267 Indikatoren für Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen


In Zeiten des Klimawandels machen sich auch Verantwortliche in der Gesundheitsbranche Gedanken um die Nachhaltigkeit. Und vor allem: Wie lässt sie sich verbindlich gestalten und messbar machen? Der Nachhaltigkeitsindex soll dies ermöglichen.

Die Abbildung fasst den Aufbau des Index zusammen. (Fotocredit: Nachhaltigkeitsindex 2022)

Wie bleibt die Gesundheitsversorgung für künftige Generationen finanzierbar, effizient und leistungsfähig? Wie agieren Verantwortliche ressourcenschonend? Astrazeneca und Vandage Health Economics Analytics haben mit Hilfe der wissenschaftlichen Beratung von Prof. Dr. Wolfgang Greiner von der Universität Bielefeld den ersten Nachhaltigkeitsindex entwickelt. 

Sein Ziel: Transparenz schaffen über Datenverfügbarkeit, Datenqualität und konkrete Zielsetzungen im deutschen Gesundheitssystem. In einem Symposium beim diesjährigen Hauptstadtkongress diskutierten Vertreter:innen verschiedener Akteur:innen im Gesundheitswesen darüber, wie notwendig es sei, Nachhaltigkeit zu messen und daraus Maßnahmen abzuleiten. Der Index bildet also den Ist-Zustand ab und soll in der Zukunft für Verbesserungen dienen.

267 Kriterien finden sich im Nachhaltigkeitsindex

Immer wieder schon in der Öffentlichkeit kritisiert wurde, dass Daten zum Gesundheitssystem nicht einheitlich verfügbar, unvollständig und auch qualitativ äußerst unterschiedlich ist. Das zeigte sich nun wieder: Von den 267 im Rahmen des Nachhaltigkeitsindex definierten Indikatoren konnten 17% aufgrund einer eingeschränkten Datenverfügbarkeit nicht bewertet werden. Auch hinsichtlich der daraus folgenden, konkreten Ziele gab es Schwierigkeiten: Nur 12% der Indikatoren haben Zielvorgaben. „Ohne Zielwerte wird sich nichts ändern,“ machte Greiner beim Symposium dazu klar: „Erst durch sie schaffen wir Verbindlichkeit.“

Bisher fehlt eine einheitliche Definition in Punkto Nachhaltigkeit. Daher soll der nun entwickelte Ansatz Klarheit schaffen. Auf der zugehörigen Internetseite erläutern die Verantwortlichen des Index weitere Details:

Was ist ein nachhaltiges Gesundheitssystem?

Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen zeichnet sich durch Ressourcenschonung, Generationengerechtigkeit, aber auch durch die Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit vor, nach und in Krisenzeiten aus.

Was kann der Nachhaltigkeitsindex abbilden?

Um eine Bewertung der Nachhaltigkeit des deutschen Gesundheitssystems zu erreichen, wurde der Nachhaltigkeitsindex entwickelt. Dafür wurden Dimensionen definiert und mit zahlen- und datenbasierten Indikatoren befüllt. So wird der Status quo der Nachhaltigkeit des deutschen Gesundheitssystems beschrieben.

Wie funktioniert der Nachhaltigkeitsindex?

Er bestimmt zunächst sechs Dimensionen. Diese werden dann wiederum in 23 Kategorien und Indikatoren heruntergebrochen. Ergibt 267 Indikatoren, zu denen es Zielvorgaben zu definieren gilt.

  1. Rahmenbedingungen
  2. Soziale Dimension
  3. Ökonomische Dimension
  4. Ökologische Dimension
  5. Gesundheitlich-organisatorische Dimension
  6. Gesundheitlich-epidemiologische Dimension
     

Zu den Kategorien zählen beispielsweise Gesundheitsausgaben, ökologisches Management, Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen, Resilienz, Demografie, Mortalität oder Morbidität.

