Apo Momentum 2023: Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung


Die stationären Apotheken in Deutschland müssen sich unterschiedlichen Herausforderungen stellen – ob nun den gesundheitspolitischen Regularien oder dem Wettbewerbsdruck durch Online-Anbieter. 

„Für eine erfolgreiche Transformation der Apotheken braucht es eine intensive Auseinandersetzung mit allen digitalen Möglichkeiten, die es gibt, sowie die Bereitschaft, sich innovativen Entwicklungen wie dem E-Rezept oder auch den Bestellplattformen zu öffnen.“ (Foto von Mika Baumeister auf Unsplash)

 

Wettbewerbsdruck durch Online

Nach der Premiere vor einem Jahr geht die Wirkungsstudie Apo Momentum damit in die zweite Runde. Die Digitalisierung steht dabei an erster Stelle, wenn es um die Herausforderung geht. In der Erhebung äußerten rund 60% der Befragten, dass sie starken oder sehr starken Druck durch die Arzneimittelversender im Netz verspüren. Fast ebenso viele gehen davon aus, dass sich diese Konkurrenzsituation in den kommenden Jahren noch verschärfen wird. Dabei wurde der Druck vor allem von denjenigen als besonders hoch empfunden, die zugleich auch starke Wettbewerbsvorteile durch die Digitalisierung erwarteten.

Jüngere Teams haben höhere Erwartungen an die Digitalisierung 

Insgesamt gaben 55% der Studienteilnehmer:innen an, dass die Digitalisierung spürbare oder sehr starke Vorteile bringen werde. Dabei zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang mit der Teamgröße: Je größer die Mitarbeiterteams, desto höher die Erwartungen an die Digitalisierung. So fiel diese im Segment der Teams mit neun Mitarbeiter:innen und mehr am höchsten aus (65%). Im Gegensatz dazu fällt die digitale Begeisterung mit der Berufsdauer: Nur rund die Hälfte der Mitarbeiter:innen, die zehn Jahre und mehr in diesem Job arbeiteten, ging davon aus, dass die Digitalisierung spürbare Vorteile bringen werde.

Digital besser mit dem Kunden kommunizieren

Aber was erwarten die Apotheker:innen und PTAs nun von der Digitalisierung? An erster Stelle steht die Steigerung der Effizienz von Arbeitsabläufen und Prozessen (48%), was vor allem für größere Teams relevant erscheint. Die Verbesserung der Kundenkommunikation liegt mit 24% an Platz zwei, gefolgt von einer optimaleren Vorausplanung durch effektivere Analysen von Kunden- und Geschäftsdaten. Knapp die Hälfte der befragten Branchenvertreter:innen sieht in punkto Digitalisierung die eigene Apotheke vergleichbar zu den anderen Marktteilnehmern aufgestellt, ein Viertel hält sich für überdurchschnittlich digitalisiert. Dies trifft vor allem für Mitarbeiter:innen größerer Teams zu.

E-Rezept wird mit gemischten Gefühlen beurteilt

Eine der aktuell wichtigsten digitalen Innovationen wird die Einführung des E-Rezeptes sein. Dabei werden in der Branche allerdings stärker die Risiken als die Vorteile gesehen:

  • So befürchten 75% der Befragten, dass sich die Konkurrenz mit dem Versandhandel damit noch verschärfen werde.
  • 73% gehen davon aus, dass das E-Rezept einen höheren Aufwand in der Abwicklung erfordern werde.
  • Rund die Hälfte befürchtet, dass der Kundenkontakt dadurch anonymer werden könnte.
  • Auf der positiven Seite steht die höhere Fälschungssicherheit (67%), die Vermeidung von Formfehlern (44%) und eine Verbesserung der Kundenbindung (26%).
  • Dabei stehen digital-affine Befragte der Einführung des E-Rezeptes insgesamt aufgeschlossener gegenüber.

