„Deklaration von Berlin“: Gegen Rassismus in der Medizin


Ganz im Zeichen der Solidarität stand die Generalversammlung des Weltärztebundes. Auf ihrem Treffen verabschiedete sie eine Deklaration gegen Rassismus in der Medizin.

Twitter Account der Bundesärztekammer (BÄK)

Deklaration gegen Rassismus

Für mehr Gerechtigkeit in der Medizin hat sich die Generalversammlung des Weltärztebundes (World Medical Association, WMA) ausgesprochen. Auf seinem Treffen verabschiedete sie eine Deklaration gegen Rassismus. Darin warnt der Weltärztebund vor Rassismus in der Medizin, zum Beispiel in Gesundheitseinrichtungen, in Universitäten und Weiterbildungsstätten sowie in der Forschung und in wissenschaftlichen Publikationen.

Die Ärzteverbände wurden aufgerufen, sich weltweit dafür einzusetzen, dass alle Menschen den gleichen Zugang zu gesundheitlichen und sozialen Ressourcen erhalten. Auf Vorschlag der American Medical Association (AMA) bekam die Deklaration den Namen „Deklaration von Berlin“.

Weitere Themen

Der Weltärztebund verabschiedete außerdem eine Revision des Internationalen Medizinethikkodex, die unter der Führung der Bundesärztekammer (BÄK) in einem zweijährigen Prozess erarbeitet worden ist. Der Kodex, der die ethischen Prinzipien für Ärzte weltweit definiert, wurde um Aspekte in folgenden Abschnitten erweitert:

  • Patientenautonomie,
  • ärztliches Wohlergehen,
  • Fernbehandlung und
  • umweltbezogene Nachhaltigkeit.

 

Außerdem erklärte der WMA seine Solidarität für medizinisches Personal und die Bevölkerung in der Ukraine. „Die Mitgliedsverbände des WMA stehen in Solidarität mit dem ukrainischen Ärzteverband und allen Beschäftigten des Gesundheitswesens“, heißt es in der Resolution. Der WMA forderte, Gesundheitseinrichtungen nicht als Militärunterkünfte zu nutzen, Gesundheitseinrichtungen, ihre Mitarbeiter und Fahrzeuge nicht anzugreifen und den Zugang zur Gesundheitsversorgung nicht einzuschränken.

Gleichzeitig feierte die Bundesärztekammer im Zuge der Generalversammlung des Weltärztebundes einen Festakt zu ihrem 75. Jubiläum. Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, Dr. Heidi Stensmyren, Präsidentin des Weltärztebundes und Prof. Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrats waren unter anderem in Berlin zu Gast.

Freiberuflichkeit muss bleiben

„Die medizinisch-fachliche Weisungsfreiheit aller Ärztinnen und Ärzte und ihre im ärztlichen Berufsethos und Berufsrecht verankerte Verpflichtung zur Übernahme persönlicher Verantwortung für das Patientenwohl sind Grundvoraussetzungen für eine gute Patientenversorgung“, betonte Reinhardt. Sie seien daher auch ein Patientenrecht, das beschnitten werde, „wenn Ärztinnen und Ärzte von Kliniken, Kostenträgern und Kapitalinvestoren angehalten werden, in rein betriebswirtschaftlichen Kategorien zu denken.“ Mit seiner Freiberuflichkeit könne Deutschland ein Vorbild für andere europäische Staaten sein.

Angst vor Digitalisierung muss fallen

Andererseits könnte sich Deutschland von so manchen Ländern etwas abschauen. Als Gastrednerin referierte Buyx zum Thema „Medizin der Zukunft – Arztrolle im Wandel“. Sie mahnte einen Bewusstseinswandel im Umgang mit Gesundheitsdaten an. Buyx appellierte in ihrem Festvortrag zu weniger Angst vor der Digitalisierung in der Medizin. In Deutschland gebe es inzwischen ein „grotesk verschobenes Verhältnis von Chancen und Risiken der Datennutzung“, zitierte die „Ärztezeitung“ die Ethikrat-Vorsitzende. Das sei nicht nur dem Datenschutz anzulasten, der vielfach besser sei als sein Ruf.

„Schlimmer ist die restriktive, zurückhaltende, zum Teil auch inkompetente Praxis der Auslegung und des Umgangs mit unserer Datennutzung“, sagte Buyx. „Wir schauen in Deutschland auf die Risiken, aber wir vergessen vollkommen, was wir an Verlusten erleiden, wenn wir nicht auch die Chancen in den Blick nehmen.“

Deutschlands Ärzte müssten einen „Bewusstseinswandel in der Bevölkerung erreichen“, nämlich, dass eine Nutzung von Daten nicht nur eine Bedrohung sei, sondern auch eine ganz wichtige Chance. Nur dann könnten sie Digitalmediziner sein.

 

Zum Hintergrund:

Der WMA ist eine internationale Organisation von 114 unabhängigen, nationalen Ärzteverbänden. Seit 1947 befördert er den Austausch zwischen seinen Mitgliedern und definiert medizinethische Prinzipien und Leitlinien für Ärztinnen und Ärzte sowie das Gesundheitswesen. Die Bundesärztekammer (BÄK) bringt als Mitglied die Positionen der deutschen Ärzteschaft ein. Zu den bekanntesten Dokumenten des WMA zählen neben dem bereits genannten Internationalen Kodex für Medizinethik das als moderner hippokratischer Eid bekannte Genfer Gelöbnis sowie die Deklaration von Helsinki zu den ethischen Prinzipien der Forschung am Menschen.

 

Erhalten Sie jetzt uneingeschränkten Zugriff auf alle interessanten Artikel.
  • Online-Zugriff auf das PM-Report Heftarchiv
  • Aktuelle News zu Gesundheitspolitik, Pharmamarketing und alle relevanten Themen
  • 11 Ausgaben des PM-Report pro Jahr inkl. Specials
Mehr erfahren