Wie Behandelnde mit digitalen Patienten bessere Therapien finden


Die Behandlung passender, kürzer und kostengünstiger gestalten als früher – das soll das digitale Patientenmodell ermöglichen. Das Fraunhofer-Leitprojekt stellt nun seinen Prototyp hierfür vor.

Das digitale Patientenmodell, Ergebnis des Fraunhofer-Leitprojekts MED²ICIN, überzeugt im Praxistest. Die Projektbeteiligten präsentieren den Prototyp im Juli in Frankfurt.(Fotocredit: Fraunhofer IGD)

Neue Möglichkeiten für die Gesundheitswirtschaft: Die eröffnet das digitale Patientenmodell des Fraunhofer-Leitprojekts MED²ICIN mit einer personalisierten und kostenintelligenten Behandlung.

Wie funktioniert das digitale Patientenmodell?

Jeder kennt es, dass die Daten zur eigenen Gesundheit in verschiedenen Systemen verteilt sind. Das digitale Patientenmodell der sieben Fraunhofer-Institute führt alle individuellen Patienteninformationen zusammen – zu einem digitalen Abbild, dem digitalen Zwilling.

Ein interaktives Dashboard fasst die Informationen und Empfehlungen zusammen. Mehr Details finden Mediziner:innen durch KI-basierte Analysen, die beispielsweise auf medizinische Fachpublikationen zugreifen und die Leitlinien für die Behandlung sowie die entstehenden Kosten der Behandlungsoptionen einsehen.

Durch den digitalen Zwilling lassen sich die Daten auch mit Kohorten ähnlicher Personen abgleichen. Das unterstützt Mediziner:innen in ihrer Entscheidungsfindung.

Gleichzeitig sollen Patient:innen profitieren. Denn Behandelnde können erkennen, in welchen Fällen welche Therapien optimal wirken. Über eine App können Patient:innen selbst Lifestyle-Daten einbringen.

Dr. Stefan Wesarg, Head of Competence Center Visual Healthcare Technologies am Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD und Koordinator von MED²ICIN fasst es in der Pressemitteilung zusammen: „Eine datenschutzkonforme Zusammenführung individueller Gesundheits- und Krankheitsdaten und deren intelligente Analyse lässt eine vollkommen neuartige Lösung für eine effektivere Prävention, Diagnostik, Therapie und Versorgung entstehen.“

Warum spart das digitale Patientenmodell Kosten?

Sind die Daten eines Leidens einmal gespeichert, lassen sich beispielsweise doppelte Prozesse vermeiden. Kostenintensive MRT-Aufnahmen etwa müssen nicht in jeder Klinik neu gemacht werden. Zudem hilft die Technik, die Bilddaten auszuwerten und reduziert damit den manuellen Aufwand.

All das wiederum unterstützt im Gesundheitswesen, die knappen Fachkräfte optimal einzusetzen.

Entscheidungsmodell im Praxistest

Wie haben Wesarg und sein Team das Modell getestet? Eine Online-Umfrage unter knapp 50 Gastroenterolog:innen unterzogen das webbasierte System in Krankenhäusern sowie Praxen einem Praxistest: Laut ihren Aussagen erfüllt das Patientenmodell die gesetzten Ziele. 23% lobten die Kostenersparnis, 35% der Befragten überzeugte die dank des Modells verkürzte Behandlungszeit. Bislang wird das digitale Patientenmodell für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) eingesetzt, künftig sollen weitere Krankheitsbilder folgen.

Wesarg führt die Forschung auf europäischer Ebene mit finnischen Partnern fort. Auf Basis von 10.000 Patientendaten entwickeln sie das Modell weiter, damit es in kommerziell genutzte Systeme eingebunden und im medizinischen Alltag genutzt werden kann. Sein Ausblick: „Die Entscheidung trifft am Ende der Mensch – durch unser Patientenmodell, dessen einzelne Module durch Künstliche Intelligenz unterstützt werden, steht ihm dafür eine optimale Datengrundlage zur Verfügung.“

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