
Was geht in der Apotheke? Die ABDA klärt auf und wirbt mit einer eigenen Website, um Nachwuchs in die Apotheke zu bekommen. (Foto: Screenshot Website apotheken-karriere.de / PM—Report)
Laut dem aktuellen Apothekenkonjunkturindex (APOkix) berichten 60% der befragten Apothekeninhaber:innen, dass der Mangel an qualifiziertem Personal in ihren Betrieben „stark“ oder „sehr stark“ spürbar ist. Besonders betroffen sind Landapotheken (64%), aber auch Stadtapotheken kämpfen mit Personalengpässen (54%). Nur 12% der Befragten sehen eine Entspannung der Lage.
Personalengpässe bei PTA, Approbierten und Praktikant:innen
Am häufigsten wurden im vergangenen Jahr Stellen für pharmazeutisch-technische Assistent:innen (PTA, 70%) und Approbierte (63%) ausgeschrieben, gefolgt von Praktikumsplätzen für PTA (52%). Doch der Erfolg der Stellenbesetzungen blieb überschaubar: Nur 39% der Apotheken konnten (nahezu) alle offenen PTA-Stellen erfolgreich besetzen. Bei Approbierten lag die Quote bei 57%.
Auch andere Berufsgruppen, darunter pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte (PKA), Pharmaziepraktikant:innen (PhIP) sowie PKA-Auszubildende, sind von Engpässen betroffen. In keinem dieser Bereiche gaben mehr als 43% der Apotheken an, alle Vakanzen schließen zu können.
Wenige Bewerber, hohe Ansprüche: Apotheken geraten unter Druck
Die Hauptgründe für die Besetzungsprobleme sind niedrige Bewerberzahlen und veränderte Erwartungen an Gehalt und Arbeitsbedingungen. Insbesondere bei Approbierten und PTA erschweren hohe Gehaltsforderungen (bis zu 24%) sowie ein wachsender Wunsch nach Work-Life-Balance die Personalgewinnung. Flexible Arbeitszeitmodelle und Teilzeitangebote sind für viele Bewerber:innen ein Muss – für Apotheken jedoch aufgrund wirtschaftlicher Zwänge oft schwer umzusetzen.
Führungskompetenz und Teamkultur werden entscheidend
Neben monetären Anreizen (über die Hälfte der Befragten hält übertarifliche Gehälter für notwendig) gewinnen sogenannte Softskills an Bedeutung. 90% der Apothekeninhaber:innen betonen, dass ein gutes Arbeitsklima und eine wertschätzende Führung entscheidend für die Mitarbeiterbindung sind. Auch flexible Arbeitszeitmodelle (86%) spielen eine zentrale Rolle.
Zunehmender Handlungsdruck für Apotheken = Potenzial für neue Partnerschaften?
Die Ergebnisse des APOkix zeigen: Der strukturelle Fachkräftemangel im Apothekenwesen verschärft sich weiter. In Zeiten stagnierender Bewerberzahlen und zunehmender Konkurrenz um qualifiziertes Personal wächst der Handlungsdruck auf Inhaber:innen. Zugleich eröffnet die Situation Chancen für neue Kooperationsmodelle – etwa mit der pharmazeutischen Industrie.
Pharmaunternehmen können Apotheken mit digitalen Lösungen, Schulungsangeboten und Services zur Patientenbetreuung gezielt unterstützen. Bereits heute bieten viele Hersteller Tools zur Medikationsanalyse oder Patientenkommunikation an, die Apothekenteams entlasten. Denkbar sind künftig auch neue Kooperationsmodelle zur Personalentwicklung oder zur Prozessoptimierung vor Ort – etwa durch automatisierte Lagerlösungen, E-Learning-Plattformen oder gemeinsame Fortbildungsangebote für PTA und Approbierte.
Fazit
Der Fachkräftemangel bleibt ein strukturelles Problem – insbesondere auf dem Land. Apotheken benötigen mehr denn je Unterstützung bei Personalgewinnung und -bindung. Neben politischen Maßnahmen wie der Reform der PTA-Ausbildung oder gezielter Förderung von Landapotheken könnten Kooperationen mit Pharmaunternehmen ein Hebel sein, um Entlastung zu schaffen und langfristig neue Versorgungsmodelle zu etablieren.
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