Kaum Vertrauen in die Gesundheitspolitik


Zum letzten Mal in 2020 durchgeführt, stellt die Forsa-Umfrage in diesem Jahr fest: Das Vertrauen in die Gesundheitspolitik ist gesunken.

Die Mehrheit verliert ihr Vertrauen in das Gesundheitswesen. (Foto von Hush Naidoo Jade Photography für Unsplash)

 

Fast 60% der Befragten geben an, wenig oder sogar kein Vertrauen mehr in die Fähigkeit der Politik zu haben, für eine hochwertige und zugleich bezahlbare Gesundheitsversorgung zu sorgen. Das sind mehr als doppelt so viele wie in 2020 (30%). An die 40% kritisieren, dass sich die gesundheitliche und medizinische Versorgung bei ihnen vor Ort im vergangenen Jahr insgesamt verschlechtert hat. Das Empfinden bei Teilnehmenden mit chronischen Erkrankungen fällt noch höher aus und liegt bei 46%.

Gesundheitsversorgung neu gestalten

Viele Menschen wünschen sich eine bessere gesundheitliche Versorgung im eigenen Umfeld. Wichtig oder sehr wichtig sind den Befragten wohnortnahe medizinische Anlaufstellen (84%) sowie schnelle Termine (98%). Außerdem möchten die meisten von ihnen mehr Zeit mit Ärzt:innen und Gesundheitsfachkräften verbringen (98%), um beispielsweise gemeinsame Entscheidungen für Therapien oder Medikamente zu treffen (91%). Insbesondere chronisch kranke Patient:innen, Menschen in kleinen und mittleren Städten (bis 100.000 Einwohner:innen) und über 60-Jährige messen diesen Aspekten eine große Bedeutung bei.

Investition in Personal und Gesundheitskompetenz

Welche Aspekte das deutsche Gesundheitssystem zukunftsfähig machen, finden viele Bürger:innen, dass die Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal verbessert werden müssen, etwa durch bessere Bezahlung oder Arbeitszeiten (97%). Dass Pflegekräfte zudem mehr Verantwortung übernehmen dürfen, war 76% der Befragten wichtig oder sehr wichtig. Viele sind der Meinung, dass in die Ausbildung von medizinischem Personal und Pflegepersonal investiert werden sollte (63%) und außerdem sollte der Pflegeberuf auch durch Akademisierung schrittweise gestärkt werden (57%).

Prof. Dr. Mark Dominik Alscher, Geschäftsführer des Bosch Health Campus, orientiert sich am Beispiel des Community Health Nursings: "Nach dem Vorbild anderer Länder wie Kanada oder Skandinavien werden pflegerische Ansprechpersonen ausgebildet, die akademisch qualifiziert sind und für den Einsatz in der primären Gesundheitsversorgung im urbanen und ländlichen Raum vorbereitet werden. Dort stehen die sogenannten Community Health Nurses für Gesundheitsfragen aller Art bereit und unterstützen Menschen jeglichen Alters bei der Bewältigung des Alltags mit Erkrankungen und helfen, die zunehmenden Versorgungslücken auch im ärztlichen Bereich aufzufangen."

 

Zur Umfrage

Für die repräsentative Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa vom 25. Januar bis 10. Februar 2023 bundesweit insgesamt 1.850 Personen ab 18 Jahren befragt. Die Erhebung im Auftrag des Bosch Health Campus der Robert Bosch Stiftung bildet den Abschluss der Initiative "Neustart! Reformwerkstatt für unser Gesundheitswesen". Für die Initiative hat Forsa bereits im Mai 2020 eine erste Umfrage durchgeführt. Im Rahmen von Neustart! hat die Stiftung über drei Jahre zusammen mit Bürger:innen und Expert:innen Vorschläge für eine grundlegende Reform des Gesundheitssystems erarbeitet. Diese Arbeit führt heute das Robert Bosch Center for Innovative Health am Bosch Health Campus fort. Im Fokus stehen dort zwei Innovationsschwerpunkte: Patient Journey in a Digital World / Patientenwege in einer digitalen Welt und Health Literacy for People and Organizations / Gesundheitskompetenz für Menschen und Organisationen.

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