Digitalisierung im Gesundheitswesen: Daten lesbar machen


Für mehr Tempo bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen braucht es Daten. Aber: Viele Daten lassen sich noch gar nicht nutzen. 

Im Gesundheitswesen liegt das Problem aktuell in der Qualität der Daten. Viele Daten sind schlichtweg nicht in einer für Computer lesbaren Form vorhanden. (Photo by Markus Spiske on Unsplash)

MIO: Medizinische Informationsobjekte

Durch die Einführung von medizinischen Informationsobjekten (MIO) soll das geändert werden. Wie genau funktioniert das? Jakob Adler, Institut für Hämostaseologie und Pharmakologie (IHP) Berlin sowie Institut für Medizinische Diagnostik (IMD) Berlin, erklärt dazu:

„Je nach Studie und Fachgebiet sind ca. 50 – 70% aller Diagnosen teilweise oder vollständig auf die Messung von Laborparametern zurückzuführen… Laborbefunde haben also einen hohen Stellenwert in der Versorgung unserer Patient*innen, im Krankenhaus als auch in der Arztpraxis. Dies muss natürlich auch in der elektronischen Patientenakte abgebildet werden. Dafür wird gerade das MIO Laborbefund entwickelt.

Wenn ein Patient aufgrund von Beschwerden zu seinem Hausarzt geht, so wird dieser, je nach Verdachtsdiagnose, Laboruntersuchungen anfordern. Das Labor führt die Analysen durch und wird die Ergebnisse als MIO an den Arzt zurücksenden oder auch das MIO direkt in die ePA des Patienten schicken. Geht der Patient dann zum Facharzt kann dieser auf die vorherig erstellten Laborbefunde zugreifen. So kann zum Beispiel doppelte Diagnostik vermieden werden und Prozesse werden beschleunigt.“

Adler erläutert auch noch einmal, warum ein MIO Laborbefund wichtig ist:

„Das beste Beispiel sind hier sicherlich schlichtweg fehlende Informationen. Vielleicht wird eine bestimmte Analyse nur von einem Speziallabor angeboten. Dieses Labor hat dann auch nur die Anforderung für diese besonderen Analyse, benötigt aber zur sinnvollen Interpretation oftmals weitere Daten. Diese könnten dann in der ePA des Patienten vom Laborarzt nachgeschaut werden. Wir werden also, so ist jedenfalls mein Traum, deutlich mehr Informationen über unsere Patient*innen haben und können so die Nützlichkeit und die Qualität unserer Befunde weiter steigern und auch individueller auf unsere Patient*innen eingehen.

Richtig spannend wird es dann, wenn wir es schaffen, die Daten aus den verschiedenen Bereichen der ePA zu analysieren und neue Muster zu entdecken. Ich denke hier wird sich in Zukunft auch unser Verständnis von verschiedenen Krankheiten ändern. Einfach weil wir in Zukunft Datenquellen zusammenführen und auswerten können, die uns heute noch nicht in dieser Form zur Verfügung stehen.“

Gesundheitsdaten: Bisher oft nicht lesbar für Computer

Zwar „stehen die Algorithmen zur Analyse von riesigen Datenmengen uns ja heute schon zur Verfügung. Letztendlich nutzt jeder von uns solche KI-Algorithmen, wenn wir Google Maps nutzen, bei Amazon bestellen oder unsere Timeline in sozialen Netzwerken durchforsten. Im Gesundheitswesen liegt unser Problem aktuell aber im Schritt davor, in der Qualität der Daten.

Viele Daten sind schlichtweg nicht in einer für Computer lesbaren Form vorhanden. Und wenn sie vorhanden sind, dann oft in einer nicht standardisierten Form, sodass Daten aus Krankenhaus A mit Daten aus Krankenhaus B nicht kompatibel oder vergleichbar sind. Genau dieses Problem gehen wir jetzt aber glücklicherweise mit der Standardisierung und Interoperabilität in Form der MIOs an. Wenn die ePA in der Form, wie Sie gedacht ist laufen wird, dann können wir gespannt sein, was uns moderne Algorithmen des maschinellen Lernens an neuem Wissen generieren werden.“

Kompatibler Datenaustausch: Patient:innen erhalten schneller ihre Therapie

Gerade der reibungslose Austausch von Daten ist wichtig. Weil „… die finanziellen Vorteile vor allem in der Kostenreduktion für das gesamte Gesundheitswesen liegen. Ganz wesentlich ist hierbei die doppelte Durchführung von Untersuchungen zu nennen, die leider oft einfach aus Unwissenheit über bereits erfolgte Diagnostik immer wieder vorkommt. Viel größer schätze ich aber den Mehrwert für die Kolleg*innen und Patient*innen ein. Zugriff auf die Vorbefunde auch aus anderen Laboren zu haben, kann zum Beispiel die Zeit bis zur richtigen Diagnose deutlich verkürzen. Das spart weitere Arztbesuche ein, kann so die Praxen zeitlich entlasten und die Patient*innen können schneller ihre Therapie erhalten…“

 

Quelle: DGKL News / Deutsche Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin e. V.

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