Was Karl Lauterbach durch die „letzten Kittel“ erfahren soll


Der Bundesgesundheitsminister bekommt derzeit ungewöhnliche Post: Kittel, Polos und T-Shirts mit deutlichen Botschaften. Denn Ärzte- wie Apothekerschaft kritisieren Karl Lauterbach hart: Er „legte den Grundstein für den Ruin in der medizinischen Versorgung in Deutschland“.

Karl Lauterbach soll auf die Missstände im Gesundheitswesen aufmerksam gemacht werden. (Fotocredit: Aktion "Der letzte Kittel")

„Wir trauern um 393 Apotheken, die 2022 geschlossen wurden“ – dieser Satz steht auf einem weißen Apothekerkittel und geht an den Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Das ist nicht nur im übertragenen Sinn gemeint, sondern ganz wörtlich. Denn die Arbeitskleidung ist Teil einer Protestaktion mit dem Titel „Der letzte Kittel“.

Da sich die allgemeine Situation im Gesundheitswesen bei allen Leistungserbringern aufgrund der Inflation und Energiekrise, Fachkräftemangel und gekürzter Honorierung immer weiter zuspitzt, haben wir eine Protestaktion gestartet. Das erläutert Daniela Hänel, 1. Vorsitzende der Freien Apothekerschaft. Seit dem 6. März schicken Ärzte, Zahnärzte, Apotheker und medizinische Therapeuten (Heilmittelerbringer) ihre „letzten Kittel“ oder den, der es mal sein wird, an die verschiedenen Dienstsitze des Bundesgesundheitsministeriums. Es soll ihm ein Zeichen dafür sein, dass seine Gesundheitspolitik „das Letzte“ ist.

Es sei ein Novum, dass Vertreter von Haus- und Fachärzten (IG Med e.V.), Zahnärzten (VUV), Apothekern (Freie Apothekerschaft e.V.) und medizinischen Therapeuten/Heilmittelerbringer (Vereinte Therapeuten e.V.) gemeinsam auf die Probleme unseres Gesundheitswesens hinweisen, heißt es in der dazugehörigen Pressemitteilung, und sich für den Erhalt der ambulanten Medizin in der Hand selbständiger Praxis- und Apothekeninhaber stark machen.

Die Botschaft der „letzten Kittel“

Mit der Aktion „Der letzte Kittel“ möchten die Initiatoren auf den zunehmenden Versorgungsmangel, das Apothekensterben, den Arzt- und Zahnarztmangel und den der medizinischen Therapeuten (Heilmittelerbringer) aufmerksam machen. Gleichzeitig möchten Hänel und ihre Mitstreiter:innen darauf hinweisen, dass an dieser Situation auch die chronische Unterbezahlung der Leistungen im ambulanten medizinischen Bereich schuld ist.

Ein Kittel listet weitere Kritikpunkte auf:

  • Zwangsrabatt von 1,77€ auf 2€
  • Nichtlieferfähigkeiten von Arzneimitteln, Folgen: Stress, Ärger, Frustration
  • Personalmangel
  • Dokumentationswahnsinn
  • Keine Wertschätzung unserer Arbeit
     

Ein anderer bemängelt: „1/4 unseres Honorars geht an die Krankenkassen“ und führt anschließend 32 Positionen an Pflichtausgaben an, für die Apotheken die restlichen drei Viertel aufwenden müssen. Darunter fallen beispielsweise Apothekerkammer, Portal zur Erstellung der Impfzertifikate oder Liefergebühren des Großhandels.

Viele hätten bereits den Weg aus der Kassenmedizin angetreten, erklären die Vertreter:innen der Aktion. Viele würden darüber nachdenken und werden es tun. Entweder, in dem sie ihre Kassentätigkeit aufgeben, ihre Praxis oder Apotheke schließen oder so früh wie möglich in die Rente gehen statt – wie früher üblich – noch bis ins höhere Alter in selbstständiger Tätigkeit ihre Patient:innen zu versorgen. Was den meisten bleibe, sei „Der letzte Kittel“, der mit dem Abschließen der Praxistür an den Nagel gehängt wird.

Am 29.03.2023 werden die Initiatoren um 14 Uhr bei einer Versammlung ihre „letzten Kittel“ persönlich vor dem Bundesgesundheitsministerium an der Mauerstraße 29 in Berlin übergeben.

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