Arzneimittel aus dem 3-D-Drucker


Personalisierte Pillen aus dem 3-D-Drucker? Klingt futuristisch, könnte zeitnah jedoch zur gängigen Praxis werden, wie aktuelle Forschungsprojekte zeigen.

Der 3-D-Druck macht verschiedene Darreichungsformen mit individuellen Dosierungen, Wirkstoffkombinationen, Farben, Formen, Geschmäckern und Kennzeichnungen möglich. (Foto von Tom Claes auf Unsplash)

 

Additive Druckverfahren in der Medizin

Die additive Fertigung ermöglicht seit mehreren Jahrzehnten die Produktion von dreidimensionalen Objekten, indem Materialien in immer neuen Schichten aufgebaut werden. In der Medizin wird der 3-D-Druck im Bereich der Implantate und Prothesen bereits eingesetzt und maßgeschneiderte Lösungen sind in einer vorher nicht erreichbaren Perfektion möglich. Aktuell wird der Einsatz von 3-D-Druckverfahren in der Medikamentenherstellung erforscht – insbesondere im Bereich der individualisierten Therapie haben sie Potenzial.

3-D-Druck in der Arzneimittelherstellung

„Der 3-D-Druck wird die Tablettenpresse nicht ersetzen“, betonte Prof. Dr. Anne Seidlitz beim Fortbildungskongress Pharmacon der Bundesapothekerkammer in Meran. Jedoch: Pharmadrucker seien eine große Chance für Apotheken, die damit individualisierte onkologische Therapien, Klinikmuster oder Arzneiformen für Studien herstellen könnten.

Der 3-D-Druck macht verschiedene Darreichungsformen mit individuellen Dosierungen, Wirkstoffkombinationen, Farben, Formen, Geschmäckern und Kennzeichnungen möglich. So könnten etwa Medikamente speziell für Kinder gedruckt werden oder Tabletten entstehen, die mehrere Wirkstoffe vereinen und Patientinnen und Patienten das Einnehmen verschiedener Präparate ersparen. 

Durch diese Personalisierungsmöglichkeiten werde auch die Adhärenz gefördert, erklärte Seidlitz, die Professorin für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ist. Auch die Wirkstofffreisetzung kann durch Hilfsstoffe und den jeweiligen Infill individuell ausgesteuert werden.

3-D-Medikamenten-Druck: Best Practices und Forschungsprojekte

Als Beispiel nannte sie ein gedrucktes Silikon-Implantat, mit dem eine Gehörgangsstenose eines achtjährigen Mädchens behandelt wurde. Das Implantat hielt nicht nur den Gehörgang offen, sondern war mit Dexamethason und Ciprofloxacin beschichtet. Ein weiteres Projekt kommt aus den USA, wo das erste 3-D-Druck-Medikament bereits seit 2015 zugelassen worden ist: Spritam, das das Antiepileptikum Levetiracetam enthält und im 3-D-Druckverfahren entstanden ist. Die 3-D-Produktion macht eine hochporöse Struktur möglich, durch die sich die Tabletten in Sekundenschnelle im Mund auflösen.

Noch sind die mit 3-D-Druck hergestellten Medikamente allerdings um ein Vielfaches teurer als herkömmlich produzierte Arzneimittel. Neben dem Arbeitskreis von Seidlitz forschen auch Wissenschaftler:innen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) in zwei Projekten an der Herstellung von Medikamenten und Implantaten mit einem 3-D-Drucker. Die Mitarbeitenden der Klinikapotheke möchten in einer Machbarkeitsstudie aufzeigen, dass der 3-D-Druck von Arzneimitteln in den digitalen Medikationsprozess des UKE integriert werden kann.

 

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