es die ideale Versorgung für sie wäre. Denn durch die dicke Einlage passen ihre Füße nicht mehr in ihre Pantoffeln und anderes Schuhwerk wird sie kaum tragen. Das Therapieziel wäre somit verfehlt. Wichtiger ist in diesem Fall zum Beispiel eine Einlage anzubieten, mit der sich die Patientin wohlfühlt und die sie gerne trägt. In jedem Fall wäre hier eine ärztliche Rücksprache zum Rezept notwendig. Als Fachkraft muss ich mich auf die individuellen Bedürfnisse der Patient:innen einstellen und mich so gut es geht in ihre Lage versetzen können.“

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