Chancen des „hospital@home“


Etwa jeder Fünfte in Deutschland ist schon jetzt im Rentenalter. Und die Bundesrepublik altert immer weiter. Das stellt die medizinische Versorgung vor große Herausforderungen. Prof. Dr. Christian Schmidt erläutert, wie Homecare hierbei helfen kann.

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Viele Großstädte und ihr Umland werden bis 2040 voraussichtlich weiterwachsen, während strukturschwache und ländliche Regionen mehrheitlich schrumpfen. Das zeigen Daten des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Gerade in letzteren leben tendenziell mehr ältere Menschen. So war 2020 in Suhl und in Dessau-Roßlau (Sachsen-Anhalt) fast jeder dritte Einwohner im Rentenalter, im Altenburger Land und im Vogtlandkreis sah es ähnlich aus (Quelle: Regionalstatistik.de).

Medizinische Versorgung vor Herausforderungen

Die alternde Gesellschaft stellt die Medizin in mehrerlei Hinsicht vor Herausforderungen: Denn die „die ärztliche Versorgung der Bevölkerung wird im ländlichen Raum problematischer“, wie Prof. Dr. Christian Schmidt erläutert. Er ist seit April dieses Jahres neuer CEO der GHD GesundHeits GmbH Deutschland (GHD), einem Anbieter für medizinische Komplettversorgung im häuslichen Raum. 

Beispielsweise sei die Situation der Dermatologen in Mecklenburg-Vorpommern genannt. „Dort werden – innerhalb der kommenden drei Jahre – 29 von 39 Fachärzten in Rente gehen. Nachfolger sind noch nicht bekannt, so dass man dann von einem Versorgungsengpass ausgehen kann. Auch in anderen fachärztlichen Disziplinen beobachten wir einen solchen Trend.“ Das heißt, das medizinische Personal wird, gerade in peripheren Regionen, knapp. Noch knapper als es ohnehin an vielen Orten bereits ist. Versorgung müsse also neu gedacht werden.

In den eigenen vier Wänden schneller gesund leben

Gleichzeitig wird die Zahl der Menschen, die in den nächsten Jahren medizinisch versorgt werden müssen, weiter steigen. Allein die Demographie bedingt dies. Schmidt will die GHD daher vom reinen Homecare-Betreiber zu einem integrierten Gesundheitsdienstleister entwickeln. „Unsere Vision ist es, dem Patienten dabei zu helfen, in den eigenen vier Wänden schneller gesund zu leben“, führt der Geschäftsführer aus. Das läge im Interesse der Patientenschaft, der Krankenhäuser und Krankenkasse. „Ich glaube an das Konzept ‚hospital@home‘.“

Hier könnte Deutschland viel von den USA lernen. Hier hätte das Konzept gerade während der pandemischen Lage großen Erfolg gehabt. Ärzte hätten sich getraut, weitaus mehr Erkrankungen online in der Häuslichkeit zu behandeln.

In seinen Augen bietet sich angesichts der demographischen Entwicklung und des medizinischen Fortschritts eine Chance: „Die Medizin wird ambulanter und viele Therapien werden zukünftig stärker in den Homecare-Bereich wandern“, ist sich Schmidt sicher. Denn die Betreuung von Langzeitkranken werde eine zentrale Herausforderung für das Gesundheitssystem werden. Die „zunehmende Überalterung der Bevölkerung führt naturgemäß zu einer größeren Anzahl von chronischen Erkrankungen. Um beim Beispiel USA zu bleiben: Dort wird heute der größte Teil aller Ausgaben im Gesundheitssystem für chronisch kranke Patienten aufgewendet, die wiederum einen signifikanten Teil aller Todesfälle in den USA ausmachen. Eine ähnliche Entwicklung ist auch für Deutschland zu erwarten“.

Die Chancen des „hospital@home“

In der Zukunft braucht es eine enge Zusammenarbeit von Kliniken und Homecare. Viele Therapien bedürften einer intensiven Nachbetreuung der Patient:innen. „Wegen der großen Anzahl chronisch kranker Patienten und der knappen Personaldecke müssen zukünftige Lösungen die digitalen Möglichkeiten nutzen, um beispielsweise per Videosprechstunde die ärztliche und pflegerische Expertise bis zum Patienten nach Hause zu bringen“, sagt Schmidt. Auf diese Weise könnten kostenintensive Krankenhauseinweisungen vermieden werden und die Betroffenen in den eigenen vier Wänden bleiben. 

Weitere konkrete Ideen hierzu: Regionale Koordinierungsstellen einbinden, Reha-Versorgung, Pharmatherapie und klassisches Homecare-Management sollte in Zukunft aus einer Hand angeboten werden. Dadurch könnte das Konzept vom „hospital@home“ Realität werden und auf lange Sicht eine drohende Unterversorgung vermeiden. Das folgt Schmidts Motto: „Wenn ein Patient nicht so leicht zum Arzt kommt, muss die Medizin eben zum Patienten kommen – und das geht auch aus der Ferne.“

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