Economist Impact Survey 2022


Von allen Seiten ist es zu hören: Die Pandemie hat die Digitalisierung im Gesundheitswesen beschleunigt. Das gilt vor allem für die Telemedizin.

Grafik: Cognizant

Holprige Transformation 

Auch Unternehmen entwickeln digitale Gesundheitsanwendungen, Apps und KI-Lösungen. In der Praxis allerdings klagen Mediziner über eine recht holprige digitale Transformation.

Schon die Einführung der Corona-Warn-App hat es gezeigt: Digitale Anwendungen im Gesundheitsbereich haben es in Deutschland schwer. Viele rechtliche Hürden sind das eine, Vorbehalte der Menschen das andere. Und doch tut sich etwas in der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Die Akzeptanz hierfür ist in der Bevölkerung gestiegen. Videosprechstunden kommen Umfragen zufolge gut an, insbesondere wenn sie Patient:innen Fahrt- und Wartezeit sparen. Viele Menschen nutzen Apps, um Gesundheitsdaten zu tracken.

Eine kürzlich von Cognizant in Auftrag gegebene Studie von Economist Impact zeigt, dass viele Unternehmen des Gesundheitswesens zwar pragmatische und durchdachte digitale Strategien entwickeln, aber bei deren Umsetzung noch vor großen Herausforderungen stehen. Die Sicherheit der Patient:innendaten ist dabei zentral. Das Gesundheitswesen ist eine der am strengsten regulierten Branchen, wie der Spezialist für Unternehmenstransformationen feststellt.

Was die Digitalisierung leisten kann

In der aktuellen Studie ergründete Cognizant, was führende Healthcare-Unternehmen bereits leisten. Ganz oben bei den Technologien und Methoden, die sie schon eingeführt haben oder deren Einführung sie planen, stehen: Cloud-Lösungen: 91%, Internet of things (IoT): 82% und Datenanalyse (Big Data): 80%.

Die befragten Healthcare-Führungskräfte versuchen in ihren Firmen unterschiedliche Endgeräte und Ausrüstungen mit Applikationen des „Internet of things“ (IoT) zu verbinden, um diese Automatisierungs- und Machine Learning-fähig zu machen. Konkret könnte Klinikpersonal so mehr und bessere Einblicke gewinnen und die diagnostischen Möglichkeiten seiner Einrichtung erweitern. 

Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt beispielsweise dabei, Krankheitsmuster zu erkennen. Dies wiederum erleichtert darüber zu entscheiden, welches die geeignete Therapie ist und verbessert deren Ergebnisse. Medizinische Daten können außerdem nahtlos mit den Patient:innen in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Wohnheimen ausgetauscht werden, was die Therapie einrichtungs-übergreifend transparent gestaltet. Soweit die Theorie.

Wo es mit der Digitalisierung aktuell hakt

In der Praxis gestaltet sich der digitale Wandel alles andere als reibungslos. Krankenkassen wie Kassenärzte beklagen Probleme der Digitalisierung im Gesundheitswesen, wie das „Ärzteblatt“ berichtet. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) kritisiert den entstehenden Mehraufwand. Würde die Digitalisierung die Versorgung verbessern und den Aufwand in den Praxen reduzieren, wäre die digitale Transformation ein „Selbstläufer“, sagt Vorstandsmitglied Thomas Kriedel. Allerdings berichteten Ärzte aus der Praxis meist das Gegenteil: Bislang habe etwa die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) die Arbeitsbelastung in den Praxen deutlich erhöht.

Absurd wird es beim E-Rezept. „Das elektronische Rezept, das jetzt eingeführt wird, wird in der Realität zu 99,7 Prozent ausgedruckt“, sagte der Chef der Techniker Krankenkasse (TK), Jens Baas, der „Augsburger Allgemeinen“. Statt eines kleinen rosa Zettels bekämen die Menschen ein weißes Blatt mit QR-Code. „Keine Patientin und kein Patient empfindet eine solche Art Digitalisierung als Fortschritt.“

Deutschland komme bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens seit Jahrzehnten kaum voran, bemängelt Baas: „Im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern ist das deutsche Gesundheitswesen bei der digitalen Vernetzung katastrophal aufgestellt“.

Die elektronische Patientenakte gäbe es inzwischen zwar in der Praxis, aber es sind nach wie vor die allerwenigsten Ärztinnen und Ärzte daran angeschlossen, berichtet der Krankenkassen-Chef und bringt es auf den Punkt: „Eine digitale Akte, mit der die Praxen nicht vernetzt sind, nutzt nicht viel.“

Zu all dem kommt: Vernetzung und Sicherung von Patient:inneninformationen sind datenintensiv, sie verlangen nach Serverkapazitäten. Will die Bundesregierung tatsächlich bis 2025 das E-Rezept und die E-Akte zum Standard machen, gilt es noch einige digitale Stolpersteine aus dem Weg zu räumen.

 

 

Zum Survey kommen Sie hier (auf Englisch).

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