Versorgungsatlas zeigt Versorgung der Corona-Patienten nach Regionen


Ein überlastetes Gesundheitssystem – das war eine der Schreckensvisionen während der Corona-Pandemie. Wie viel Vertragsärzt:innen für die Kliniken abfederten, zeigt eine aktuelle Studie zur zweiten und dritten Welle.

Der Versorgungsatlas ist ein Angebot des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (Zi) und bietet Informationen zur medizinischen Versorgung. (Fotocredit: Screenshot Twitter Versorgungsatlas)

Tatsächlich ist das Gesundheitssystem oft am Limit gewesen, regional ganz unterschiedlich. Je nach Station waren auch die Krankenhäuser während der Corona-Pandemie extrem belastet. Eine aktuelle Versorgungsatlas-Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) zur „Vertragsärztlich-ambulanten Versorgung von Covid-19-Patienten im bundesweiten regionalen Vergleich“ legt nun den Schwerpunkt auf die zweite und dritte Corona-Pandemiewelle.

2,35 Millionen Covid-19-Patient:innen befanden sich in vertragsärztlicher Versorgung – in der Zeit von Ende des Jahres 2020 bis Mitte Juni 2021 sowie in der sich anschließenden Abklingphase. Das waren mehr als achtmal so viele wie in der ersten Pandemiewelle.

Die Corona-Fallzahlen nach den Meldedaten des Infektionschutzgesetzes lagen dabei mit 3,95 Millionen deutlich höher als die Zahl ambulant versorgter Covid-19 Patient:innen. Dies lasse, so die Autoren, im Gegensatz zur ersten Pandemiewelle darauf schließen, dass viele Covid-19 Infektionen bei weiter rückläufiger stationärer Behandlungsbedürftigkeit auch nicht zu einer Inanspruchnahme vertragsärztlicher Versorgungsleistungen geführt haben.

Zi-Studie zeigt regionale Unterschiede der Diagnoseprävalenz

Die bundesweite Prävalenz war in der zweiten und dritten Welle mit 3,3% deutlich höher als in der ersten Welle. Auch regional zeigten sich große Unterschiede. So gab es eine hohe Diagnoseprävalenz in Sachsen, Thüringen und Baden-Württemberg.

Wie unterschiedlich die Covid-19-Diagnose in den Bundesländern war, zeigt die Analyse des Versorgungsatlas; Veröffentlichung: 13.04.2023 | Letztes Update: 13.04.2023 (Fotocredit: Screenshot Versorgungsatlas.de)

Tiefer auf die Kreisebene gezoomt, zeichnen sich in den drei genannten Bundesländern wiederum durch hohe Diagnoseprävalenzen aus. Doch auch in Bayern, Hessen und Nordrhein lagen die Werte in vielen Kreisen oberhalb des Bundesdurchschnitts.

Am höchsten waren sie in Hildburghausen mit 10,15% (Thüringen), Erzgebirgskreis mit 9,51% (Sachsen) und Schmalkalden-Meiningen mit 8,17% (Thüringen).

Administrative Covid-19-Diagnoseprävalenzen in der ambulant-vertragsärztlichen Versorgung auf Kreisebene, Quelle: Bundesweite vertragsärztliche Abrechnungsdaten nach §295 Sozialgesetzbuch V (SGB V) (Fotocredit: Screenshot Versorgungsatlas.de)

Ärzt:innen federten viel für Kliniken ab

„Die von uns ausgewerteten Abrechnungsdaten für die zweite und dritte Pandemiewelle 2020/21 zeigen eindrucksvoll, dass sich die Vertragsärztinnen und -ärzte auch im weiteren Pandemieverlauf mit voller Kraft engagiert und damit die Kliniken vor einer Überlastung geschützt haben“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried. 

Von den 2,35 Millionen ambulant behandelten Covid-19-Patient:innen in der zweiten und dritten Welle seien 2,15 Millionen (91,3%) nur in einem Quartal und 205.000 (8,65%) in zwei oder mehr Quartalen des Untersuchungszeitraums mit einer laborbestätigten Covid-19-Diagnose versorgt worden.

Post-Covid ist ein heterogenes Krankheitsbild

Ebenfalls Teil der Untersuchung war das Thema Post-Covid und Vorerkrankungen. Gut 8% der Covid-19-Patient:innen erhielten eine Post-Covid-Diagnose. Wie Stillfried erläutert, wären in der Analyse Covid-19-Patientinnen und -Patienten von altersbezogenen Risikogruppen ab dem Alter von 15 Jahren eingeschlossen gewesen. Bei gut 201.000 dieser Erkrankten sei eine Post-Covid-Symptomatik kodiert worden. 

„Das zeigt zum einen, dass sich Post-Covid nicht zu einer neuen Volkskrankheit entwickelt. Zum anderen haben wir in den Abrechnungsdaten spezifische somatische und psychische Vorerkrankungen wie Adipositas oder Anpassungsstörungen als Risikofaktoren für Post-Covid-Komplikationen identifiziert“, sagt der Experte. „Das unterstreicht, dass Post-Covid ein heterogenes Krankheitsbild ist.“

Datengrundlage der vorliegenden Auswertungen sind die bundesweiten Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen aller vertragsärztlichen Praxen der Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen in Deutschland im Zeitraum Oktober 2020 bis September 2021 gemäß § 295 SGB V. Darüber hinaus sind Patient:innen mit weiteren Kodierungen für Covid-19 und erstmals auch Patient:innen mit Post-Covid-Symptomatik erfasst worden.

Mehr zum Bericht lesen Sie hier:

Heuer J, Bätzing J, Holstiege J, Akmatov MK, Dammertz L, Kohring C, von Stillfried D. Vertragsärztlich-ambulante Versorgung von COVID-19-Patienten im bundesweiten regionalen Vergleich (Teil 2) – Schwerpunkt 2. und 3. Welle der Pandemie in Deutschland. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Versorgungsatlas-Bericht Nr. 23/04. Berlin 2023. URL: https://doi.org/10.20364/VA-23.04

Es handelt handelt sich um den zweiten Teil zu einer bereits vorliegenden Auswertung mit dem Schwerpunkt 1. Welle (Versorgungsatlas-Bericht Nr. 22/05).

Erhalten Sie jetzt uneingeschränkten Zugriff auf alle interessanten Artikel.
  • Online-Zugriff auf das PM-Report Heftarchiv
  • Aktuelle News zu Gesundheitspolitik, Pharmamarketing und alle relevanten Themen
  • 11 Ausgaben des PM-Report pro Jahr inkl. Specials
Mehr erfahren