PRO-Potenzial besser ausschöpfen


In ein ähnliches Horn wie die Medizininformatik-Initiative (MII) bläst der Appell von Marion Grote Westrick von der Bertelsmann Stiftung, und Hannah Wehling von der Weissen Liste gGmbH. Sie finden, dass PRO-Daten dazu genutzt werden können, um eine bessere Kommunikation, weniger Versorgungsbedarfe und bessere Outcomes zu erzielen.

Für was können PROs genutzt werden? (Grafik: Bertelsmann Stiftung)

PRO — PRE 

In vielen Fällen wissen Ärzte- und Pflegeteams nicht, inwiefern die angestrebten Behandlungsziele bei ihren Patientinnen und Patienten kurz-, mittel- und langfristig eingetreten sind. 

Da kommen sogenannte Patient-Reported Outcomes (PROs) und Patient-Reported Experiences (PREs) ins Spiel. Patient-Reported Experience dokumentieren, was Patientinnen und Patienten im Versorgungssystem erlebt haben. Patient-Reported Outcomes zeigen an, wie es Erkrankten geht und wie sie ihren eigenen Gesundheits- bzw. Krankheitszustand einschätzen.

Aber: Die Patientenperspektive auf Prozesse und Ergebnisse in der Gesundheitsversorgung spielt bisher nur eine geringe Rolle, prangern Grote Westrick und Wehling an. Dabei gibt es viele Aspekte der Versorgungsqualität, die auch oder sogar ausschließlich durch patientenberichtete Daten erhoben werden können. Beispielsweise zu Schmerzen und Beweglichkeit, zu Ängsten oder Erschöpfung, oder auch zu Fragen des Respekts, der gemeinsamen Entscheidungsfindung oder des Informationsflusses zwischen Leistungserbringern.

PROs für bessere Outcomes

Für die Therapiesteuerung werden PRO-Daten in vielen Ländern immer wichtiger. Denn die PRO-Daten können den befragten Patientinnen und Patienten selbst im Rahmen eines verbesserten Selbstmanagements und einer gezielteren Therapiesteuerung zugutekommen und dadurch vielfältigen Nutzen erzeugen: bessere Kommunikation, weniger Versorgungsbedarfe und bessere Outcomes.

Auch in Deutschland „wächst die Anzahl der Akteure, Initiativen und Projekte, die PROs zur Evidenzgenerierung und qualitätsorientierten Steuerung einsetzen – aber auch und besonders als Instrumentarium für eine bessere individuelle Patientenversorgung. Trotz der positiven Entwicklung bleibt es bisher bei einem Flickenteppich an Aktivitäten, verwendeten Fragebögen und entwickelten IT-Lösungen. Die großen Potenziale patientenberichteter Daten werden sich ohne zentrale Weichenstellungen nicht heben lassen“, resümieren die beiden Expertinnen.

Beide schlagen diese Maßnahmen vor, um die Potenziale von PROs zu heben:

  • Bessere, auch finanzielle Anreize für Klinik und Praxis, um PRO-Daten zu erheben und auszuwerten.
  • Eine unterstützende, interoperable IT-Infrastruktur, die die Verknüpfung von Praxis- und Kliniksoftware mit digitalen Tools für eine zuverlässige und effiziente Datenerhebung sowie KI-basierte Datenanalysen ermöglicht.
  • Standardisierung von Fragebögen, ihrer Methodik und des Erfassungsprozesses.
  • Politischer Wille, mehr Patientenzentrierung über die Nutzung von PRO-Daten systematisch auf den Weg zu bringen.
  • Stärkung von persönlichen und institutionellen Vorbildern, die die Nutzung von PROs in der Versorgung anstoßen und vorantreiben
  • Last but noch least: die Patientinnen und Patienten. Sie sollen die teilweise sehr persönlichen Fragebögen zu ihrem Befinden, ihren Beschwerden und ihrem Gesundheitszustand ausfüllen. Dies werden sie nur tun, wenn die Fragen, die sie beantworten sollen, möglichst kurz und verständlich sind und wenn dann die Behandlungsteams ihre Antworten auf die Frage „Wie geht es Ihnen?“ systematisch berücksichtigen.

 

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