Antibiotika-Verordnungen: Starker Rückgang während der Corona-Pandemie


Laut IQVIA sind – verglichen mit den Vorjahren – während COVID-19 deutlich weniger Antibiotika verordnet worden.

Die Antibiotika-Verordnungen im Überblick. (Grafik: IQVIA)

Die Ausgangslage

Prof. Dr. Karel Kostev, wissenschaftlicher Leiter der epidemiologischen Forschung bei IQVIA Deutschland, und sein Team haben sich Daten zwischen 2011 bis 2021 angesehen. Genauer: Alle Personen (n=4.175.400), die zwischen Januar 2011 und Dezember 2021 mindestens einmal eine der 477 in der Datenbank vertretenen Hausarztpraxen in Deutschland aufgesucht haben.

Die Ergebnisse der Untersuchung

  • Insgesamt erhielten 1.165.642 Patient:innen während des Studienzeitraums Antibiotika-Verordnungen. Ihr Durchschnittsalter lag bei 51,8 Jahren; 55,3% waren Frauen.
  • Antibiotika-Verordnungen begannen ab dem Jahr 2015 zu sinken (505 Patienten pro Praxis).
  • Diese Entwicklung hielt bis 2021 an (2020: 300 Patienten pro Praxis, 2021: 266 Patienten pro Praxis).
  • Der stärkste Rückgang wurde noch kurz zuvor, im Jahr 2020 beobachtet und betraf sowohl Frauen als auch Männer (-27,4% bzw. -30,1%).
  • In der jüngsten Altersgruppe bis 30 Jahren waren es -56%, in der Altersgruppe über 70 ergaben sich -38%.
  • Die Zahl der Patienten pro Praxis mit Verschreibungen für Fluorchinolone verringerte sich zwischen 2015 und 2021 am stärksten (-70%), gefolgt von Makroliden (-56%) und Tetracyclinen (-56%).
  • Speziell Fluorchinolone werden mit zahlreichen Nebenwirkungen in Verbindung gebracht.

 

„Damit gingen Verschreibungszahlen von Antibiotika im ersten Jahr der COVID-19-Pandemie stärker zurück als die Rate an Infektionskrankheiten“, fasst Kostev zusammen.

Aber wie lässt sich dieser Rückgang erklären? Das können die Forscher noch nicht endgültig sagen. Denn allein durch Nebeneffekte der Pandemie, sprich durch die strengen Hygieneregeln, lässt sich der Trend nicht erklären. 

Niedergeschlagen haben sich die Hygieneregeln aber dennoch: Im Jahr 2021 46% sind weniger akute Infektionen der unteren Atemwege, 19% weniger chronische Erkrankungen der unteren Atemwege und 10% weniger Erkrankungen der Harnwege diagnostiziert worden.

Kostev findet, dass es insgesamt positiv ist, dass Antibiotika seit Jahren seltener verordnet werden. Jedoch ist die Anzahl der Patienten, die trotz fehlendem Beweis der bakteriellen Infektion Antibiotika -Verordnungen erhalten, immer noch sehr hoch. Wie sich dieser Trend in nächsten Jahren entwickelt, möchte er und sein Team anhand aktueller Datenlagen untersuchen.

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