Ankersen findet: „Es kann nicht mehr darum gehen, dass Frauen sich maximal anpassen.“ Oder dass „eine Führungskarriere sich am ständig verfügbaren männlichen Mitarbeiter orientiert, dem zu Hause der Rücken freigehalten wird.“ (Foto von Lucie Hošová auf Unsplash)
Die AllBright Stiftung mit Sitz in Stockholm und Berlin setzt sich für mehr Frauen und Diversität in Führungspositionen der Wirtschaft ein. Ankersen hat im Gespräch mit She's Mercedes einiges zum Thema Gleichberechtigung und Diversity gesagt – und das betrifft auch Pharmaunternehmen.
„Damit sich in Unternehmen etwas ändert, muss Gleichberechtigung als hartes strategisches Ziel definiert werden.“
Beispielsweise wird sie folgendes gefragt: Als ein Anstoß zur Veränderung führt Ihr Studien zur Gleichberechtigung in deutschen Unternehmen durch. Welche Zahl hat Dich dabei am meisten geschockt?
Ihre Antwort: „2016 haben wir zum ersten Mal geschaut, wie die Vorstände in deutschen Börsenunternehmen aufgestellt sind. Da waren Männer, Männer, Männer, Männer, Männer – und nur sieben Prozent Frauen! In Schweden war man damals schon bei knapp 20 Prozent, das haben wir in Deutschland erst jetzt. Der zweite Schock kam, als wir uns 2020 auch Familienunternehmen ansahen. Das Argument war ja immer, im Mittelstand sähe es viel besser aus! Dann haben wir nachgezählt – und das war überhaupt nicht der Fall. Im Mittelstand gab es nur halb so viele Frauen an der Spitze wie in den börsennotierten Unternehmen. Da sorgen allein die Transparenzpflicht und Erwartungen von Share- und Stakeholdern für mehr Chancengleichheit. Aber steht im Familienunternehmen ein Patriarch an der Spitze, der den Sinn des Themas nicht erkennt, passiert auch nichts.“
Damit das Ziel der Gleichberechtigung erreicht werden kann, betont sie:
„Zuallererst muss Gleichberechtigung als hartes strategisches Ziel definiert werden. Es reicht nicht, eine Diversity-Managerin irgendwo schräg unter dem Vorstand anzusiedeln. Weiß die Führungsspitze selbst nicht, warum sie diese Veränderung braucht, wird sich nichts grundlegend verändern. Also: mehr prominente Stellen mit Frauen besetzen. Damit jeder sehen kann, da passiert was. Und dann muss man die Struktur verändern: Eine Führungskarriere darf sich nicht mehr am ständig verfügbaren männlichen Mitarbeiter orientieren, dem zu Hause der Rücken freigehalten wird – man muss durch Flexibilität Männern und Frauen dieselbe Karriere ermöglichen.“
Was kann eine Führungskraft für mehr Gleichberechtigung in ihrem Unternehmen tun?
Drei Empfehlungen von Ankersen:
1. Egal ob Mann oder Frau: Beschäftige Dich mit Deinen unbewussten Denkmustern, den Gender Biases. Das sind unterschiedliche Erwartungen und Zuschreibungen an Männer und Frauen, die wir alle in uns haben. Jeder meint zwar, dass er oder sie objektiv urteilt und allen dasselbe zutraut, aber in der Regel ist das nicht der Fall. Es gilt also, diesen Fakt zuerst zu akzeptieren, sich dann mit den eigenen blinden Flecken zu beschäftigen und schließlich zu versuchen, sich möglich frei davon zu machen.
2. Ganz praktisch kannst Du Dir ein Beispiel an Schweden nehmen: Sei selbst ein Vorbild in Sachen Vereinbarkeit, gehe also pünktlich und mache das Privatleben zur Priorität. Finde auch mit Deinem Team Wege der Zusammenarbeit, die jedem und jeder möglichst flexibel ein Familienleben ermöglichen.
3. Willst Du mehr Frauen in Führung sehen, dann sieh zu, dass auch Du mehr Frauen in diese Positionen bringst, wenn es in Deiner Macht steht. Glaub nicht, dass Du ein zu kleines Rädchen im System bist. Du prägst damit mindestens Dein eigenes Team – und kannst das sicherlich auch anderen Führungskräften gegenüber zum Thema machen.
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