EU-Fachleute fordern Metaverse-TÜV


Im Metaverse entstehen innovative virtuelle Räume und neuartige Gesundheitsdaten. Das birgt Chancen und Risiken. Um das Potenzial auszuschöpfen, halten Experten einen europaweiten TÜV für notwendig.

Das Gesundheitswesen könnte von virtuellen Welten profitieren.

Das Metaverse verändert die globale Wirtschaft und die Gesellschaft. Da sind sich Fachleute sicher. Dennoch: In den Köpfen der Menschen ist diese digitale Entwicklung bisher kaum angekommen. Dabei bietet die virtuelle Welt diverse Chancen – wie auch Risiken – für die Gesundheit aller.

Daher beschäftigten sich Verantwortliche des Cep, Centrum für Europäische Politik, mit diesem Thema. Der nun erschienene Report cepInput von Dr. Anselm Küsters, LL.M., Leiter des Fachbereichs Digitalisierung und neue Technologien und Dr. Patrick Stockebrandt, Leiter des Fachbereichs Verbraucher und Gesundheit fordert eine stärkere Ausrichtung der europäischen Metaverse-Pläne auf das Gesundheitswesen. 

Denn hier schlummere großes Potenzial: „Auf Künstliche Intelligenz (KI) gestützte Medizintechnologien, die eine entscheidende Rolle im Metaverse spielen werden, könnten jährlich rund 400.000 Leben in Europa retten und bis zu 200 Milliarden Euro einsparen. Nicht umsonst war das Gesundheitswesen mit 6,1 Milliarden Dollar der KI-Schwerpunktbereich mit den meisten Investitionen im Jahr 2022 – Tendenz weiter steigend“, schreiben die Autoren.

Was ist Metaverse?

Allgemein stellt das Metaverse eine erweiterte digitale Welt dar. Es ist keine Parallelwelt, sondern vielmehr eine dreidimensionale Erweiterung des Internets wie auch eine virtuelle Erweiterung der realen Welt. Technologien wie Virtual- und Augmented Reality kommen hier zum Einsatz. Wie die Experten des Digitalverbands Bitkom erklären, existieren dabei zahlreiche Verbindungen zwischen realer und virtueller Welt: mit echtem Geld werden virtuelle Güter gekauft, digitale Zwillinge und Avatare bilden reale Maschinen und Personen ab, digitale Informationen werden per Augmented Reality in unserem Sichtfeld angezeigt.

Im Unterschied zu bisherigen digitalen Plattformen oder virtuellen Welten ist die Immersion der virtuellen und physischen Welt beim Metaverse größer. Immersion meint hier das Eintauchen in die virtuelle Welt und beschreibt den Effekt, dass die Nutzerschaft diese Umgebung als real empfindet. Dadurch stellen das Treffen und Interagieren für die Anwender eine „realere“ Erfahrung dar.

Wie Metaverse das Gesundheitswesen verändert

Die Autoren des Cep sind sich einig: „Das Metaverse wird im Gesundheitswesen neue Möglichkeiten für Mediziner und Medizinunternehmen schaffen.“ Das hätten die zahlreichen Beispiele in ihrer Studie gezeigt. Insbesondere seien positive Auswirkungen auf Ausbildung und Training, Fernkommunikation und Telemonitoring sowie Analyse und Diagnose zu erwarten. 

Sie bilanzieren: „Schon heute zeigen Konzepte wie das einer mit VR- und AR-bereicherten „Health City“ auf, wie sich klassische Gesundheitsindustrien verändern müssen. Gleichzeitig werden auch die Patienten von dieser neuen Technologie profitieren. Sie können virtuelle Welten für digitale Zwillinge, gesundheitspolitische Sensibilisierung, Schmerzlinderung, immersiven Therapien, virtueller Beratung und „Exergaming“ nutzen.“ 

Das Metaverse habe daher „das Potenzial, das Gesundheitswesen zu revolutionieren und breiteren Zugang zu Behandlungsmethoden zu gewähren“. Allerdings bringe das Metaverse eine Vielzahl von neuartigen Funktionen hervor. Das erschwere die Anwendung bestehender Regelungsregime.

Warum es einen Metaverse-TÜV braucht

Um die Chancen zu nutzen und die Risiken zu kontrollieren, kommen die Autoren zu folgendem Schluss: Die Metaverse-Strategie der EU-Kommission sollte den Gesundheitsbereich priorisieren und einen europaweiten Metaverse-TÜV vorschlagen, der Nutzer über die technischen Standards von Metaverse-Gesundheitsdienstleistungen wie Datenschutz und Zugangsmöglichkeiten einheitlich aufklärt.

Ihrer Analyse zufolge stelle das Metaverse eine vielversprechende Entwicklung dar, die das Gesundheitswesen in Europa angesichts der Herausforderungen des demographischen Wandels enorm bereichern könne. Küsters und Stockbrandt argumentieren daher: „Ein umfassendes Zertifizierungssystem, das ein angemessenes Niveau an Datenschutz sowie breite Zugänglichkeit gewährleistet, ist unerlässlich, um das Vertrauen der Patienten zu gewinnen und die Akzeptanz von Metaverse-Anwendungen im Gesundheitswesen zu fördern.“

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