Die Chancen des Fernblicks aufs Herz


Smarte Helfer erleichtern Herzpatient:innen das Leben. Aus der Ferne lassen sich Rhythmusstörungen mittels Wearables entdecken oder chronische Herzschwäche überwachen. Mehr zu den Möglichkeiten der Telemedizin.

Die aktuelle Ausgabe 1/2023 der Herzstiftungs-Zeitschrift widmet sich unter dem Titel „Fernblick auf das Herz“ der Telekardiologie und den digitalen Lösungen für Herz-Kreislauf-Patienten. (Fotocredit: DHS/TarikVision/Stock.adobe.com)

Die Zahl der Herzpatient:innen in Deutschland steigt – allein durch den demografischen Wandel in den nächsten Jahren noch mehr. Sie alle zu versorgen, ist eine große Herausforderung für das Gesundheitssystem. Dabei kann die Telemedizin helfen.

Digitale Lösungen helfen allen Herzkrankheiten

Bis zu vier Millionen Menschen in Deutschland leiden nach Schätzungen allein an Herzinsuffizienz (Herzschwäche), rund 430.000 Klinikeinweisungen pro Jahr in Deutschland gehen auf Herzschwäche zurück.

Die Telekardiologie lässt sich mittlerweile jedoch auf sämtliche Herzkrankheiten wie koronare Herzkrankheit (KHK), Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche anwenden. Darüber berichten Fachleute in „Herz heute“, der Fachzeitschrift der Deutschen Herzstiftung.

Digitale Lösungen kommen etwa in der Nachsorge nach einem Herzinfarkt oder einem herzchirurgischen oder interventionellen Eingriff zum Einsatz.

„Patientinnen und Patienten profitieren dabei auf der einen Seite von der telemedizinischen Kontrolle ihres Gesundheitszustands, der engmaschigen Beobachtung des Genesungszustands nach einer Reha oder von der Wirksamkeitskontrolle medizinischer Maßnahmen“, erklärt Prof. Dr. Thomas Meinertz vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. Auf der anderen Seite stärke es ihre Eigenverantwortlichkeit.

Chancen des Fernblicks in der Nachsorge

In der telemedizinischen Versorgung von Patienten mit Herzrhythmusstörungen sind Herzschrittmacher und ICDs, die Messwerte und aufgezeichnete Herzrhythmusstörungen an den Arzt übermitteln, bereits etablierte Technologien. Das gilt auch für implantierbare Ereignisrekorder. Neue sogenannte Smart Devices wie Smartphone und Wearables ergänzen diese nun. Dies erweitert die Möglichkeiten der Nachsorge deutlich.

Fernblick auf den Herzrhythmus mit Wearables

Mit Wearables wie Smartphone oder Smartwatch als digitale Helfer können Patient:innen ihren Herzrhythmus selbst aufzeichnen. Für deren richtige Nutzung müssen Patient:innen allerdings ein paar wichtige Punkte beachten. 

Darum sollten Herzfachleute und Patient:innen gemeinsam Art und Aufzeichnungsweise des Diagnoseinstruments bestimmen. Welche Rhythmusstörung wird vermutet, welche Symptome bestehen, wie häufig treten Anfälle auf und wie lange dauern sie? Die meisten Wearables bieten inzwischen zuverlässige EKG-Funktionen zum Nachweis von Vorhofflimmern. Dennoch braucht es nach wie vor einen Arzt, der die Diagnose bestätigt.

Chancen des Fernblicks in der Vorsorge

Telemonitoring heißt das Schlagwort in der Betreuung chronisch kranker Menschen. Bei chronischer Herzinsuffizienz ist die Telemedizin am weitesten entwickelt und zugleich die erste digitale Versorgungsform, die vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) als eigenständige Untersuchungs- und Behandlungsmethode anerkannt wurde. Damit erstatten die gesetzlichen Krankenkassen einen großen Teil der Kosten.

Hintergrund ist, wie die Herzstiftung berichtet, dass bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz der Zustand schnell von einer stabilen Phase hin zu einer dramatischen Verschlechterung der Herzfunktion (Dekompensation) „entgleisen“ kann, so dass ein Klinikaufenthalt erforderlich wird.

Werden nun relevante Gesundheitsdaten wie Körpergewicht, Sauerstoffsättigung, Blutdruck oder die Aufzeichnung eines EKG kontinuierlich in die elektronische Fallakte des Arztes übertragen, lässt sich dies verhindern. Denn das Verfahren hilft dabei, individuell definierte Grenzwerte nicht zu überschreiten.

Für Patienten mit Herzschwäche kommt als weitere Technologie die Fernüberwachung des Blutdrucks in der Lungenarterie neu hinzu. Sie könnte künftig helfen, eine Dekompensation noch früher zu erkennen. Das Verfahren wird derzeit in einer großen Studie in deutschen Zentren untersucht (PASSPORT-HF). Unterstützend für diese Patient:innen wirken ferner strukturierte Anrufe, etwa von speziell ausgebildeten Herzinsuffizienzschwestern. Diese „Online-Schutzengel“ erfragen regelmäßig bei den Herzschwäche-Patient:innen Lebensqualität, Medikamenteneinnahme und eventuelle Beschwerden.

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