Medizintechnik-Standort unter Druck


Den Ergebnissen der BVMed-Herbstumfrage zufolge, gehen die Investitionen am Standort Deutschland zurück, Forschungsinvestitionen werden zunehmend ins Ausland verlagert.

BVMed-Vorsitzender Dr. Meinrad Lugan: „Deutschland braucht eine forschungsstarke, leistungsfähige, wirtschaftlich gesunde und international wettbewerbsfähige Medizintechnik-Branche. Wir benötigen einen konkreten Maßnahmenkatalog, um den Medizintechnik-Standort Deutschland zu stärken.“ (Foto von Abby Anaday auf Unsplash)

Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage in der Übersicht:

  1. Die Erträge der Medizintechnik-Unternehmen gehen 2023 weiter zurück. Zwar haben sich die Umsätze mit einem Plus von 4,8 Prozent gegenüber dem Krisenjahr 2022 leicht erholt. Dem stehen jedoch stark gestiegene Logistik-, Rohstoff- und Energiepreise sowie die hohen Kosten für die MDR-Umsetzung gegenüber.
  2. Die Investitionen am Standort Deutschland gehen zurück. Forschungsinvestitionen werden zunehmen ins Ausland verlagert. Das Innovationsklima ist nach dem BVMed-Index auf dem Tiefpunkt. Hauptgrund für den Abwärtstrend ist die überbürokratische MDR. 53 Prozent der Unternehmen präferieren mittlerweile das FDA-System, nur 12 Prozent das MDR-System. 35 Prozent haben keine Präferenz.
  3. An erster Stelle der gesundheitspolitischen Forderungen der Branche steht daher, die MDR weiterzuentwickeln und zu verbessern. Darunter weniger Bürokratie, vorhersehbare und klare Fristen, berechenbare Kosten. Besonders wichtig ist den Unternehmen zudem ein Fast-Track-Verfahren für Innovationen sowie ein Belastungsmoratorium für Medizintechnik-Unternehmen.

 

Weiterentwicklung der MDR im Fokus

„Die MDR muss dringend weiterentwickelt und verbessert werden. Über drei Viertel der Unternehmen wünschen sich dabei vor allem weniger Bürokratie. 64 Prozent erwarten vorhersehbare und klare Fristen, 56 Prozent berechenbare Kosten“, ordnet BVMed-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll die Ergebnisse der Herbstumfrage ein.

Ebenfalls weit oben auf der Forderungsliste: ein Fast-Track-Verfahren für Innovationen, mehr Verfahrens-Transparenz bei den Benannten Stellen sowie eine gegenseitige Anerkennung von ausländischen Zulassungen.

Forderung: MedTech-Strategie 2030

Das Innovationsklima ist nach dem BVMed-Index auf einem Tiefstand. „Das müssen wir mit standortfreundlicheren Rahmenbedingungen verändern. Dafür brauchen wir ganzheitliche Ansätze – eine MedTech-Strategie 2030 zur Verbesserung der Rahmenbedingungen in Deutschland mit Handlungskonzepten für den Forschungs- und Produktionsstandort“, fordert BVMed-Vorstandsvorsitzender Dr. Meinrad Lugan.

Zu solch einer Strategie gehört nach Ansicht des BVMed-Vorsitzenden:

  • Eine wettbewerbsfähige Regulatorik. Der BVMed hat dazu ein ausführliches Whitepaper zur MDR-Weiterentwicklung vorgelegt. Zu den Forderungen der Branche gehört allen voran die Abschaffung der Re-Zertifizierung alle fünf Jahre.
  • Eine Entbürokratisierungs-Offensive, die konsequent Überregulierungen abbaut und in Berlin und Brüssel für standortfreundliche Regulierungen kämpft. Um unseren Mittelstand als Innovationstreiber zu stützen, nicht zu ersticken.
  • Ein besserer Datenzugang und ein Antragsrecht beim Forschungsdatenzentrum für Medizinprodukte-Unternehmen.
  • Die Stärkung der Resilienz des deutschen Gesundheitssystems und der Lieferketten. Dazu gehört eine bessere Einbeziehung der MedTech-Branche in die Erarbeitung von Lösungen, denn Resilienz erfordert eine enge Kooperation von Politik und Industrie.

 

Trotz Krise: Weiterhin gute Berufsaussichten

31 Prozent der Unternehmen, die sich an der BVMed-Herbstumfrage 2023 beteiligten, erhöhen die Zahl der Mitarbeiter:innen gegenüber dem Vorjahr, 58 Prozent halten die Zahl der Stellen stabil. Die Berufsaussichten für Fachkräfte in der MedTech-Branche sind dabei weiter gut: 87 Prozent der Unternehmen halten die Berufsaussichten für unverändert gut bzw. besser.

Gesucht werden vor allem Ingenieur:innen, Informatiker:innen und Data Scientists und Medizintechniker:innen, aber auch lernende technische und kaufmännische Berufe. Der hohe Wert für Data Scientists zeigt, dass datengetriebene Versorgungslösungen in der MedTech-Branche an Bedeutung gewinnen. 

 

Grafik: BVMed

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