Civey-Umfrage: Befürchtete Verschlechterung der hausärztlichen Versorgung


Der Großteil der Bundesbürger befürchtet eine Verschlechterung der hausärztlichen Versorgung in den kommenden fünf Jahren.

Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth und Dr. Markus Beier, finden: „… Die hausärztliche Versorgung ist das Fundament unseres Gesundheitssystems… Ob es um eine stärkere Prävention und frühere Behandlung von Herz-Kreislauferkrankungen geht, um die Sicherung der völlig überlasteten Notfallversorgung oder um den Roll-out der elektronischen Patientenakte – kaum ein politisches Vorhaben im Gesundheitswesen kommt mehr ohne hausärztliche Ressourcen aus.“ (Foto von National Cancer Institute auf Unsplash)

 

Und laut der im Auftrag des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes durchgeführten Civey-Umfrage machen sich viele auch Sorgen, dass die hausärztliche Versorgung für sie und ihre Angehörigen in Zukunft nicht mehr wie heute gewährleistet werden kann.

Die Ergebnisse der Umfrage in der Übersicht:

  • 76% gehen davon aus, dass es in den kommenden fünf Jahren schwieriger wird, eine Hausarztpraxis zu finden.
  • 58% der Befragten sorgen sich, dass die hausärztliche Versorgung für sie oder ihre Angehörigen in den kommenden Jahren nicht mehr wie heute sichergestellt werden kann.
  • 72% sind der Meinung, dass die Bundesregierung keine ausreichenden Maßnahmen zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung ergreift.
  • 37% geben an, dass das Thema „Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung“ Einfluss auf ihre Entscheidung bei zukünftigen Wahlen haben wird.
  • Mit Blick auf die heutige Situation erklären 56% der Befragten, dass sie oder ihre Angehörigen nur selten oder nie Probleme bei der Terminfindung bei Hausärztinnen und Hausärzten hatten. Knapp ein Viertel berichtet davon, hiermit häufig konfrontiert worden zu sein.

 

Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband fordert die Ampel-Koalition auf, die versprochenen Entlastungen für die Hausarztpraxen noch in diesem Jahr zu beschließen. „… Die Ergebnisse unserer Umfrage zeigen klar: Die Zeiten, in denen die Sicherstellung der ambulanten Versorgung, und insbesondere der hausärztlichen Versorgung, ein Randthema war, sind definitiv vorbei…“, so Dr. Markus Beier, Co-Bundesvorsitzender des Hausärztinnen und Hausärzteverbandes.

Gegenmodell: HÄPPI-Modell

Das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz befindet sich derzeit in der parlamentarischen Abstimmung. Termine für eine 2. und 3. Lesung stehen bisher nicht fest. Der Verband schlägt das sogenannte HÄPPI-Modell vor. Kernelement dabei ist, dass qualifizierte, nicht-ärztliche Fachkräfte unter hausärztlicher Leitung mehr Verantwortung in der Versorgung und im Praxismanagement übertragen bekommen.

Entscheidend dabei ist, dass dies unter dem Dach der Hausarztpraxis geschieht, um so neue Schnittstellen in der Versorgung zu vermeiden und klare Verantwortlichkeiten sicherzustellen. So kann im Zweifel die Hausärztin oder der Hausarzt hinzugezogen werden. Im Rahmen der Civey-Umfrage gaben 50% der Befragten an, dass sie bereit wären, einfache medizinische Anliegen wie Erkältungen oder Routinehausbesuche auch von nicht-ärztlichen Fachkräften versorgen zu lassen – sofern im Zweifel eine Hausärztin oder ein Hausarzt hinzugezogen werden kann. 17% sagten, dass sie einfache Anliegen ohne Einschränkung von nicht-ärztlichen Fachkräften durchführen lassen würden.

Für Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Co-Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, „zeigt das Ergebnis deutlich, dass die Menschen offen sind für neue Formen der Zusammenarbeit und der Arbeitsteilung in den Praxen. Allerdings wollen sie sicher sein, dass im Zweifel eine Ärztin oder einen Arzt verfügbar ist. Modelle, wie die vieldiskutierten Gesundheitskioske, in denen Versorgung ohne Arzt vor Ort stattfinden soll, sind nicht das, was die Menschen erwarten. Mit dem Teampraxis-Modell gibt es ein deutlich besseres und praktikableres Konzept.“

 

Hintergrund:

Der Hausärztinnen- und Hausärztetag fand am 19. und 20. September in Berlin statt. 120 Delegierte aus ganz Deutschland kamen zusammen, um die aktuellen Themen der Gesundheitspolitik zu erörtern. Neben dem aktuellen Stand des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes (GVSG) ging es unter anderem um die Initiativen zur Digitalisierung des Gesundheitswesens – insbesondere vor dem Hintergrund der geplanten Einführung der sogenannten ePA für alle im Frühjahr 2025.

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