KI und Chatbots: Große Sprachmodelle in Medizin und Pharma


Für Dr. Thomas Schmidt, Leiter der Geschäftsstelle der Plattform Lernende Systeme, ist das „keine Zukunftsmusik“ mehr. 

Große Sprachmodelle werden immer mehr auch in Medizin und Pharma eingesetzt werden.  (Foto von Levart_Photographer auf Unsplash)

 

Denn „die Technologie steckt bereits in vielen Anwendungen, die wir tagtäglich nutzen – sei es im Navigationsgerät, in Übersetzungssoftware oder intelligenten Empfehlungssystemen bei Musik-Plattformen. Auch in der Medizin kommt KI heute schon zum Einsatz, wenn es darum geht, sehr große Mengen von Daten in kurzer Zeit auszuwerten, die der Mensch gar nicht erfassen könnte. Das ist gerade in der Medizin sehr hilfreich. In der Bildgebung kann ein KI-System zum Beispiel einen bösartigen Tumor erkennen, der für das menschliche Auge so schnell nicht zu erkennen wäre.

Die Zukunft der personalisierten Medizin ist ohne Künstliche Intelligenz kaum denkbar. Jeder Mensch ist einzigartig und so sind das auch seine Krankheitsverläufe. Auf die vielfältigen Konstellationen an Patientendaten eine jeweils individuell optimierte Therapieantwort zu finden, wird ab einer bestimmten Menge an Datenpunkten den KI-Einsatz notwendig machen.“

Was bedeutet ChatGPT für die medizinische Behandlung und den Bereich im Gesamten?

Schmidt schätzt das so ein: „Große Sprachmodelle wie GPT4 in ChatGPT heben die Datenanalyse auf ein ganz neues Level, denn sie werden mit gigantischen Mengen von Informationen trainiert. Die Hoffnung ist, dass sich mit diesem Ansatz auch schnell umfangreiche medizinische Leitlinien und weltweite wissenschaftliche Studien auswerten und mit den Patientendaten abgleichen lassen. Vortrainierte große Sprachmodelle haben darüber hinaus den Vorteil, dass sie für ganz unterschiedliche Zwecke angepasst werden können.

Sie können auch für die Sprachen des Lebens, etwa für Gensequenzen oder Proteinfaltungen, eingesetzt werden. So besteht die Chance, dass wir schneller Medikamente und Therapiemöglichkeiten entdecken und entwickeln können und personalisierte Behandlungen ermöglichen.“

Aber: „Bevor Sprachmodelle in einer evidenzbasierten Medizin eingesetzt werden können, müssen aber noch einige große Probleme gelöst werden – so zum Beispiel das Erfinden von Quellen und Fakten, die nicht existieren, das sogenannte Halluzinieren“, betont Schmidt.

Was das für Konsequenzen für das Gesundheitssystem hat, lesen Sie in der Mai Ausgabe (5/23) des PM—Report.

Die Plattform Lernende Systeme ist ein Netzwerk von Expertinnen und Experten zum Thema Künstliche Intelligenz (KI). Sie bündelt vorhandenes Fachwissen und fördert als unabhängiger Makler den interdisziplinären Austausch und gesellschaftlichen Dialog. Die knapp 200 Mitglieder aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft entwickeln in Arbeitsgruppen Positionen zu Chancen und Herausforderungen von KI und benennen Handlungsoptionen für ihre verantwortliche Gestaltung.

Die Plattform Lernende Systeme wurde 2017 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) auf Anregung des Hightech-Forums und acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften gegründet und wird von einem Lenkungskreis gesteuert. Die Leitung der Plattform liegt bei Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger (BMBF) und Jan Wörner (acatech).

Erhalten Sie jetzt uneingeschränkten Zugriff auf alle interessanten Artikel.
  • Online-Zugriff auf das PM-Report Heftarchiv
  • Aktuelle News zu Gesundheitspolitik, Pharmamarketing und alle relevanten Themen
  • 11 Ausgaben des PM-Report pro Jahr inkl. Specials
Mehr erfahren