Nachhaltigkeit bei Medikamentenverpackungen


Die EU-Kommission möchte eine bessere Recyclingfähigkeit von Verpackungen. Was bedeutet das für Pharmaunternehmen?

Mehr Nachhaltigkeit soll bei den Verpackungen von Medikamenten geschaffen werden. (Foto von Roberto Sorin auf Unsplash)

Hintergrund

Im November 2022 hat die EU-Kommission einen Vorschlag für eine Verpackungsverordnung veröffentlicht: Darin soll eine bessere Recyclingfähigkeit von Verpackungen organisiert werden. In einem Interview mit der Deutschen Apotheker Zeitung (DAZ) erklären Elmar Kroth und Dennis Stern vom BAH, welche Herausforderungen das für die Pharmaunternehmen bedeutet.

Gefragt geworden ist u.a., welche Änderungen für Arzneimittelverpackungen ich aus diesem Vorschlag ergeben.

Stern hat darauf geantwortet: Der Vorschlag sieht vor, dass Verpackungen von Arzneimitteln, In-vitro-Diagnostika und Medizinprodukten ab dem Jahr 2035 zu mindestens 70 Prozent recyclingfähig sein müssen. Wir begrüßen, dass bei diesen drei Produktkategorien eine um fünf Jahre längere Übergangsfrist vorgesehen ist als bei anderen Produkten. Allerdings können wir davon ausgehen, dass bei einem Großteil der Arzneimittel die Verpackung umgestellt werden muss, wenn der Vorschlag umgesetzt wird.

Welche Hürden können da auf Hersteller zukommen?

Kroth: Im Bestandsmarkt bedeutet ein Wechsel des Verpackungsmaterials, regulatorisch in vielen Punkten wieder bei Null anzufangen. Zeit- und ressourcenintensive Untersuchungen wie Stabilitätsprüfungen müssen wiederholt werden. In Gesprächen mit Politikern hören wir bisweilen, bis 2035 sei noch sehr viel Zeit. Die vergeht aber schnell, wenn man sein gesamtes Produktportfolio dreijährigen Stabilitätsuntersuchungen unterziehen muss. Einige Generikahersteller haben Zehntausende zugelassene Produkte.

Eine andere Frage ist: 

Da sich Verbraucher:innen nicht aktiv für nachhaltigere Produkte entscheiden können, ist Nachhaltigkeit im Rx-Bereich kein Wettbewerbsvorteil. Welche Anreizsysteme sind in diesem Segment vorstellbar?

Kroth: Ein wichtiger Anreiz wäre, wenn in Ausschreibungsverfahren nebst dem Preis auch nachhaltiges Wirtschaften berücksichtigten würde. Wir sind hierzu mit den Krankenkassen im Dialog, stehen aber vor dem Problem, dass Nachhaltigkeit nicht klar definiert ist. 

Bedeutet nachhaltige Produktion den Einsatz erneuerbarer Energie, die Kontrolle von Lieferketten, den Ausschluss von Kinderarbeit oder den Einsatz von in der Umwelt unauffälligen Wirkstoffen – oder alles davon? 

Im OTC-Bereich könnte Nachhaltigkeit durchaus ein Wettbewerbsvorteil sein. Aktuell dürfen Unternehmen entsprechende Informationen aber nicht auf dem Etikett anbringen und die Verbraucher so informieren, ob ein Produkt etwa plastikfrei verpackt, vegan, halal oder bio ist. Hier bräuchte es eine entsprechende Gesetzesänderung hin zu einem gut verständlichen, festen Deklarierungssystem. 

NovoNordisk hat bereits etwas eingerichtet: Ein Rücknahmesystem für leere Pens in der UK. Könnten solche Recyclingsysteme für Pharmazeutika ein Vorbild sein?

Kroth: Solche Systeme zu organisieren, ist nicht trivial. Damit die Wertigkeit der Kunststoffe erhalten bleibt, sollte sortenrein gesammelt werden. In den Apotheken müssten entsprechende Sammelbehälter aufgestellt werden. Soll großflächig produktrein gesammelt werden, würden sehr viele Behälter benötigt. Bevor man diesen Aufwand eingeht, sollte zunächst die Ökobilanz des gesamten Prozesses überprüft werden. Schließlich müssen die zurückgenommenen Materialien auch transportiert, gereinigt und aufgearbeitet werden. Das ist nicht in allen Fällen die ökologisch beste Lösung.

 

Das gesamte Interview können Sie hier nachlesen.

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