 

Korrelation zwischen Teamgröße und Etablierung von Bestellplattformen

Eine weitere Neuerung stellen die digitalen Bestellplattformen dar. Für mehr als ein Viertel der Apothekenmitarbeiter:innen zählen diese im Alltagsgeschäft bereits zum Standard. Auch hier besteht ein erkennbarer Zusammenhang zwischen Teamgröße und der erfolgreichen Integration der Plattformen. 53% der Befragten gaben an, die Plattformen in ihrer Apotheke bereits eingeführt zu haben, wobei bislang allerdings nur wenige Kunden diese auch nutzen würden.

Bei der beruflichen Weiterbildung stehen Fachmedien an erster Stelle

Eine wichtige Rolle spielt für viele Apothekenmitarbeiter:innen die fachliche Orientierung und berufliche Weiterentwicklung. Hierfür steht eine Reihe an Angeboten zur Verfügung, wobei ganz oben die Schulungen und Fortbildungen der Fachmedien stehen. Bei genauerem Blick auf die Ergebnisse zeigt sich, dass Apotheker:innen eher die neutralen Fachmedien bevorzugen während bei den PTAs auch die Produktschulungen der Pharmahersteller hoch im Kurs stehen.

Was bei Produktempfehlungen wichtig ist

Für die Empfehlungen im Verkaufsgespräch liefern die Qualität und die Wirkungsweise der Produkte die stärksten Argumente (Top 2: 70%), gefolgt von eigenen positiven Erfahrungen (26%), einem positiven Kunden-Feedback (18%) sowie einem guten Preis-Leistungsverhältnis (17%).

Eine deutlich geringere Relevanz haben hier beispielsweise die Produktschulungen der Hersteller, Anforderungsmöglichkeiten für Produktproben oder Infos durch den Außendienst. Aber auch die Produktwerbung ist eine wichtige Informationsquelle für das Apotheken-Personal (55%). Jeweils rund ein Drittel informiert sich darüber in den Fachmedien sowie über die Außendienstmitarbeiter:innen der Hersteller.

Frank Schubert, Geschäftsführer pilot Mainz, kommentiert die Ergebnisse:

„Wir sehen in der jüngsten Ausgabe unserer Apo Momentum-Studie ganz deutlich, dass die Digitalisierung neue Chancen im stationären Apothekenmarkt eröffnet. Dabei steht die Prozessoptimierung der eigenen Apotheke ganz oben auf der Wunschliste der Digitalisierungs-Maßnahmen. Dazu gehören auch digitale Bestellplattformen, die bereits in über 80 Prozent der befragten Apotheken eingeführt sind. Für über ein Viertel ist dieses Angebot sogar schon zu einem selbstverständlichen Geschäftsbestandteil geworden – in meinen Augen etabliert sich hier ein attraktives Gegenangebot zum Versandhandel. Für eine erfolgreiche Transformation der Apotheken braucht es eine intensive Auseinandersetzung mit allen digitalen Möglichkeiten, die es gibt, sowie die Bereitschaft, sich innovativen Entwicklungen wie dem E-Rezept oder auch den Bestellplattformen zu öffnen.“

 

Wenn Kund:innen Produkte empfohlen werden, dann ist die Qualität zwar das stärkste Argument. Wichtig sind aber vor allem auch eigene positiveErfahrungen, ein gutes Kunden-Feedback sowie ein überzeugendesPreis-Leistungs-Verhältnis. Diese Ergebnisse sprechen für eine ausgeprägte Kund:innenorientierung. (Grafik: Apo Momentum 2023)

Die Kommunikationsagentur pilot Mainz hat in Kooperation mit dem Deutschen Apotheker Verlag Branchenvertreter befragt, wie sie die Einflüsse durch die Digitalisierung beurteilen. In der Befragung für die 2. Ausgabe der Wirkungsstudie „Apo Momentum 2023“ wurden vom 12. Juni bis 3. Juli 2023 1.149 Apotheker:innen und 1.081 pharmazeutisch-technische Assistent:innen (PTA) interviewt. In der Fachstudie wurden diesmal speziell die Chancen und Risiken im Kontext der Digitalisierung unter die Lupe genommen. Darüber hinaus wurde abgefragt, welche Faktoren das Empfehlungsverhalten der Apotheken-Mitarbeiter:innen beeinflussen und welche Relevanz die unterschiedlichen fachlichen Informationsquellen für sie haben.

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