Lesbarkeitsstudie: Viele Medikamentenbeipackzettel schwer verständlich


Eine Analyse der Versandapotheke mycare.de zeigt: Zahlreiche Packungsbeilagen der meistverschriebenen Medikamente sind sprachlich komplex und für Laien nur schwer zugänglich.

Auf dem Foto ist eine Medikamentenpackung mit Tabletten zu sehen.

Martin Schulze von mycare.de erklärt: „Die Angaben in der Packungsbeilage sind durch das Arzneimittelgesetz vorgeschrieben. Vielen Patienten wäre bereits geholfen, wenn die Schrift größer wäre oder es farbliche Hervorhebungen gäbe. Eine klare und verständliche Packungsbeilage ist sowohl für ältere und chronisch erkrankte Menschen als auch für Patienten, die ein Medikament zum ersten Mal verschrieben bekommen, von entscheidender Bedeutung, um Medikamente sicher und korrekt anzuwenden...“ (Foto von Melany @ tuinfosalud.com auf Unsplash)

Analyse von 50 meistverschriebenen Arzneimitteln


Die Versandapotheke mycare.de hat die Packungsbeilagen der 50 meistverschriebenen Medikamente in Deutschland auf ihre Verständlichkeit untersucht. Bewertet wurde nach dem Lesbarkeitsindex (LIX), der u.a. die durchschnittliche Satzlänge und den Anteil langer Wörter berücksichtigt. Ein höherer Wert steht dabei für geringere Verständlichkeit. Der durchschnittliche LIX-Wert der untersuchten Beipackzettel lag bei 47,04.

Schwierig wie Sachliteratur


Sechs der analysierten Packungsbeilagen überschreiten einen LIX-Wert von 50 und liegen damit im Bereich „Sachliteratur“. Am schwersten verständlich ist die Beilage von Ibuflam/-Lysin (ratiopharm 400 mg) mit einem LIX-Wert von 53,68. Auf den weiteren Plätzen folgen zwei Schilddrüsenmedikamente: Thyronajod® 75 Henning (51,43) und L-Thyroxin Henning 100 (51,26) sowie Pantoprazol 1 A Pharma® (50,26), Atorvastatin AXiromed (50,19) und MetoHEXAL® Succ® (50,06).

Beispiele für besonders verständliche Beipackzettel


Deutlich leserfreundlicher sind laut Analyse die Beipackzettel von Allopurinol Indoco (LIX 41,41), Candecor® (42,89) und Candesartan-1 A Pharma (43,56). Diese Texte zeichnen sich durch kürzere Sätze und einen geringeren Anteil langer Wörter aus, was die Verständlichkeit verbessert.

Große Unterschiede im Umfang


Neben der sprachlichen Komplexität variiert auch der Umfang erheblich: Die längste Packungsbeilage, Eliquis®, kommt auf 13.902 Wörter, die kürzeste Amlodipin Dexcel® im Vergleich dazu auf 1.102 Wörter. Der Durchschnittswert der untersuchten Beipackzettel liegt bei 3.101 Wörtern. Umfangreiche Texte können die Informationsaufnahme zusätzlich erschweren.

Potenzial für mehr Verständlichkeit


„Eine klare und verständliche Packungsbeilage ist für viele Patienten entscheidend, um Medikamente sicher und korrekt anzuwenden“, betont Martin Schulze, Apotheker und Leiter der pharmazeutischen Kundenberatung bei mycare.de. Verbesserungen seien etwa durch größere Schrift oder farbliche Hervorhebungen möglich. Eine verständlichere Sprache könne zudem die Therapietreue stärken und Behandlungsergebnisse verbessern.

Grafik: LIX-Index / mycare.de

Grafik: LIX-Index / mycare.de

Grafik: LIX-Index / mycare.de

Grafik: LIX-Index / mycare.de

Grafik: LIX-Index / mycare.de

Für die Lesbarkeits-Analyse wurden die 50 am häufigsten verschriebenen Medikamente in Deutschland ausgewählt. Die Packungsbeilagen der entsprechenden Medikamente wurden mithilfe des Lesbarkeitsindex (LIX) von psychometrica.de untersucht. 

Der LIX-Rechner basiert auf zwei Hauptfaktoren: der durchschnittlichen Satzlänge und dem Anteil der langen Wörter (mehr als sechs Buchstaben) im Text. Die untersuchten Kennzahlen umfassen die Anzahl der Wörter, die Anzahl der Sätze, die durchschnittliche Satzlänge, den Anteil langer Wörter und den Lesbarkeitsindex. Alle Packungsbeilagen sind online einsehbar und wurden aus öffentlich zugänglichen Quellen entnommen

Erhalten Sie jetzt uneingeschränkten Zugriff auf alle interessanten Artikel.
  • Online-Zugriff auf das PM-Report Heftarchiv
  • Aktuelle News zu Gesundheitspolitik, Pharmamarketing und alle relevanten Themen
  • 11 Ausgaben des PM-Report pro Jahr inkl. Specials
Mehr erfahren