Pharmabranche: Kontinuierliches Lernen und die Anpassung der Talentmanagementstrategie


Warum Compliance und kontinuierliches Lernen Hand in Hand gehen, um sowohl die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen als auch die Wettbewerbsfähigkeit in der Pharmabranche zu sichern.

Investitionen in die Weiterbildung und die Etablierung einer Kultur des lebenslangen Lernens fördern die Motivation und Zufriedenheit der bestehenden Mitarbeitenden. (Foto von Priscilla Du Preez auf Unsplash)

 

Wie die Pharmaindustrie von Innovationen im Bereich Learning & Development profitiert, erläutert von Thorsten Rusch, Director Solution Consulting bei Cornerstone.

Wie fast keine andere Branche unterliegt die Pharmaindustrie strengen gesetzlichen Regularien und Vorschriften an Prozesse, Ausrüstung und Mitarbeitende. Prozesse müssen genauestens dokumentiert und Ausrüstung für Produktion und Forschung regelmäßig gewartet werden, um die Sicherheit und Qualität von Arzneimitteln zu gewährleisten. Schon ein einziger Verstoß kann schwerwiegende Auswirkungen haben, sodass Compliance von entscheidender Bedeutung ist. Dazu kommt, dass die Pharmaindustrie als die forschungsintensivste Branche in Deutschland gilt, denn keine andere Branche wendet einen höheren Anteil ihres Umsatzes für Forschungsaktivitäten auf.

Die Krux: Wie eine Studie der Wirtschafts- und Forschungsinstitute IGES und Wifor im Auftrag des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) ergab, ist Deutschland in diesem Bereich im internationalen Vergleich weiterhin rückständig. Neben der Digitalisierung und der Innovationsförderung steht und fällt die Wettbewerbsfähigkeit der Branche vor allem mit den Fachkräften. Genau hier kommt kontinuierliches Lernen und Weiterbildung ins Spiel, um mit den rasanten Veränderungen Schritt halten zu können.

Die Notwendigkeit, Lernen neu zu definieren

Die dynamische Natur der pharmazeutischen Regularien durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse, technologische Entwicklungen und gesellschaftliche Anforderungen stellt Unternehmen vor kontinuierliche Herausforderungen. Dabei ist es entscheidend, dass alle Mitarbeitende – von der Produktion über die Qualitätssicherung bis hin zur Forschung und Entwicklung – fortlaufend und umfassend geschult werden.

Dies umfasst nicht nur technisches Wissen und Fähigkeiten, sondern auch ein tiefes Verständnis der geltenden gesetzlichen Vorschriften und ethischen Standards. Ein bloßes Auswendiglernen von Vorschriften ist nicht ausreichend – vielmehr müssen Mitarbeitende in der Lage sein, die zugrunde liegenden Prinzipien zu begreifen und sie in ihrer täglichen Arbeit umzusetzen. Kurzum: Lernen muss als kontinuierlicher Prozess im Arbeitsalltag betrachtet und entsprechend im Unternehmen etabliert werden. Damit einhergehend wächst die Bedeutung von Re- und Upskilling stetig, um angesichts des anhaltenden Ringens um Fachkräfte die dringend benötigte Expertise zu erlangen und so offene Stellen intern besetzen zu können. Damit das gelingt, ist es an den Unternehmen, ihre Talentmanagement-Strategien neu zu denken.

Zukunftsweisende Weiterbildung: Von traditionellen Schulungen zu digitalen, personalisierten Lernstrategien

Traditionelle Schulungsansätze in der Pharmaindustrie basieren oft auf starren, präsenzbasierten Trainingsprogrammen sowie schriftlichen Standard Operating Procedures (SOP’s), die im Rahmen des Qualitätsmanagements dazu dienen, die Mitarbeitenden über standardisierte Arbeitsweisen aufzuklären. Während diese Methoden eine grundlegende Wissensvermittlung und Compliance sicherstellen können, setzen moderne Lernstrategien hingegen auf personalisierte Weiterbildung.  

Basierend auf einer Bedarfsanalyse ist es an den Führungskräften und Mitarbeitenden gleichermaßen individuelle und transparente Entwicklungspfade zu entwickeln. Hier kommen digitale Lernplattformen ins Spiel, die jederzeit und überall zugänglich sind. So ermöglichen KI-basierte Systeme eine präzisere Erkennung der Fähigkeiten der Mitarbeitenden und der Schulungsanforderungen, was zu einer bisher unerreichten Skalierbarkeit in der Personalisierung führt. Virtuelle Lernassistenten oder Chatbots können den Lernprozess unterstützen, indem sie komplexe Themen in verständlicher Sprache erklären und interaktive Lernumgebungen schaffen, in denen Mitarbeitende durch Spracheingabe navigieren können.

Darüber hinaus eröffnet Virtual Reality (VR) neue Möglichkeiten für die Weiterbildung. Gamification-Elemente und simulationsbasierte Trainings, z. B. durch Fallstudien oder Rollenspiele, können das Lernen interessanter und praxisnäher gestalten. Gerade in der Pharmabranche eignen sich diese präventiven Ansätze besonders gut, um reale Szenarien in einer risikofreien Umgebung zu üben. Zum Beispiel können Labortechniker:innen den Umgang mit gefährlichen Chemikalien und komplexen Maschinen in VR-gestützter Umgebung sicher trainieren.

Im gesamten Lernprozess ist kontinuierliches Feedback, etwa durch KI-gestützte Erfolgsmessungen, essenziell, um den Fortschritt und die Effektivität des Lernens zu erfassen.

Wettbewerbsvorteile durch modernes Lernen

Innovative und kontinuierliche Weiterbildung stellen für die deutsche Pharmaindustrie einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil dar. Nur so kann sichergestellt werden, dass Mitarbeitende auf dem neuesten Stand bleiben, was es ihnen ermöglicht, innovative Lösungen und agile Denkweisen zu entwickeln. 

Zudem fördern Investitionen in die Weiterbildung und die Etablierung einer Kultur des lebenslangen Lernens gleichzeitig die Motivation und Zufriedenheit der bestehenden Mitarbeitenden. Das hat auch Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit und den Unternehmenserfolg – denn gut ausgebildete und agile Mitarbeitende sind besser in der Lage, Herausforderungen zu bewältigen. Diese Faktoren machen die deutsche Pharmaindustrie attraktiver für talentierte Fachkräfte und festigen ihre Position im globalen Wettbewerb.

 

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Thorsten Rusch 

Director Solution Consulting für DACH, Nord- und Osteuropa bei Cornerstone

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