Chancen von Gesundheitsdaten


Überall hinterlassen die Menschen digitale Spuren, zunehmend auch Gesundheitsdaten: Gut gemanagt, steckt viel Potenzial in ihnen – für den Einzelnen wie für die Gesellschaft. Gerade auf europäischer Ebene könnte ein Health Data Space viele Möglichkeiten bieten.

EIT Health: Gemeinsam für Lösungen im Gesundheitsbereich

Spannungsfeld digitale Gesundheitsdaten 

Digitale Daten bewegen sich immer in einem Spannungsfeld – Gesundheitsdaten ganz besonders. Da sind die persönlichen Rechte und der Datenschutz auf der einen Seite und der Nutzen für die Patientenschaft und das Interesse der Wissenschaft auf der anderen. Regierungen und Gesundheitsorganisationen müssen die Rechte der Patienten in Bezug auf ihre persönlichen und Gesundheitsdaten schützen, schreibt die europäische Netzwerk-Initiative EIT Health Germany-Switzerland. Gleichzeitig gäbe es starke ethische Argumente, um diese Daten zum Nutzen der Patienten leichter nutzbar zu machen.

Unternehmen und Forschende drängen schon länger darauf, dass sich in diesem Technologiefeld die Dinge weiterentwickeln. Europaweit existieren diverse Initiativen, Projekte und Forschungszentren, die das Thema vorantreiben.

Wenn Daten Leben retten sollen

Expert:innen trafen sich kürzlich auf dem gemeinsamen Symposium der EIT Health Regional Innovation Hubs (RIH) Germany-Switzerland und Spain, um über effizientes und patientenorientiertes Datenmanagement zu diskutieren. Das Motto: „Right to Privacy vs. Duty to Protect Lives: Health Data Management in Focus”. Denn im besten Fall retten Gesundheitsdaten Leben.

Bis es so weit ist, sind allerdings noch große Schritte notwendig. Über einen hiervon sprachen Nick Schneider von der Projektgruppe Datenraum Gesundheit im Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und Harald Wagener, Charité Berlin: der European Health Data Space (EHDS). Aktuell sei die Verwendung von Gesundheitsdaten in Europa noch stark reglementiert und zudem fragmentiert, weitestgehend unzugänglich und in Silos organisiert, führte der Wissenschaftler in seinem Vortrag aus. Zentralisierte Datensammlung wiederum widerspräche den europäischen Werten. Daher sei ein (European) Health Data Space notwendig. Mit dem von ihnen konzipierten „Health-X data-Wallet“ hätten Bürgerinnen und Bürger ein zentrales Kontrollinstrument für ihre Gesundheitsdaten an der Hand.

Seine Vision und Mission:

  • Mit unserem Health-X data-Wallet möchten wir einen freiwilligen, einwilligungsbasierten, rechtskonformen und bürgerzentrierten Zugang zu Gesundheitsdaten ermöglichen.
  • Dezentraler Ansatz zur Erhöhung von Vertrauen und Sicherheit.
  • Nutzung von primären und sekundären Gesundheitsdaten für eine verbesserte datengestützte Versorgung und Prävention.

 

Vier Anwendungsfelder sieht Wagener hier:

1.     Autonomer Gesundheitsalltag

2.     Klinische Begleitung

3.     Personalisierte Gesundheitsdienste und

4.     Sekundärnutzung von Daten

 

Schneider führte politische Dimensionen eines EHDS aus. Es soll der erste sektorspezifische gemeinsame europäische Datenraum sein und eine Europäische Gesundheitsunion ermöglichen, lautet seine Vision. Schneider betonte, dass lernende Gesundheitssysteme ein gesundes Datenökosystem bräuchten. Der European Health Data Space (EHDS) hätte das Potenzial für eine bessere Nutzung von Gesundheitsdaten in Deutschland. Allerdings appellierte der Datenexperte auch: Ohne Umdenken kein gesundes Datenökosystem.

Datentreiber in Deutschland auf dem Mannheim Medical Technology Campus

Während des Symposiums stellten sich auch das jüngst eröffnete MedTech-Startup-Zentrum CUBEX ONE sowie verschiedene Unternehmer:innen des Mannheim Medical Technology Campus vor. Seit neuestem wird dieser durch den Hauptsitz des RIH EIT Health Germany-Switzerland ergänzt. EIT Health unterstützt unter anderem kleine und mittelständische Unternehmen sowie Start-ups dabei, digitale Lösungen im Gesundheitswesen zur Marktreife zu bringen. Das CUBEX ONE bietet durch seine Infrastruktur und Vernetzung eine Umgebung, um innovative Lösungen effizient und kollaborativ voranzutreiben.

Im Anschluss an das Symposium wird in den kommenden Wochen ein gemeinsames Statement-Papier mit Handlungsempfehlungen für europäische Entscheidungsträger:innen zur zukünftigen Gestaltung der Gesundheitsversorgung erarbeitet.

Über EIT Health RIH Germany-Switzerland

Das European Institute of Innovation & Technology (EIT) ist eine unabhängige Einrichtung der Europäischen Union, die 2008 gegründet wurde, um Innovation und Unternehmertum in ganz Europa zu fördern. Seit 2014 ist die Netzwerk-Initiative auch im Bereich Gesundheit in Europa aktiv. EIT Health arbeitet zurzeit mit rund 150 Partnern aus 14 Ländern in einer „Public-Private-Partnership“ an den Lösungen der großen Herausforderung im Gesundheitswesen unserer Zeit. 

Führende Unternehmen, öffentliche Institutionen sowie renommierte Universitäten und Forschungseinrichtungen entwickeln gemeinsam mit Start-ups und KMU in innovativen Programmen und Projekten neue Produkte und Dienstleistungen, die eine nachhaltige Gesundheitsökonomie in Europa fördern. Ziel ist es, die starke Polarität der verschiedenen Gesundheitssysteme in Europa zu überwinden, um etablierten und auch jungen digitalen Unternehmen neue Ressourcen zu eröffnen und ihre Ideen in gemeinsamen Produkten und Dienstleistungen für den europäischen Markt zu realisieren.

Der EIT Health Regional Innovation Hub (RIH) Germany-Switzerland ist eines von insgesamt acht EIT Health-Zentren in Europa und betreut in Deutschland und der Schweiz zurzeit 26 Partner aus Industrie, Forschung und Lehre, u. a. Roche, Abbvie, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die Universität Heidelberg, aber auch Start-ups und KMU bei der Entwicklung von Innovationen im Gesundheitswesen.

Erhalten Sie jetzt uneingeschränkten Zugriff auf alle interessanten Artikel.
  • Online-Zugriff auf das PM-Report Heftarchiv
  • Aktuelle News zu Gesundheitspolitik, Pharmamarketing und alle relevanten Themen
  • 11 Ausgaben des PM-Report pro Jahr inkl. Specials
Mehr erfahren