Gesundheitsdaten für die Forschung: Breite Akzeptanz


86% der Deutschen wären laut einer Umfrage damit einverstanden, wenn Gesundheitsdaten auch ohne Einwilligung für öffentlich geförderte medizinische Forschung verwendet werden. 

86 Prozent der Befragten befürworteten eine einwilligungsfreie Nutzung von Gesundheitsdaten für die öffentlich geförderte Forschung. (Foto von Pawel Czerwinski auf Unsplash)

 

Die Voraussetzung dafür: Die Datennutzung und Datenzugang müssten gesetzlich geregelt und ausreichend kontrolliert werden. Das ergab eine forsa-Umfrage im Auftrag der TMF e.V. TMF steht für Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung.

Gesundheitsdaten, die für die medizinische Forschung genutzt werden können, fallen an vielen Stellen an: neben Krankenhäusern, Arztpraxen und Apotheken, auch bei Krankenkassen und Versicherungen. Expertinnen und Experten arbeiten momentan deutschlandweit daran, diese Daten für die medizinische Forschung technisch und organisatorisch nutzbar zu machen. 

In der Praxis ist es jedoch schwierig, von allen Betroffenen eine Einwilligung in die Nutzung ihrer Daten einzuholen. Mit dem Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) wurde zwar der Grundstein dafür gelegt, Gesundheitsdaten unter bestimmten Voraussetzungen auch ohne Einwilligung für die Forschung nutzen zu können.

Aber mit der Erlaubnis der Datennutzung geht im GDNG aber auch die Verpflichtung einher, die Öffentlichkeit über Art, Umfang und Ergebnisse der Forschung mit den Daten zu informieren. Außerdem ist eine zentrale öffentliche Registrierungspflicht für alle Datennutzungsprojekte vorgesehen. In der Summe wird so auch für die Sekundärnutzung von Gesundheitsdaten eine verständliche öffentliche Darstellung wissenschaftlicher Projekte erforderlich, wie sie für klinische Studien bereits seit langem verpflichtend ist.


Bevölkerung ist bereit


Zwar sind 86% der Befragten dazu bereit, ohne ihre Einwilligung ihre Gesundheitsdaten zur Verfügung zu stellen. Aber sie betonen auch, dass es möglich sein sollte, der Teilnahme an der „Datenspende“ einfach und dauerhaft zu widersprechen. Die Akzeptanz einer vergleichbaren Regelung für die privatwirtschaftliche medizinische Forschung (z. B. durch Arzneimittelhersteller) betrug 66% und lag damit deutlich über Zustimmungswerten in früheren Erhebungen.

Mehr als zwei Drittel der Befragten wünschten sich allerdings ein größeres Informationsangebot zur medizinischen Forschung mit Gesundheitsdaten. Gleichzeitig waren fast drei Viertel der Meinung, dass jeder Bürger selbst dafür verantwortlich sei, sich ein ausreichendes Wissen anzueignen, um die Entscheidung für oder gegen die Teilnahme an der Datenspende sinnvoll abwägen zu können.  Datenspende: Gründe dafür
Warum sind Menschen dazu bereit, ihre Daten zu teilen? Die Gründe:

  1. eine hinreichend hohe Wertschätzung der jeweiligen Forschung,
  2. die Einstellung, dass letztlich jeder von medizinischer Forschung profitiere und daher auch einen Beitrag zur Forschung leisten solle, und 
  3. ein hohes Vertrauen in Datenschutz und Kontrolle der Datennutzung.

 

Vorbehalte gegenüber einer Datenspende für die privatwirtschaftliche Forschung bestanden vor allem darin, dass Unternehmen die Daten an Dritte verkaufen und Datenschutz bzw. eine Kontrolle der Datennutzung nicht hinreichend garantieren könnten. Eine möglicherweise fehlende Orientierung kommerzieller Unternehmen am Gemeinwohl spielte hingegen nur eine geringere Rolle.  

Fazit


Der Umfrage zufolge herrscht in Deutschland gerade ein positives Klima für die Einführung einwilligungsunabhängiger Nutzungsmöglichkeiten, insbesondere wenn diese mit der Möglichkeit zum niederschwelligen Widerspruch (Opt-out) verbunden sind. Das aktuelle Interesse an der Thematik sollte dazu genutzt werden, in der Bevölkerung eine größere Gesundheitsdatenkompetenz zu verankern und so im Gegenzug für den Wegfall von Aufklärung und Einwilligung das Vertrauen in die medizinische Forschung zu stärken, betont der Verband. 

 

Originalpublikation:

Gesine Richter, Nourane Trigui, Amke Caliebe, Michael Krawczak: Attitude towards consent-free research use of personal medical data in the general German population, Heliyon, Volume 10, Issue 6, 2024, e27933, ISSN 2405-8440, https://doi.org/10.1016/j.heliyon.2024.e27933

Weitere Informationen: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2405844024039641

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