Für Ärzt:innen ist KI bisher besonders im Bereich der Diagnostik und Dokumentation relevant.(Foto von Igor Omilaev auf Unsplash)
Der „European Doctors and AI Report“ kommt zu einem ambivalenten Ergebnis
- Während deutsche Ärzt:innen KI als Chance zur Optimierung von Diagnosen und Verwaltungsaufgaben sehen, ziehen sie eine klare Grenze, wenn es um die Patientenkommunikation geht. Denn 47% lehnen eine direkte KI-Kommunikation mit Patienten strikt ab. Hierzulande wird von den befragten Medizinern beim Thema KI ein strukturierter, verantwortungsvoller Einsatz gefordert. Offen sind die Ärzte vor allem für KI zur Unterstützung administrativer Aufgaben.
- Im europäischen Vergleich zeigt sich, dass in Spanien und Frankreich ein größerer Anteil der Ärzte (43% bzw. 44%) dem „Early Adopter“-Ansatz aufgeschlossen gegenübersteht, insbesondere in administrativen und diagnostischen Bereichen.
- Durchgehend zeigt sich aber, dass KI besonders im Bereich der Diagnostik und Dokumentation breite Akzeptanz findet. In Deutschland nutzen 13% der Ärzte KI zur Diagnose von Krankheiten, in Spanien und Frankreich je 11%. Besonders in Spanien wird KI zur Zusammenfassung elektronischer Patientenakten eingesetzt: 12% nutzen sie in dem Zusammenhang regelmäßig.
- Während die Mehrheit der europäischen Ärzte die ‚Abwarten-und-Beobachten‘-Strategie bevorzugt, gibt es Unterschiede in der Bereitschaft, als ‚Early Adopter‘ zu agieren: In Spanien und Frankreich tendieren 43% bzw. 44% der Ärzte dazu, KI frühzeitig zu implementieren. Insgesamt bevorzugen jedoch mehr als 50% der Ärzte in allen europäischen Ländern die vorsichtige Herangehensweise, die Entwicklung zunächst zu beobachten, bevor sie KI umfassender integrieren.
KI: Recherche nach Krankheitsbildern
Der Studie zufolge sind die europäischen Mediziner:innen von der potenziellen Nutzung von KI für die Recherche nach Krankheitsbildern überzeugt. In Frankreich und Italien sind es bereits 20%.
In Deutschland sind die befragten Ärzte zurückhaltender: Hier wird KI vor allem als unterstützende Technologie betrachtet, wobei viele Mediziner den Einsatz dieser Technologie mit einer neutralen Haltung bewerten. Am häufigsten sagten Ärzte in Portugal und Frankreich, dass sie sich als „nicht sehr“ oder „gar nicht“ informiert fühlen über die Nutzung von KI in der Medizin (54% und 50%).
KI: Kommunikation mit Patienten
Über den Einsatz von KI in der direkten Patientenkommunikation denken 47% der deutschen Ärzt:innen eher kritisch. Frankreich zeigt eine ähnliche Haltung, während in Italien 62% der Ärzte den Einsatz von KI in der Behandlung ablehnen. Beim Thema Prognosen gaben 46% der französischen und 37% der italienischen Ärzte an, KI für diesen Zweck nicht nutzen zu wollen. In Deutschland teilt nur rund ein Drittel der Ärzte diese Vorbehalte.
Dennoch betont ein Großteil der Befragten, dass KI zukünftig eine bedeutende Rolle spielen könnte, insbesondere bei der Unterstützung von administrativen Aufgaben.
Deswegen wird in der Studie das Fazit gezogen:
„Diese Ambivalenz zeigt, dass die Ärzteschaft einerseits den potenziellen Nutzen erkennt, andererseits aber die Sorge um Datensicherheit und mögliche Abhängigkeiten bleibt.“
Dementsprechend fordern die europäischen Ärzte klare gesetzliche Regelungen: In Spanien befürworten 93% der befragten Ärzte eine Regulierung, gefolgt von Portugal mit 91% sowie Deutschland und Italien mit jeweils 88%. In Frankreich äußerten 45% der Ärzte Zweifel an der Fähigkeit der Regulierungsbehörden, die Vertraulichkeit der Daten zu wahren. In Deutschland lag dieser Anteil bei 35%, während sich 34% der befragten Mediziner unsicher waren.
Für den aktuellen europäischen Medscape-Report „Doctors and AI“, durchgeführt zwischen Januar und Juni 2024, wurden 5.355 Ärzte aus Deutschland, Frankreich, Italien, Portugal, Spanien und dem Vereinigten Königreich befragt.
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