Interprofessionelle Zusammenarbeit der Gesundheitsfachberufe


Die Versorgung wird komplexer, die Digitalisierung macht es in dieser Hinsicht nicht „einfacher“. Es braucht Brücken für interprofessionelles Lernen sowie für koordiniertes und kooperatives Arbeiten der HCPs in der Praxis.

Eine der wichtigsten Weichenstellungen: Die Zusammenarbeit zwischen den HCPs. (Foto von National Cancer Institute auf Unsplash)

Neue Herausforderungen und Fragen

Die Bundesärztekammer (BÄK) hat Expert:innen dazu eingeladen, sich mit Fragen wie solchen zu beschäftigen: Wie kann die Zusammenarbeit zwischen allen an der Patientenversorgung beteiligten Berufsgruppen weiter verbessert werden? Wer macht sinnvollerweise was an welcher Stelle des Versorgungsprozesses? Wie soll künftig die Aufgaben- und Rollenverteilung zwischen den im Gesundheitswesen tätigen Berufsgruppen ausgestaltet werden, um den wachsenden Herausforderungen gemeinsam begegnen zu können?

Mögliche Herangehensweisen

Dr. Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer und Vorsitzende der Fachberufekonferenz, findet, dass „die weiter zunehmende Komplexität der Versorgung daher eine stärkere Vernetzung und hierfür notwendige berufsübergreifende Versorgungskonzepte erfordert. Dafür sei insbesondere „ein regelhafter Austausch zwischen den an der Behandlung und Betreuung der Patientinnen und Patienten beteiligten Berufsgruppen sicherzustellen und der hierfür erforderliche Aufwand zu finanzieren.“ Klar, denn mehr Aufwand will natürlich vergütet werden.

Prof. Dr. Dr. Andreas Büscher von der Hochschule Osnabrück betont, dass die Berufe im Gesundheitswesen über sehr hohe Kompetenzen verfügen, die in der alltäglichen Versorgungspraxis besser genutzt werden sollten. „Beispiele gelingender interprofessioneller Kooperation sind vorhanden, ihr Ausbau bedarf des gegenseitigen Zuhörens und Verstehens.“

Die an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin lehrende Prof. Dr. Heidi Höppner sieht gerade diesen Punkt als die „Herausforderung der Stunde“. Die Potenziale der Gesundheitsfachleute mit hochschulischer Qualifikation stünden zur Verfügung, jedoch würden sie aufgrund der Rahmenbedingungen bislang kaum merklich in die Praxis münden, kritisiert Höppner. 

Es bedarf einer konkretisierenden Schnittstellenbeschreibung und eines Handlungsrahmens im Zusammenwirken der verschiedenen Berufsgruppen. Dies sei umso mehr erforderlich, da sich die Verantwortung in der Patientenversorgung auf immer mehr Schultern verteilt. Eine solche Schnittstellenbeschreibung sei ebenso hilfreich in der Kommunikation der Gesundheitsfachberufe untereinander, welche zwingend zum Gelingen einer qualitativ hochwertigen Patientenversorgung erforderlich sei.

Immer mehr Health-Zentren

Und nicht nur die Zusammenarbeit zwischen den HCPs wird immer wichtiger. Geht es um Gesundheitstechnologien und die Versorgung, werden immer mehr Zentren gegründet. So auch das Zentrum „Health Technologies“ (KIT-HealthTech) in Karlsruhe, das den digitalen Wandel von Medizintechnologien, personalisierter Medizin und Patientenversorgung vorantreiben soll.

Denn um einen nachhaltigen und medizintechnischen Fortschritt zum Erhalt der Gesundheit zu erreichen, müssen künftig Bürgerinnen und Bürger mit Ärztinnen und Ärzten sowie Forschenden immer stärker zusammenarbeiten. Ziel ist es, digitale und technologische Lösungen für Medizinprodukte aus der Perspektive und zum Nutzen der Gesellschaft zu entwickeln und sich auf ihre medizinischen Bedürfnisse zu konzentrieren.  

In dem Zentrum arbeiten über 150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedensten Disziplinen zusammen, um die Forschung auf diesem Gebiet zu beschleunigen. Die Forschenden kommen aus fast allen Zentren, Bereichen und Fakultäten des KIT und arbeiten u.a. zu diesen Themen: Technologie für Präzisionsmedizin, ganzheitliche und individualisierte Versorgung für Patientinnen und Patienten sowie digitale Gesundheit. Darin arbeiten sie etwa an humanoider Robotik, Exoskeletten, Beschleunigertechnologien für Strahlendiagnosesysteme, Biomaterialien, Präzisionsmedizin für eine personalisierte Therapie, aber auch an Cybersicherheit zum Schutz von Gesundheitsdaten oder digitaler Gesundheit.

„Um erfolgreiche digitale und technologische Lösungen für unsere zukünftigen globalen Gesundheitsherausforderungen zu entwickeln, benötigen wir nicht nur umfassende Technik- und Gesellschaftskompetenzen. Wir arbeiten außerdem eng mit Kliniknetzwerken, Krankenkassen und Zulassungsbehörden zusammen. Unsere Vision ist, dass Patientinnen und Patienten sowie Bürgerinnen und Bürger der Region direkt mit Ärztinnen und Ärzten und Kliniken sowie anderen Akteuren des Gesundheitswesens im Großraum Karlsruhe interagieren. So wollen wir ein einzigartiges Ökosystem schaffen,“ erklärt Prof. Andrea Robitzki, verantwortliche Bereichsleiterin für das KIT-Zentrum Health Technologies am KIT.

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