In der gesundheitlichen Dimension finden sich unter anderem Prävalenzen verschiedener Krankheiten. Durch die Indikatoren 36 bis 56 werden etwa die sechs teuersten Erkrankungen (Bezug: 2020) angegeben. Weitere betreffen auftretende Pilz-, Bakterien- oder Viren-Infektionen. Auch hitzebedingte Todesfälle liefern einen Indikator.

Allerdings räumen die Autor:innen selbst ein, dass die Dimensionen und Kategorien nicht immer eindeutig sind. Oft ist es schlicht Definitionssache, wo ein bestimmter Indikator verortet ist. Zudem muss der Index stetig an sich wandelnde Gegebenheiten angepasst werden.

Die Vision der Zuständigen: Es soll eine Datengrundlage zum effizienten Einsatz von Ressourcen entstehen. Zusätzlich liefere der Index eine Entscheidungsgrundlage, in welchen Bereichen des Gesundheitswesens Innovationen entwickelt und gefördert werden sollten, heißt es in der begleitenden Pressemitteilung. Aus datenbasierten Nachhaltigkeitszielen könnten somit gezielt messbare Maßnahmen abgeleitet werden.

Astrazeneca stellt den Nachhaltigkeitsindex allen Akteur:innen im Gesundheitssystem und Interessierten als Open Source zur Verfügung. Damit will das Unternehmen den Austausch fördern und durch eine breite Diskussion gemeinsam zur Weiterentwicklung und Sicherstellung eines nachhaltig leistungsfähigen Gesundheitssystems beitragen.

Ein Nachteil bleibt, wie die Verantwortlichen bemerken: „Die Daten des Nachhaltigkeitsindex aggregieren sich nicht zu einer zentralen ‚Nachhaltigkeitskennzahl‘, welche ein vereinfachendes Urteil über den Nachhaltigkeitsgrad des deutschen Gesundheitssystem fällt.“

Aktuelle Trendanalyse

Aus dem Index: Trendanalyse Von den 267 Nachhaltigkeitsindikatoren wurden 112 bislang als bewertbar eingestuft. Davon wurden die Entwicklung von 28 Indikatoren bzw. 25% als positiv bewertet, jene von 33 Indikatoren bzw. 30% wurde als negativ eingestuft und 51 Indikatoren bzw. 45% haben sich im Beobachtungszeitraum eher gleichbleibend bzw. neutral entwickelt.

Die jährliche Bewertung der Indikatoren des Nachhaltigkeitsindex mittels aktuellen Daten und Tendenzen sollen einem Expert:innenrat im Rahmen der „Partnerschaft Zukunft Gesundheit“ zu Handlungsempfehlungen verhelfen.

Weiterführende Informationen zu den Hintergründen und Ergebnissen des Nachhaltigkeitsindex in der Pressebox. Den kompletten Report hier zum Download und mehr auf www.partnerschaft-zukunft-gesundheit.de.

Zum Hintergrund

Basis sind die Ergebnisse der „Partnership for Health System Sustainability and Resilience“ (PHSSR). Diese Partnerschaft beruht auf einer Initiative der London School of Economics, des World Economic Forum und Astrazeneca, welche mit Royal Philips, der WHO Foundation, dem Center for Asia-Pacific Resilience and Innovation sowie KPMG weitere Unterstützer fand. Die Herausforderungen der Covid-19-Pandemie zum Anlass nehmend, untersucht diese Partnerschaft seit 2020 diverse Gesundheitssysteme hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit und Resilienz. Neben dem deutschen Gesundheitssystem werden die Gesundheitssysteme von mehr als 20 weiteren Ländern überwiegend qualitativ bewertet.

Erhalten Sie jetzt uneingeschränkten Zugriff auf alle interessanten Artikel.
  • Online-Zugriff auf das PM-Report Heftarchiv
  • Aktuelle News zu Gesundheitspolitik, Pharmamarketing und alle relevanten Themen
  • 11 Ausgaben des PM-Report pro Jahr inkl. Specials
Mehr erfahren