EY Digital-Health-Studie 2024


Wie blicken gesetzlich Krankenversicherte in Deutschland auf digitale Serviceangebote im Gesundheitswesen?

Was Versicherte wirklich wollen: das versucht die Digital-Health-Studie abzubilden. (Foto von Daria Nepriakhina auf Unsplash) 

Das Gesetz zur Beschleunigung der Digitalisierung des Gesundheitswesens (DigiG) und das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) läuten eine neue Ära in der Digitalisierung des Gesundheitswesens ein. Im Januar 2025 wird zudem die elektronische Patientenakte (ePA) für alle eingeführt. Der regulatorische Druck auf Krankenkassen ist immens.

Zugleich drängen die sich zuspitzenden Versorgungslücken zur Entwicklung digitaler Angebote. Felix Schaffelhofer, Partner und Healthcare-Experte bei EY, appelliert deswegen:
„Nutzen die Krankenkassen den Hebel der Digitalisierung nicht, drohen bereits in naher Zukunft Versicherte ohne Zugang zu adäquater Versorgung mit entsprechenden Folgen für deren Gesundheit und Zufriedenheit sowie weiter steigende Kosten für das System.“

Krankenkassen müssen also über die Digitalisierung ihrer Verwaltungsprozesse hinaus in digitale Angebote zur Prävention und Versorgung investieren.

Aber wie steht es um die Akzeptanz aufseiten der Versicherten, was digitale und hybride Angebote der Krankenkassen angeht? Was wünschen Sie sich in Sachen Gesundheitsversorgung und Digitalisierung von ihrer Krankenkasse? Auf welche Produkte und Leistungen reagieren sie zögerlich?


Antworten auf u.a. diese Fragen gibt die Studie „EY Digital Health | Verbraucherperspektive auf digitale Serviceangebote im Gesundheitswesen“

Digitale Angebote: Große Offenheit, aber geringe Bekanntheit

Zwei Drittel sind laut der aktuellen Studie offen für digitale Leistungen – wenn sie ihnen aktiv angeboten werden. Für etwa 30% der rund 1.000 Befragten macht es keinen Unterschied, ob es sich um ein analoges oder digitales Angebot handelt, etwa 16% ziehen laut eigenen Angaben ein digitales Versorgungs- bzw. Präventionsangebot sogar vor. 20% würden ein passendes digitales Angebot ablehnen.

Deutlich verbesserungsbedürftig sind die derzeitige Nutzung sowie der Bekanntheitsgrad der einzelnen Produkte und Services: selbst das populärste Angebot, das digitale Postfach, kennen nur 35% der Befragten. Nur 16% wissen, dass ihre Krankenkasse digitale Präventionsangebote bereithält.

Felix Schaffelhoffer meint dazu: „Das Spannungsfeld zwischen grundsätzlicher Offenheit der Versicherten und geringer Bekanntheit und Nutzung digitaler Angebote zieht sich durch die gesamten Ergebnisse und zeigt dringenden Handlungsbedarf.“

Stellen Sie sich vor, dass es sich beim Angebot Ihrer Krankenkasse um eine digitale Behandlung handelt (z. B. Video-Chat). Welche der folgenden Aussagen trifft zu? (Grafik: EY Digital-Health- Studie)

Krankenkassen sind als Lotsinnen durch das Gesundheitssystem gefragt

Mit 96% Zustimmung ist es den Versicherten zwar nach wie vor am wichtigsten, dass ihre Krankenkasse die von ihnen benötigten Gesundheitsleistungen zuverlässig bezahlt. Darüber hinaus wünschen sich jedoch mehr als zwei Drittel der Befragten, dass ihre Krankenkasse sie zu Gesundheitsfragen berät (71%). 

Für 59% der Versicherten ist es wichtig bis sehr wichtig, dass ihre Krankenkasse sie als aktiver Lotse durch das Gesundheitssystem navigiert. Und 87% würden es begrüßen, wenn ihre Krankenkasse mit einem maßgeschneiderten Versorgungsangebot auf sie zukommt. 

ePA und Telemedizin: Benötigt werden passende Angebote und Aufklärung

Die Befragten zeigen sich gegenüber der ePA grundsätzlich aufgeschlossen, 13% wollen sich aktiv dagegen aussprechen. Bei 57% der Versicherten ist die ePA aktuell allerdings noch gar nicht bekannt. Von denjenigen Versicherten, die angeben, die ePA zu kennen, wissen wiederum 44% nicht, ob ihre Krankenkasse eine ePA anbietet. Weitere Aufklärungsarbeit ist also dringend erforderlich. 

Nach der Corona-Pandemie ging die Nutzung der Telemedizin wieder deutlich zurück und die Versicherten setzen bei der Interaktion mit ihren Ärzt:innen wieder primär auf nicht digitale Wege – obwohl 86% der Versicherten durchaus die Vorteile von Videosprechstunden erkennen – zum Beispiel, wenn es um das Ausstellen von Rezepten (53%) oder das Besprechen von Laborergebnissen (49%) geht. 

Welche Vorteile hat die Videosprechstunde für Sie persönlich? (Grafik: EY Digital-Health- Studie)

Versicherte wünschen sich eine App für alles

Haben Sie die Wahl, möchten 81% der Versicherten alle Services ihrer Krankenkasse in einer einzigen App nutzen können.

Generell gilt: je jünger Versicherte sind, desto eher wollen sie digital vermittelt kommunizieren. Jedoch ist die Krankenkassen-App bei den Versicherten mittleren Alters (zwischen 40 und 59 Jahren) genauso etabliert wie bei den Jüngeren (zwischen 18 und 39 Jahren). Je digital affiner Versicherte sind, desto eher kennen sie die digitalen Produkte und Services ihrer Krankenkasse. 

Vier zentrale Handlungsfelder

Aus den Kernergebnissen der Umfrage ergeben sich vier zentrale Handlungsfelder für die gesetzlichen Krankenkassen: 

  1. Positionierung festlegen und Roadmap entwickeln
  2. Schlüsselrolle aktiv wahrnehmen und stärken
  3. Marketing und Kommunikation schärfen
  4. Attraktive hybride Angebote konzipieren

 

Das Fazit der Studie

Die Befragung offenbart eine große Diskrepanz zwischen der grundsätzlichen Offenheit der Versicherten für digitale Versorgungsleistungen und Präventionsangebote und der bisher noch geringen Nutzung.

Um die Potenziale digitaler und hybrider Leistungen und Services zu heben, ist daher neben der gezielten Entwicklung passender Produkte auch ein gutes Marketing essenziell – beides basierend auf einer fundierten Datenanalyse und unter Berücksichtigung der individuellen Versichertenstruktur der jeweiligen Krankenkasse.

Die komplette Studie können Sie hier kostenlos herunterladen. 

Quelle: EY GmbH & Co. KG

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