Bayer: Medizinische Innovation in Pharma


Anfang März musste Bayer mit einer durchwachsenen Bilanz Bilanz ziehen. Nun schwört sich das Unternehmen u.a. auf eine Pharmastrategie ein und erhofft sich dadurch einen Schub.

Schub soll es u.a. durch den Ausbau in wichtigen Therapiebereichen und volles Potenzial bei neu eingeführten Produkten geben.(Foto von Lawrence Hookham auf Unsplash)

 

Stefan Oelrich, Vorstandsmitglied der Bayer AG und Leiter der Division Pharmaceuticals, schwört ein: „Wir haben den Wert unserer Pipeline deutlich gesteigert. Das zeigt, dass unsere überarbeitete F&E-Strategie Früchte trägt. Gleichzeitig bauen wir unsere Präsenz in wichtigen Therapiebereichen weiter aus und erzielen große Fortschritte darin, das volle Potenzial unserer neu eingeführten Produkte auszuschöpfen.“

Das ist auch nötig. Die Bilanz für 2023 von Bayer ist nicht gerade positiv ausgefallen. Es wird zudem schon seit längerem spekuliert, dass sich das Unternehmen in seine einzelnen Sparten aufspaltet. Laut eines Marktexperten „steht Bayer mit dem Rücken zur Wand …“

Bayer-Chef Bill Anderson erklärt das durch vier dringende Handlungsbereiche: 1. Patentabläufe und Pipelines bei Pharma, 2. Rechtsstreitigkeiten, 3. Schuldenstand und 4. Hierarchische Bürokratie. Auf die Frage nach Strukturveränderungen lautet seine Antwort: „Nicht jetzt, aber das sollte nicht als Nie missverstanden werden.“ Das Unternehmen möchte „für alles offen“ bleiben. Personell wird vor allem auf Führungsebene abgebaut werden, das betrifft ca. 30% des Managements bzw. mehrere 1.000 Führungskräfte mit sehr kleinen Teams.

Stärkung von vier Kerntherapiebereichen

Insbesondere hat das Unternehmen seinen Innovationsmotor mit einem klaren Forschungsschwerpunkt auf vier Kerntherapiebereiche (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Onkologie, Immunologie sowie Neurologie & Seltene Erkrankungen) gestärkt. Durch Kooperationen und den Erwerb von Plattformunternehmen sollen die Kompetenzen weiter ausgebaut werden. Die Pipeline ist „rigoros“ bereinigt worden. 

So erklärt Dr. Christian Rommel, Mitglied des Executive Committee der Division Pharmaceuticals von Bayer und Leiter Forschung & Entwicklung:

„In der Forschung und Entwicklung haben wir die letzten 24 Monate fokussiert gearbeitet und wichtige Fortschritte darin erzielt, wieder eine gesunde Pipeline aufzubauen. Diesen Prozess werden wir mit großer Dringlichkeit weiter vorantreiben. Dazu werden wir auf nachhaltige Weise mehr innovative Prüfpräparate entwickeln, die Beiträge unserer Plattformunternehmen steigern und weiterhin nach Möglichkeiten für attraktive neue Partnerschaften oder Vereinbarungen Ausschau halten.“

Verbesserung des Behandlungsstandards für Frauen in den Wechseljahren

Bis 2030 wird der Weltbevölkerungsanteil von menopausalen Frauen voraussichtlich auf 1,2 Milliarden anwachsen, mit weiteren 47 Millionen Frauen, die pro Jahr neu dazu kommen. Mehr als ein Drittel der Frauen berichtet über starke Beschwerden, die auch nach der letzten Menstruation (Menopause) zehn Jahre oder länger andauern können und sich erheblich auf die Lebensqualität auswirken. Dennoch erhalten rund 30 % der Frauen, die wegen mäßiger bis starker Symptome einen Arzt aufsuchen, keine Behandlung.

„Viele Frauen auf der ganzen Welt leiden in den Wechseljahren an vasomotorischen Symptomen, die – zusammen mit Schlafstörungen – häufige Symptome sind, die die Lebensqualität der Frauen stark beeinträchtigen können. Wir wollen die Wissenschaft voranbringen und das Schweigen brechen, indem wir aufklären, sensibilisieren und die Behandlungsmöglichkeiten für Frauen in allen Lebensphasen erweitern“, betont Dr. Cecilia Caetano, Leiterin Global Medical Affairs Women’s Health bei Bayer.

Fokus auf Präzisionsonkologie

Dr. Dominik Ruettinger, Leiter Research and Early Development Onkologie bei Bayer, erläutert: „Wir haben unsere Entwicklungsmöglichkeiten in der Präzisionsonkologie ausgebaut, mit dem Ziel, die nächste Generation bahnbrechender Therapien auf den Weg zu bringen und eine starke, nachhaltige Pipeline in den Bereichen der tumorzell-intrinsischen Signalwege, der Immunonkologie der nächsten Generation und der gezielten Strahlentherapien zu schaffen.“

Beobachtungen zufolge verändert sich die an Krebs erkrankte Patientenpopulation: Patienten sind bei der Erstdiagnose häufig jünger und die Krankheit wird in einem früheren Stadium diagnostiziert. Diese Patienten benötigen sowohl wirksame als auch „sanftere“, besser verträgliche Medikamente und Therapien, die das Problem der Arzneimittelresistenz überwinden, betont Bayer.

Deswegen liegt der Schwerpunkt auf der Ausweitung des Pools an arzneimittelwirksamen Zielmolekülen, die eine echte Krebsanfälligkeit darstellen, sowie der Beschleunigung der Arzneimittelentwicklung. Mit dem Erwerb von Vividion und seiner Chemoproteomik-Plattform möchte Bayer seine pharmazeutische Forschung und Pipeline im Bereich kleiner Moleküle und in der Präzisionstherapeutik stärken. 

Neue Behandlungen durch Zelltherapie und Gentherapie 

Zelltherapien und Gentherapien führen zu neuen, potenziell revolutionären Behandlungsansätzen, die letztlich Krankheiten mit einer einzigen Behandlung stoppen oder umkehren könnten. Zusammen mit seinen Tochtergesellschaften BlueRock und AskBio möchte Bayer ein wettbewerbsfähiges präklinisches und klinisches Zell- und Gentherapieportfolio vorantreiben.

Zudem hat Bayer seit 2020 über 3,5 Mrd. Euro in den Aufbau von Technologieplattformen für die Entdeckung und Entwicklung von Zelltherapien und Gentherapien investiert.

Dynamic Shared Ownership

Durch das neue unternehmensweite Betriebsmodell, Dynamic Shared Ownership (DSO), soll sich das Unternehmen stärker auf seine Mission und wertorientiertes Handeln konzentrieren und fokussieren. 

So beschreibt das Unternehmen:

„Ausgehend von den Kundenbedürfnissen und ausgestattet mit den Befugnissen für schnelle Entscheidungen treiben kleine funktionsübergreifende Teams mit fachlichem Know-how aus allen relevanten Bereichen der Wertschöpfungskette produkt- und kundenorientierte Exzellenz voran.“

„... Sie wird uns helfen, geschäftliche Chancen früher zu erkennen und schneller zu nutzen. Durch die effizientere Nutzung unserer Ressourcen verbessern wir zudem langfristig unsere Erträge“, erhofft sich Oelrich.

 

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