Der BPI möchte auch für die Pharmabranche, dass Verfahrensabläufe entbürokratisiert, digitalisiert und beschleunigt werden. (Foto von Olav Ahrens Røtne auf Unsplash)
Dr. Hans-Georg Feldmeier, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI), ist der Deutschland-Pakt „ein wichtiger Vorstoß. Einige der enthaltenen Punkte brauchen wir dringend auch für das deutsche Gesundheitswesen. Denn Kosten und Lieferketten haben sich dramatisch verändert. Wir brauchen dringend neue Strukturen, mit denen in Europa produzierende Unternehmen Kosten kompensieren können, ohne dass sie parallel mit Nachteilen im internationalen Wettbewerb rechnen müssen. Oberstes Ziel muss es sein, die weitere Abwanderung pharmazeutischer Unternehmen zu verhindern und die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung hierzulande zu sichern.“
Er wünscht sich: „Der Deutschland-Pakt will Verfahrensabläufe in anderen Branchen entbürokratisieren, digitalisieren und beschleunigen. Diesen Dreiklang wünschen wir uns auch für die pharmazeutische Industrie.“
Das sind vor allem diese Punkte:
1. Verfahrensrecht beschleunigen
Die Beschleunigung von Verfahren, insbesondere von Zulassungs- und Genehmigungsverfahren, ist essenziell für die pharmazeutische Industrie. Eine straffere und zielorientiertere Kommunikation zwischen Behörden und Unternehmen kann dazu beitragen, bürokratische Hürden abzubauen und Innovationen schneller auf den Markt zu bringen.
2. Digitale Transformation vorantreiben
Die Förderung der digitalen Transformation unter Einbeziehung von künstlicher Intelligenz (KI) ist ein wesentlicher Schlüssel, um Prozesse im Gesundheitswesen effizienter zu gestalten. Der direkten und schnellen Vernetzung der Akteure im Gesundheitssystem über digitale Lösungen, der Auswertung und Nutzung gesundheitsbezogener Daten durch die Akteure im Gesundheitssystem sowie dem Abbau von regulatorischen Hürden bei Forschungs- und Entwicklungsvorhaben kommen hierbei eine besondere Bedeutung zu.
3. Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum stärken
Um den Forschungs- und Produktionsstandort Deutschland/Europa für pharmazeutische Unternehmen attraktiv zu halten, braucht es mehr Zukunftsinvestitionen.
Feldmeier begrüßt „Maßnahmen wie das Wachstumschancengesetz, mit dem das Bundesministerium der Finanzen die steuerliche Forschungszulage ausbaut. Vor allem die Erhöhung der Bemessungsgrundlage, die Erhöhung des Fördersatzes von derzeit 25 auf 30 Prozent, eine Ausweitung der förderfähigen Kosten von Personalkosten auf Sachkosten für die Forschungsvorhaben sowie die allgemeine Reduktion der Bürokratielast sind richtige und wichtige Schritte. Nicht verständlich bleibt für uns hingegen, warum unter anderem nur Anlagevermögen und nicht alle F&E-Vorhaben zuordbare Verbrauchsgüter förderfähig sind.“
4. Berechenbare und attraktive Rahmenbedingungen für den Produktionsstandort Deutschland/Europa
Initiativen wie der Deutschland-Pakt sind dringend erforderlich. Der BPI schlägt deswegen folgendes vor: Planungssicherheit schaffen, Wachstumspotenzial fördern.
Die Pharmaindustrie ist in Deutschland vielerorts mittelständisch geprägt. Gerade die Weiterentwicklung bekannter Wirkstoffe bietet ein großes Potenzial für Patienten. Diese Art von Forschung muss ermöglicht und gestärkt werden.
Für echte Planungssicherheit und Verlässlichkeit in der Industrie müssen legislative und wirtschaftliche Rahmenbedingungen erarbeitet werden, die das volkswirtschaftliche Wachstumspotenzial der Branche freisetzen und weitere Abwanderung vermeiden.
So dürfen beispielsweise seit über zwölf Jahren die Preise für Arzneimittel nicht angepasst werden. Dieses Preismoratorium muss schnellstmöglich reformiert und Preissenkungsmechanismen neu justiert werden. Gescheiterte Maßnahmen wie die Importquote haben aufgezeigt, wie lange es dauert, einmal getroffene Entscheidungen zu korrigieren und die hiesige Versorgung zu stärken.
Erhalten Sie jetzt uneingeschränkten Zugriff auf alle interessanten Artikel.
- Online-Zugriff auf das PM-Report Heftarchiv
- Aktuelle News zu Gesundheitspolitik, Pharmamarketing und alle relevanten Themen
- 11 Ausgaben des PM-Report pro Jahr inkl. Specials