Behandlungsgespräche: Shared Decision Making


Im Auftrag des IQWiG ist untersucht worden, welche Vor- oder Nachteile SDM-Maßnahmen für den Entscheidungsprozess bei Patient:innen haben.

Shared Decision Making bedeutet, dass Patientinnen oder Patienten und Ärztinnen oder Ärzte „auf Augenhöhe“ miteinander sprechen und sich gemeinsam für oder gegen eine bestimmte Behandlung entscheiden. (Foto von TopSphere Media auf Unsplash)

 

Das kurze Fazit gleich zu Anfang:  Insgesamt gibt es keinen Nachweis für einen positiven oder negativen Einfluss von SDM-Maßnahmen auf gesundheitsbezogene Aspekte. (SDM = Shared Decision Making)

Die Analyse zu SDM-Maßnahmen

Die Frage, die das IQWiG untersucht haben wollte, war: Führen Maßnahmen zur Unterstützung einer gemeinsamen Entscheidungsfindung von Patientin oder Patient und Ärztin oder Arzt in Gesprächen über Screeningverfahren, Diagnose und Therapiewahl zu besseren Ergebnissen?

Zu beantworten versucht, hat das ein interdisziplinäres Forschungsteam unter Leitung von DARUM Marion Danner & Anne Rummer GbR in Köln im Rahmen des IQWiG-ThemenCheck Medizin. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werteten dafür sieben systematische Übersichten aus, in die rund 250 Einzelstudien eingeschlossen waren. In drei Übersichten lag der Fokus auf Entscheidungshilfen für Patientinnen und Patienten, in den vier anderen wurden verschiedene weitere Maßnahmen für eine gemeinsame Entscheidungsfindung betrachtet.

Arzt und Patient: Gewünschte Kommunikation auf Augenhöhe

In Deutschland und anderen Ländern gelten ethische und rechtliche Regeln, nach denen Patientinnen und Patienten bei medizinischen Fragen ausführlich aufgeklärt werden müssen. Diese Gespräche sollen so stattfinden, dass sie eine gemeinsame Entscheidungsfindung ermöglichen.

Damit ist gemeint, dass Patientinnen oder Patienten und Ärztinnen oder Ärzte „auf Augenhöhe“ miteinander sprechen und sich gemeinsam für oder gegen eine bestimmte Behandlung entscheiden. Das beinhaltet das Shared Decision Making.

Gemeinsame Entscheidungsfindung: Einfluss auf das Behandlungsergebnis?

Hat eine gemeinsame Entscheidungsfindung Einfluss auf das Behandlungsergebnis und die Patientenzufriedenheit? Für die SDM-Maßnahme „Entscheidungshilfen“ zeigten sich im Vergleich zu einer Standardversorgung für sechs von 17 untersuchten SDM-bezogenen Aspekten Vorteile. So führten Entscheidungshilfen zum Beispiel dazu, dass die Patientinnen und Patienten stärker eingebunden waren, mehr Wissen über ihre Erkrankung und die Therapiemöglichkeiten hatten, Risiken besser einschätzen konnten und mehr Vertrauen in ihre Entscheidung hatten.

Die SDM-Maßnahme „Decision Coaching plus evidenzbasierte Information“ führte im Vergleich zu einer Standardversorgung zwar zu mehr Wissen bei den Betroffenen, hatte aber auf andere Aspekte keinen positiven Einfluss. Bei weiteren untersuchten Maßnahmen wurden keine Vor- oder Nachteile festgestellt; zum Teil gab es auch zu wenig Daten.

Zu den Auswirkungen der SDM-Maßnahmen auf die Gesundheit enthielten die in die systematischen Übersichten eingeschlossenen Einzelstudien deutlich weniger Daten. Zudem wurde die Qualität der meisten Studien als gering bewertet. Insgesamt gibt es daher keinen Nachweis für einen positiven oder negativen Einfluss von SDM-Maßnahmen auf gesundheitsbezogene Aspekte.

Die Kosten für die Entwicklung und Bereitstellung von SDM-Maßnahmen weisen eine breite Spanne auf: In einzelnen Krankheitsbildern wie Brustkrebs oder Gicht schien die jeweilige SDM-Maßnahme kostenwirksam zu sein; allgemeingültige Aussagen zur Kostenwirksamkeit wurden auf dieser Basis allerdings nicht getroffen. Zur Frage, ob SDM-Maßnahmen Unter-, Über- oder Fehlversorgung verringern und dadurch die Effizienz im Gesundheitssystem erhöhen könnten, wird in der Untersuchung erklärt, dass SDM-Maßnahmen nicht als Steuerungsinstrument angelegt sind.

Fazit

Die ausgewerteten Daten zeigen, dass Entscheidungshilfen die gemeinsame Entscheidungsfindung unterstützen können. Damit die Daten zu den Wirkungen von SDM-Maßnahmen auf SDM- und auch auf gesundheitsbezogene Aspekte in Zukunft noch besser zusammengefasst und interpretiert werden können, braucht es zum einen ein einheitliches Set an zu untersuchenden Aspekten und Instrumenten zu deren Messung – und zum anderen aussagekräftige Studien zu weiteren SDM-Maßnahmen neben Entscheidungshilfen.

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