In Zukunft wird immer verstärkter um Vernetzung und Kooperationen im Apotheken- und Gesundheitsmarkt gehen. (Website des BVDAK / Screenshot PM—Report)
Vernetzung und Ausbau von Beziehungen
Für Dr. Vanessa Conin-Ohnesorge, Geschäftsführerin der IDV GmbH, ist die Vernetzung ein sehr wichtiger Punkt. Sie findet, dass „da mehr geht bei der Vernetzung hinsichtlich der Beziehungen zwischen Apotheker:innen und Ärzt:innen und weiteren Stakeholdern in der Gesundheitsversorgung.“ Sie denkt über den Tellerrand hinaus und weist auf weitere Partner bei der regionalen Gesundheitsversorgung hin, z. B. der Lebensmitteleinzelhandel.
Ein weiterer Faktor für sie ist die Anpassungsfähigkeit. Den Apotheker:innen kommt am Point of Care eine besondere Rolle zu. Doch auch der muss weiter gedacht werden. Als Stichwort nennt sie die Gesundheitskioske, bei den Apotheker:innen auch mitmischen können oder sollten. Das ist dann auch gleich abgedeckt mit einem anderen Punkt, dem der Veränderungsfähigkeit. Denn der Apothekenmarkt und damit auch das Berufsbild ändern sich ständig.
Sie schließt mit dem Kundennutzen. Diesen gilt es immer wieder zu hinterfragen: Was ist der Reason why? Und der Grund sollte im Einklang mit dem stehen, was meine Kund:innen brauchen und daran sollte sich das Angebot orientieren.
Problem der politischen Rahmenbedingungen
Eigentlich das alltägliche Prozedere in einer Apotheke möchte man meinen. Doch für Dr. Stefan Hartmann, BVDAK-Vorsitzender, steht das alles auf der Kippe. Er nimmt kein Blatt vor den Mund und meint, dass das Hauptproblem die politischen Rahmenbedingungen sind. Die Apotheker-Zukunft wird nicht beruflich, sondern politisch entschieden.
Bestätigt fühlt er sich durch ein Gespräch mit dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten Michael Hennrich, der nun neuer Geschäftsführer beim Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e.V. (BAH) ist. Hennrich hat in vergangenen 15 Jahren kräftig bei der Arzneimittelpolitik mitgemischt. Und er betont, dass es ein neues parteiübergreifendes Bündnis geben muss, um das Gesundheitswesen neu zu denken, auch hinsichtlich der Finanzierung.
Denn - darum geht es auch - die Honorare der Apotheker:innen müssen erhöht werden. In einem Interview mit der DAZ meint Hartmann:
„Mein Vorschlag ist sehr ungewöhnlich. Ich möchte eine Honorarerhöhung erkämpfen. Diese soll aber zu 60 oder 70 Prozent direkt in den Bundesrahmentarifvertrag fließen, damit vor allem auch unsere Mitarbeiter durch steigende Gehälter profitieren. Unser Gehaltsniveau ist im Vergleich zu anderen Branchen viel zu niedrig. Wir stehen im Wettbewerb um Fachkräfte aus der Pharmaindustrie und da haben Apotheken aktuell keine Chance. Circa 40 Prozent der Apotheken erwirtschaften ein Vorsteuerergebnis von weniger als 4 Prozent. Kleinere Apotheken tun sich immer schwerer, alle Kosten zu decken und vom Gewinn leben zu können. Genau diese Apotheken sind aber für die flächendeckende Versorgung immens wichtig. Es gibt Kollegen, die haben am Ende des Monats weniger Geld übrig als das, was ihre Mitarbeiter verdienen. Nicht umsonst schließt jeden Tag mehr als eine Apotheke; im 1. Quartal 2023 waren es bereits 129 Apotheken, bei 393 im gesamten Vorjahr. Um bessere Gehälter zahlen zu können, brauchen die Apotheken mehr Geld. Und das geht nur mit einem höheren Fixhonorar. Wir lassen gerade ausrechnen, welche Auswirkungen eine Erhöhung des Fixhonorars von beispielsweise 5 Euro auf den Bundesrahmentarifvertrag hätte.“
Beratung als Potenzial
In der Beratung sieht Hartmann „riesiges Potenzial“, beispielsweise durch das Impfen in Apotheken. So weist er darauf hin, dass in Frankreich 28% der Grippeimpfungen in Apotheken stattfinden. Zum Vergleich: In Deutschland sind es seinen Angaben nach 0,2%. Und bei der Digitalisierung, wie dem E-Rezept, das zeitgleich im März 2021 in Österreich gestartet ist, sind in dem Monat 5,7 Mio. der Rezepte elektronisch aus- und eingelöst worden. Das entspricht 85% aller Rezepte. In Deutschland sind es dagegen 200.000 E-Rezepte und das „wird dann gefeiert wie sonst noch was“, kritisiert Hartmann.
Ähnlich wie Conin-Ohnesorge sieht er den Apothekenmarkt einem sehr starken Wandel konfrontiert. Er prognostiziert, dass es Einzelapotheken immer schwerer haben und Apothekenkooperationen in Zukunft einen anderen Stellenwert einnehmen werden.
Die vier wichtigen Erfolgsfaktoren für die Apotheke der Zukunft. (Präsentation auf dem BVDAK-Kooperationsgipfel 2023)
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