Was Antibiotika-Engpässe im nächsten Winter verhindern soll


Mediziner, Apothekerschaft und Eltern sind oft verzweifelt: In der vergangenen Wintersaison waren Antibiotika oft nicht zu bekommen. Tragisch angesichts vieler Infektionen mit Scharlach oder Streptokokken. Nun hat die Europäische Union Maßnahmen gegen die Engpässe entwickelt.

Stella Kyriakides, Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, präsentiert, was die Antibiotika-Versorgung sichern soll. (Fotocredit: Sceenshot Twitter, Stella Kyriakides)

Es soll nicht zu Versorgungsengpässen kommen. Dafür hat die Europäische Union kürzlich Pläne für eine EU-Liste kritischer Arzneimittel präsentiert. Nun folgt der nächste Schritt, um im nächsten Winter Engpässe wichtiger Antibiotika zur Behandlung von Atemwegsinfektionen für europäische Patienten zu vermeiden. Es sei eine „Top Priorität“, dass alle Bürger:innen unmittelbar die Antibiotika bekämen, die sie benötigten, bekräftigte Stella Kyriakides, Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, auf Twitter.

Dafür haben die Europäische Kommission, die Leiter der Arzneimittelagenturen (HMA) und die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) nun die Empfehlungen für Maßnahmen der Executive Steering Group on Shortages and Safety of Medicinal Products (MSSG) präsentiert, wie sie in einer Pressemeldung mitteilen. 

Die Fachleute rechnen damit, dass der Bedarf an oralen Antibiotika in der kommenden Saison mit der vergangenen vergleichbar sein wird. Daher werden die EMA und die Europäische Behörde für die Vorbereitung und Reaktion auf gesundheitliche Notfälle (HERA) weiter mit den Zulassungsinhabern zusammenarbeiten, um die Maßnahmen zur Erhöhung der Versorgung mit einigen intravenösen Antibiotika zu verstärken.

Zusätzlich empfiehlt die MSSG, um besser auf die Wintersaison vorbereitet zu sein:

• Steigerung der Produktion wichtiger Antibiotika: Um Engpässe in der kommenden Herbst- und Wintersaison zu vermeiden, empfehlen EMA und HERA, weiter mit den Zulassungsinhabern zusammenzuarbeiten, um die Maßnahmen zur Produktionssteigerung zu verstärken. Durch frühzeitiges Handeln vor der Herbst- und Wintersaison sollten die Hersteller genügend Zeit haben, um sicherzustellen, dass sie über ausreichende Produktionskapazitäten verfügen, um den Bedarf zu decken.

• Überwachung von Angebot und Nachfrage: Die EMA und die Kommission werden gemeinsam mit den Mitgliedstaaten die Nachfrage und das Angebot in Zusammenarbeit mit den Unternehmen überwachen. Da die getroffenen Maßnahmen darauf abzielen, eine ausreichende Versorgung sicherzustellen, werden alle Beteiligten daran erinnert, wie gewohnt Arzneimittel zu bestellen, ohne dass eine Bevorratung erforderlich sei. Die Bevorratung von Medikamenten kann die Versorgung noch weiter belasten und Engpässe verursachen oder verschlimmern.

• Öffentliches Bewusstsein und umsichtiger Einsatz: Antibiotika sollten umsichtig eingesetzt werden, um ihre Wirksamkeit aufrechtzuerhalten und antimikrobielle Resistenzen zu vermeiden. Medizinischen Fachkräften kommt eine Schlüsselrolle zu: Antibiotika sollten nur zur Behandlung bakterieller Infektionen verschrieben werden. Sie eignen sich nicht zur Behandlung von Virusinfektionen wie Erkältung und Grippe, weil sie dort nicht wirken. Empfehlenswert sind auch Initiativen zur Sensibilisierung der Bürger.

Jetzt Maßnahmen ergreifen, um Antibiotika-Engpässe zu verhindern

Stella Kyriakides sagte: „Die Verfügbarkeit von Arzneimitteln ist ein entscheidender Bestandteil einer starken Europäischen Gesundheitsunion. Es ist wichtig, dass wir jetzt Maßnahmen ergreifen, um uns auf den nächsten Winter vorzubereiten und sicherzustellen, dass potenzielle Engpässe bei Antibiotika-Medikamenten vermieden werden.“ 

Nun sei ein wichtiger Schritt bei den Maßnahmen zur Deckung unseres unmittelbaren Bedarfs an wichtigen Antibiotika unternommen. Dieser ergänze den laufenden Prozess zur Entwicklung einer EU-Liste kritischer Arzneimittel. Die operative Weiterverfolgung durch HERA und EMA werde nun vorrangig erfolgen.

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