Bessere Gesundheit für alle braucht Innovationen für alle


Die Gesundheit der Menschen hängt weltweit zusammen. Das hat die Corona-Pandemie mehr als deutlich gezeigt. Über „Global Health“ diskutierten daher Wissenschaftler:innen auf der Leopoldina-Jahresversammlung – und welche Potenziale digitale Lösungen für globale Gesundheitsfragen bieten.

Thema "Global Health" 

Immer noch ist nicht klar, wann Corona keine Pandemie mehr ist. Klar ist dagegen, dass sie nicht die letzte gewesen sein wird. Fachleute erwarten mehr und intensive Gesundheitskrisen – worauf die Welt sich vorbereiten könnte. Zwei Tage lang drehte sich auf der Jahresversammlung 2022 der Leopoldina in Halle (Saale) alles um das Thema „Global Health: Von Gesundheitsleistungen über Klimawandel bis zu sozialer Gerechtigkeit“. Damit stellt die Nationale Akademie der Wissenschaften das breite Spektrum globaler Gesundheitsfragen in den Mittelpunkt.

Aida Habtezion war als Chief Medical Officer von Pfizer seit 2021 direkt am Puls der rasanten biopharmazeutischen Entwicklungen. Die Covid-19-Impfstoffe haben der Welt gezeigt, wie schnell Wissenschaft funktionieren kann, wenn vieles optimiert läuft. Gleichzeitig erreichten die Vakzine weltweit nicht alle Menschen gleichermaßen. Daher erinnert Habtezion daran, das Versprechen wissenschaftlicher Innovation werde erst dann vollständig eingelöst werden, wenn wir uns direkt mit den sozialen Determinanten der Gesundheit befassen. Konkret heißt das: Das gesamte Ökosystem müsse inklusiver werden – vom Konzept bis zum gesamten Forschungs- und Entwicklungszyklus, damit Menschen überall eine bessere Gesundheit genießen können.

Globale Gesundheit weiterdenken

Hier knüpft Prof. Dr. Eva Rehfuess, Leitung des Lehrstuhls für Public Health und Versorgungsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München, mit weiteren Aspekten zum Thema „Globale Gesundheit weiterdenken“ an. Beliebt waren und sind während der Corona-Krise Ländervergleiche – gerade, was die unterschiedlichen Maßnahmen angeht. „Aber in Schweden“ (hätte es gar keine Maßnahmen gegeben), lautet ein regelmäßig diskutiertes Narrativ.

Häufig allerdings vernachlässigen solche Vergleiche die Komplexität. So könne die Wirkung einer Maßnahme sehr unterschiedlich ausfallen, je nach geografischem, soziokulturellem oder ökonomischem Kontext, betont die Public-Health-Wissenschaftlerin. Darüber hinaus hätten Interventionen zwar intendierte und erwünschte gesundheitliche Wirkungen, aber auch eine Reihe nicht-intendierter gesundheitlicher, sozialer oder ökologischer Folgen. Diese könnten positiv oder negativ sein. Rehfuess fordert deshalb: Diese Komplexität sollte bei gesellschaftlichen Entscheidungen berücksichtigt werden, idealerweise basierend auf einer angemessenen Evidenzgrundlage.

KI als Baustein

Ein weiteres Schlagwort, das nicht fehlen darf, wenn es um die Zukunft der Gesundheitsbranche geht: Künstliche Intelligenz (KI) als eine Facette der Digitalisierung. Prof. Dr.-Ing. Thomas Wiegand, Professor für Medientechnik an der TU Berlin und Institutsleiter des Fraunhofer Heinrich-Hertz-Instituts (HHI), beschäftigt sich mit der Standardisierung von KI im Gesundheitswesen als Katalysator für Innovationen im Bereich „Digital Global Health“. 

In digitalen Gesundheitstechnologien liegen – seiner Einschätzung nach – große Potenziale, Herausforderungen im Bereich der globalen Gesundheit zu bewältigen. Allerdings bringen die Länder ganz unterschiedliche Herausforderungen für die konkrete Anwendungen mit sich. International anerkannte Standards und Qualitätsbewertungen fehlten. Das behindere Fortschritte bei datengesteuerten Gesundheitslösungen. 

Die Fokusgruppe „AI for Health“ (FG-AI4H) wurde als internationale Normungsinitiative von den beiden UN-Organisationen Internationale Fernmeldeunion (ITU) und Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen. Ziel der FG-AI4H ist es, Best-Practices und Standards zu dokumentieren und Open-Code-Software für die Entwicklung und unabhängige Bewertung medizinischer KI-Lösungen zur Verfügung zu stellen. Diese könnten künftig vielversprechender Treiber für die Innovation im Bereich „Digital Global Health“ sein.

 

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