Zwölf Projekte machen Hoffnung im Kampf gegen Alzheimer


Nach wie vor ist Alzheimer nicht heilbar. Früh diagnostiziert lässt sich die Erkrankung etwas ausbremsen. Intensiv forschen Wissenschaftler weltweit also an Früherkennung und Medikamenten. Zwölf neue Forschungsprojekte werden nun besonders gefördert.

Dr. Dianna de Vries (Fotocredit: DZNE Bonn)

Status Quo bei Alzheimer

Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz. Demenz trifft allein in Deutschland 1,8 Millionen Menschen. Jährlich steigen die Fallzahlen um etwa 440.000 – Tendenz weiter zunehmend. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rechnet damit, dass sich weltweite Demenzfälle bis 2030 um rund 40% erhöhen. Das liegt einerseits am demografischen Wandel und andererseits an den Lebensstilfaktoren in der industrialisierten Welt.

Daher unterstützt die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) Forscher:innen bei entscheidenden Fragestellungen. Ihr Ziel: Der Entwicklung eines Heilmittels ein Stück näher zu kommen. Denn noch sind die Grundlagen der Krankheit nicht vollständig verstanden. Insgesamt fördert die AFI zwölf neue Forschungsprojekte mit insgesamt 1,24 Mio. Euro. Darunter befinden sich Projekte in den Bereichen Ursachen-, Diagnose-, Präventions- und Therapieforschung an den Hochschul- und Institutsstandorten Aachen, Bochum, Bonn, Heidelberg, Köln, Magdeburg, Marburg und München.

Drei beispielhafte Alzheimer-Projekte:

Große Fördersummen gehen unter anderem an diese drei Projekte, die einerseits Früherkennung verbessern wollen und andererseits die Ursachen besser erforschen möchten.

Diagnose per Smartphone

Schon in jungen Jahren haben Menschen, die später eine Alzheimer-Diagnose bekommen, Gedächtnisprobleme – üblicherweise aber nur sehr leicht ausgeprägt. Gedächtnisveränderungen könnten mit Hilfe von Smartphones künftig besser erkannt werden. 

Daran forscht Dr. David Berron vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) am Standort Magdeburg.  Denn derzeit fehlen Gedächtnistests, die sensitiv genug sind, diese leichten Veränderungen über die Zeit zu erfassen. Neuartige Gedächtnistests für das Frühstadium könnten per Smartphone durchgeführt werden und kognitive Schwierigkeiten frühzeitig entlarven.

Alzheimer-Ursache Stress?

Welche Faktoren erhöhen das Alzheimer-Risiko? Bekannt ist bereits, dass Rauchen, Alkohol, Feinstaub oder auch Schwerhörigkeit, dem Gehirn schaden. Dr. Dianna de Vries vom DZNE am Standort Bonn untersucht, ob chronischer Stress das Alzheimer-Risiko erhöht. Eine Fragestellung, die speziell durch die Corona-Pandemie eine neue Brisanz bekommt. Die Forscherin wird daher Daten der „Rheinland-Studie“ auswerten, die vor, während und nach der Covid-19 Pandemie erhoben wurden. 

Ihr Ziel ist, den Zusammenhang zwischen empfundenem Stress und Hirngesundheit besser zu verstehen und herauszufinden, ob dieser Zusammenhang indirekt durch die Aktivierung des Immunsystems geschieht. Sollte sich diese Hypothese bestätigen, könnte die Vermeidung von chronischem Stress ein neuer präventiver Ansatz für die Alzheimer-Krankheit sein.

Alzheimer mit Bluttest feststellen

Schon 17 Jahre vor den ersten Symptomen: Eine solche Alzheimer-Prognose liefert der Bluttest, den Prof. Dr. Klaus Gerwert von der Ruhr-Universität Bochum entwickelt hat. Dafür misst der Immuno-Infrarot-Sensor die für Alzheimer charakteristische Fehlfaltung des Peptids Beta-Amyloid. 

Ziel des Projektes ist, mit Blick auf den eigentlichen Beginn der Erkrankung – die Entstehung der ersten Fehlfaltung – die Alzheimer-Krankheit als Ganzes genauer zu verstehen.

Fortschritt im Anti-Alzheimer-Kampf mit Lecanemab

Dr. Linda Thienpont, Leiterin Wissenschaft bei der AFI, möchte die Puzzleteile finden, die zum Gesamtverständnis der Alzheimer-Krankheit noch fehlen. Die Unterstützung der universitären Grundlagenforschung sei der Schlüssel hierzu. 

Und ergänzt: „In dieser Ansicht bestärkt uns auch die Tatsache, dass das in den USA jüngst zugelassene Alzheimer-Präparat Leqembi an einer Universität entwickelt wurde.“ Viele Alzheimer-Forschende loben das neue Medikament mit dem Antikörper Lecanemab, manche sprechen sogar von einer Zeitenwende.

Es sei ein wichtiger, lange erhoffter Fortschritt, urteilt Prof. Dr. Walter J. Schulz-Schaeffer, Direktor des Instituts für Neuropathologie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg: „Die Erklärung, warum der aktuelle Antikörper wirksamer zu sein scheint als vorher getestete andere Antikörper, könnte sein, dass der Antikörper Lecanemab gegen eine Frühform der Ablagerungen gerichtet ist, und nicht in erster Linie gegen die Ablagerungen selbst. Es ist recht wahrscheinlich, dass Frühformen der Alzheimer-Plaques den Schädigungsprozess an den Nervenzellen und damit die Alzheimer-Krankheit auslösen, während die Plaques Ausdruck des erfolgreichen Entsorgungsprozesses der schädigenden Frühformen sind und deshalb besser ‚in Ruhe‘ gelassen werden sollten.“

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