Thilo Kaltenbach, Partner bei Roland Berger, betont: „Unabhängig davon, welches der drei Szenarien tatsächlich wahr wird, sollten Gesundheitsunternehmen sich intensiv damit auseinandersetzen, wie das Thema KI sich auf ihr Geschäft auswirkt.“ (Foto: Screenshot Cover Studie / PM—Report)
Die drei Szenarien
Für die weitere Entwicklung haben die Studienautoren drei Szenarien erarbeitet: Die höchste Wahrscheinlichkeit sehen sie beim „realistischen Szenario“, einer raschen Entwicklung mit Einsatz von KI vor allem in Bereichen, wo sie messbare Vorteile bringt. Die Effizienzgewinne sind in diesem Fall ungleichmäßig über die Branche verteilt.
Ein zweites, „beschleunigtes Szenario“ beschreibt die schnelle Einführung von KI in der gesamten Gesundheitsbranche sowie deren umfassende Transformation; das dritte, „konservative Szenario“ geht von einer langsamen Entwicklung und begrenzten Auswirkungen aus.
KI: Große Umwälzungen
Ulrich Kleipaß, Partner bei Roland Berger, ordnet die Rolle von KI folgendermaßen ein:
„KI ist in der Gesundheitsbranche angekommen und verursacht bereits jetzt große Umwälzungen. Das betrifft alle Akteure in der Wertschöpfungskette, von Pharma- und Medizintechnikunternehmen, deren Geschäftsmodelle sich mit KI verändern, über Krankenversicherungen, die KI nutzen, um ihre Effizienz zu steigern, bis hin zu den Fachkräften in Krankenhäusern, Laboren und Arztpraxen, die neue KI-unterstützte Diagnose- und Therapiemethoden anwenden. Deshalb müssen alle Unternehmen der Branche sich mit dem Thema befassen, sonst laufen sie Gefahr, bei Innovation und Effizienz ins Hintertreffen zu geraten und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren.“
Einige Ergebnisse im Überblick
- Bisher hilft KI im Gesundheitswesen vor allem bei der Optimierung von Prozessen und Kosten: 81% der Befragten nennen als Vorteil die Beschleunigung von Abläufen, 79% eine gesteigerte Qualität und 77% Kosteneinsparungen.
- Im Zuge weiterer technologischer Fortschritte dürfte KI sich in allen Bereichen der Patientenversorgung und in der gesamten Wertschöpfungskette im Gesundheitswesen durchsetzen:
- KI-unterstützte Diagnoseverfahren, etwa in der Radiologie, versprechen schnellere und genauere Ergebnisse;
- die Automatisierung von Routineaufgaben steigert die Effizienz und hilft, personelle und finanzielle Ressourcen freizumachen;
- KI-gestützte Datenanalysen in Pharma- und Medizintechnikunternehmen beschleunigen klinische Studien und steigern die Effizienz bei Forschung und Entwicklung.
Einsatz von KI bei Ärzt:innen
Die meisten Befragten glauben, dass KI Ärzte bei ihren täglichen Aufgaben erheblich unterstützen wird. Insbesondere glauben 82%, dass KI die Entscheidungszeit verkürzen wird, was insbesondere in der Akutversorgung wertvoll ist. Weitere 72% sehen KI als nützliche Hilfe bei der Unterstützung von Diagnose- und Behandlungsentscheidungen. Weitere 78% gehen davon aus, dass KI in bestimmten Bereichen, wie etwa der Bildinterpretation, autonome Entscheidungen treffen wird, was darauf hindeutet, dass die Hemmschwelle für KI, bestimmte medizinische Entscheidungen zu treffen, im Allgemeinen niedrig ist.
Zukünftige Herausforderungen
Mit dem rasanten Evolutionsprozess, der durch KI ausgelöst wird, Schritt zu halten, wird für Gesundheitsorganisationen eine Herausforderung sein. In vielen Fällen werden sie sich mit einem der verschiedenen Startups, Scale-ups, etablierten Technologieunternehmen und „Hyper-Scaler“ zusammentun müssen, die ihnen spezielle Lösungen und Infrastrukturkomponenten bieten können. Viele Organisationen haben bereits solche Kooperationen eingerichtet, anstatt zu versuchen, KI-Lösungen ganz allein zu entwickeln.
Dies kann hauptsächlich dann nützlich sein, wenn der betreffenden Organisation die erforderliche Infrastruktur, KI-Expertise oder Datenmanagementfähigkeiten fehlen. In der Umfrage hielt weniger als ein Drittel der Führungskräfte im Gesundheitswesen ihre Organisation für ausreichend vorbereitet, um durch den Einsatz von GenAI Wettbewerbsvorteile zu erzielen: Ihre Hauptsorgen war die mangelnde technische Expertise, gefolgt von Bedenken hinsichtlich anderer technischer und infrastruktureller Probleme.
Grafik: Roland Berger
Grafik: Roland Berger
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