19 EU-Mitgliedstaaten rufen zum „Critical Medicines Act“ auf. (Fotocredit: Screenshot Twitter DSV)
Immer wieder ist in den vergangenen Monaten deutlich geworden: Deutschland und ganz Europa sind in Sachen Arzneimittelproduktion abhängig von Fernost, allen voran China und Indien. Fachleute raten schon länger dazu, hier unabhängiger zu werden – auch um die Versorgung mit lebenswichtigen Medikamenten zur Krebs- und Schmerztherapie oder Antibiotika zu gewährleisten.
Die Deutsche Sozialversicherung Europavertretung (DSV) unterstützt daher den „Critical Medicines Act“ und liefert aktuelle Zahlen: 40 Prozent der in der Europäischen Union (EU) vertriebenen Arzneimittel kommen aus Drittstaaten, bis zu 80 Prozent der wichtigsten pharmazeutischen Wirkstoffe werden in China und Indien hergestellt.
19 EU-Staaten unterstützen „Critical Medicines Act“
Bereits im Mai forderten 19 EU-Mitgliedstaaten in einem Non-Paper politische Maßnahmen. Der „Critical Medicines Act“ soll per Gesetz kritische Arzneimittel regulieren. Seinen Ursprung hat das Papier in der belgischen Regierung. Neben Belgien, Frankreich und Deutschland unterzeichneten es auch Österreich, die Niederlande, Luxemburg, die Tschechische Republik, Spanien, Estland, Slowenien, Rumänien, Lettland, Litauen, Griechenland, Malta, Polen, Italien und Portugal.
Orientierung für den „Critical Medicines Act“
Die Unterzeichner verlangen ein Gesetz, das die EU-Produktion von wichtigen Medikamenten und grundlegenderen chemischen Wirkstoffen fördert. Gleichzeitig soll die Abhängigkeit von großen Herstellern wie China und Indien verringert werden. Die EU-Staaten mahnen an: Jährliche Umfragen unter EU-Apothekern zeigen, dass es seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2019 in allen EU-Ländern jährlich zu Engpässen kommt. Im Jahr 2022 haben 75% der befragten Länder berichtet, dass sich die Engpässe im Vergleich zum Vorjahr verschärft hätten.
Im Non-Paper fordern sie daher: „Die EU muss drastischere Schritte unternehmen, um die Sicherheit der Arzneimittelversorgung zu verbessern.“
Als Vorbilder könnten, wie die DSV berichtet, etwa das Europäische Chips Gesetz (EU-Chips Act) dienen, das die Autonomie der EU bei Halbleitertechnologien und -anwendungen stärken soll oder das Europäische Gesetz zu kritischen Rohstoffen (European Critical Raw Materials Act). Dieser Gesetzesvorschlag soll die inländischen Lieferketten von kritischen Rohstoffen zur Batterieherstellung sowie für die Solar- und Windtechnologie und die Raumfahrt- und Verteidigungsindustrie stärken.
DSV unterstützt den „Critical Medicines Act“
Nun also übt die Initiative der EU-Mitgliedstaaten Druck auf die Europäische Kommission aus. Diese prüfe derzeit die Umsetzung eines solchen Gesetzes, heißt es.
Einer der Mitunterzeichner, Frankreich, geht direkt voran. Der französische Präsident Emmanuel Macron kündigte am 13. Juni seine „Re-Shoring-Initiative“ an. Für 50 Arzneimittel plant er die vollständige Verlagerung nach beziehungsweise Produktionserhöhung in Frankreich. In einer ersten Phase würden von der französischen Regierung acht Projekte zur Produktionsverlagerung von 25 Arzneimitteln mit 160 Millionen Euro gefördert.
Die DSV sieht es als absolut notwendig an, dass für die Medikamentenversorgung Diversifizierung, Bevorratung und eine verbesserte Informations- und Datenlage ermöglicht werden.
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