Pharma unter Druck: Finanzierungsstrategien im Wandel – auch in Deutschland


Während Innovationen und demografischer Wandel langfristig für Wachstum im Pharmasektor sorgen, dominieren 2025 kurzfristig Unsicherheiten. 

Auf dem Bild ist ein Straßenschild, nämlich Wall Street, zu sehen.

„Während medizinische Innovationen und demografische Entwicklungen langfristige Wachstumsimpulse für die Pharmabranche setzen, sorgen kurzfristige Unsicherheiten für eine ambivalente Ausgangslage. Aus Sicht des Corporate Bankings ergibt sich ein komplexes Bild aus Risiken und Chancen“, so das Fazit des ING Roundtable Healthcare-Finanzierung & Markttrends. (Foto von Chris Li auf Unsplash)

 

Beim Roundtable „Healthcare-Finanzierung & Markttrends“ der ING Schweiz diskutierten Expert:innen aus Banken und Industrie die strategische Lage der Branche. Im Zentrum: die Frage, wie sich Pharmaunternehmen – auch in Deutschland – künftig finanzieren, wachsen und transformieren können.

Ein zentrales Thema bleibt der zunehmende Margendruck, insbesondere in etablierten Märkten wie den USA, aber auch in Europa und Deutschland. Regierungen fordern mehr Transparenz in der Preisbildung, verschärfen regulatorische Anforderungen und setzen Unternehmen unter Druck. 

„Gerade im deutschen Markt beobachten wir eine deutliche Zurückhaltung bei Finanzierungen, wenn Einnahmeströme durch Politik oder Patentabläufe unsicher sind“, sagt Gregory Lambillon, CEO der ING Schweiz. Bonitätsbewertung und Cashflow-Planung gewinnen an Komplexität – besonders bei M&A-Vorhaben oder wachstumsorientierten Biotech-Unternehmen.

Standortvorteile im Blick: Deutschland unter Zugzwang

Während sich in der Schweiz durch stabile Rahmenbedingungen neue Chancen ergeben – etwa für Holdingstrukturen oder Forschungseinheiten –, steht auch Deutschland im Standortwettbewerb. „Die internationale Verunsicherung sorgt für Kapitalverlagerungen Richtung Zürich und Basel. Deutschland muss gegenhalten – mit regulatorischer Planbarkeit, innovationsfreundlichem Klima und verlässlichem Zugang zu Kapital“, betont Diederik Stadig, Healthcare Economist bei ING.

M&A bleibt aktiv – auch deutsche Biotech-Firmen gefragt

Trotz eines herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds bleibt die Übernahmetätigkeit im Pharmasektor dynamisch – auch in Deutschland. Getrieben von Patentklippen und Innovationslücken, suchen große Unternehmen gezielt nach Ergänzungen, insbesondere im Bereich seltener Erkrankungen. Für viele Biotech-Firmen in Deutschland kann das neue Chancen bedeuten. Dabei verändern sich die Finanzierungsmodelle: Neben klassischen Bankkrediten rücken Earn-Outs, Partnerschaften und strukturierte Finanzierungen stärker in den Fokus.

Geopolitik, Lieferketten und ESG: neue Herausforderungen für deutsche Pharmaunternehmen

Wie stark geopolitische Spannungen auf die Branche durchschlagen, zeigt sich auch in Deutschland. Viele Unternehmen evaluieren neue Produktionsstandorte, um die Abhängigkeit von asiatischen Lieferketten zu reduzieren. Das eröffnet Raum für Projektfinanzierungen, ESG-konforme Kredite und Finanzierungslösungen im Kontext von Nearshoring.

Gleichzeitig verändert Nachhaltigkeit die Kapitalkostenstruktur: Investoren und Regulierungsbehörden verlangen mehr Transparenz zu CO₂-Emissionen, Governance und sozialen Standards. Unternehmen, die dem nicht nachkommen, sehen sich zunehmend Refinanzierungsrisiken ausgesetzt. Für ESG-orientierte Banken entstehen dadurch neue Geschäftsfelder – etwa durch Sustainability-linked Loans oder Green Bonds.

Kernaussagen & Relevanz für den deutschen Markt:

1. Margendruck und Regulierung setzen Unternehmen unter Druck

  • Deutschland und Europa sind – ähnlich wie die USA – zunehmend von Preisregulierungen und Transparenzforderungen betroffen.
  • Die Folge: Unsichere Einnahmeprognosen und vorsichtigere Bewertungen bei Finanzierungen.
  • Auch in Deutschland gewinnt die präzise Bonitäts- und Risikoanalyse an Bedeutung – insbesondere bei Mittelständlern mit internationalen Ambitionen.

 

2. Die Schweiz profitiert – Deutschland darf nicht nachlassen

  • Die Schweiz punktet mit stabilen Rahmenbedingungen und exzellenter F&E-Infrastruktur.
  • Kapitalströme und Holdingstrukturen verlagern sich zunehmend nach Zürich und Basel.
  • Für Deutschland ist das ein Warnsignal, regulatorische Planungssicherheit und Innovationsförderung noch stärker in den Fokus zu rücken.

 

3. M&A bleibt aktiv – auch in DACH

  • Patentklippen treiben Akquisitionen, vor allem im Biotechbereich und bei seltenen Krankheiten.
  • Deutsche Biotech-Start-ups bleiben attraktive Targets für internationale Pharmakonzerne.
  • Hybride Finanzierungsmodelle (Earn-Outs, strukturierte Kredite) gewinnen auch im deutschen M&A-Markt an Relevanz.

 

4. Geopolitik & Lieferketten: Neue Standortstrategien auch für deutsche Pharma

  • Handelskonflikte und China-Risiken zwingen Unternehmen zur Diversifizierung.
  • In Deutschland wird zunehmend in Nearshoring, Reshoring und EU-Standorte investiert – oft mit Projektfinanzierungen und ESG-Fokus.

 

5. ESG-Faktoren bestimmen die Refinanzierung mit

  • Auch in Deutschland steigt der Druck auf Pharmaunternehmen, nachhaltige Lieferketten, Governance und CO₂-Ziele nachzuweisen.
  • ESG-orientierte Banken bieten passende Instrumente (z. B. Green Bonds, Sustainability-linked Loans), um Unternehmen zu transformieren.
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