Das vom Stifterverband geförderte Forschungsprojekt Federated Secure Computing wertet die Daten krebskranker Patientinnen und Patienten im Europäischen Gesundheitsdatenraum über Staatsgrenzen hinweg aus. (Foto von fabio auf Unsplash)
In dieser Pilotstudie „Federated Secure Computing“ haben die Forschenden einen Ansatz vorgestellt und getestet, „der die technischen und rechtlichen Herausforderungen der klinischen Forschung an Krebspatienten unter Einhaltung der strengen europäischen Vorschriften zum Schutz der Privatsphäre und des Datenschutzes von Patienten meistert“, wie das Team selber betont.
Datenarchitektur für Sicherheit
Das Team hat dafür eine Architektur um Sharemind MPC gebaut, die industrielle Lösung für Secure Computing der Estonischen Firma Cybernetica. Diese kryptographische Methode „Secure Multiparty Computation“ garantiert, dass keine Daten mehr ausgetauscht werden müssen. Das europäische Team umfasst neben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der LMU Forschende der Fondazione Policlinico Universitario Agostino Gemelli IRCCS, Italien, und Kryptographieexperten von Cybernetica. Eng zusammengearbeitet worden ist u.a. mit den behördlichen Datenschutzbeauftragten.
Hendrik Ballhausen, der Initiator von Federated Secure Computing an der LMU, erklärt, wie mehrere Partner einen sicheren Rechnerverbund bilden: „Keine Partei hat Zugriff auf die Daten der anderen. In einem Ende-zu-Ende-verschlüsselten Netzwerk können dennoch gemeinsam Berechnungen ausgeführt werden. Das Netzwerk ist dabei so konstruiert, dass mathematisch beweisbar nur das Ergebnis der gemeinsamen Berechnung bekannt wird, niemals aber die Daten der einzelnen Patientinnen und Patienten.“
Das Ziel: Durch Datenauswertung bessere Kenntnis von Risikofaktoren
Als Datensatz dienten die Gesundheitsdaten von Patientinnen und Patienten des LMU Klinikums und dem Policlinico Universitario Fondazione Agostino Gemelli in Rom. Konkret kommt das Verfahren Patientinnen und Patienten mit Tumoren der Nebenniere zugute, die sich einer Strahlentherapie unterziehen müssen.
„Durch die gemeinsame Auswertung verstehen wir besser die Risikofaktoren und können eine zielgerichtete, nebenwirkungsarme Therapie entwickeln, die das Überleben und die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten steigert“, erklärt Prof. Stefanie Corradini, stellvertretende Klinikdirektorin der Strahlentherapie des LMU Klinikums.
Das Team arbeitet bereits an weiteren Use Cases. Ballhausen ermutigt Industrie, Wissenschaft und den öffentlichen Sektor: „Wir stehen gern beratend zur Seite, wenn jemand unseren Ansatz auf andere Bereiche übertragen möchte. Unser Projekt steht für modernen europäischen Datenschutz, der Daten wertvoller macht und Kooperation nicht ausbremst, sondern erleichtert und beschleunigt.“
Denn „in Zukunft wollen und müssen wir Gesundheitsdaten besser und einfacher für die Forschung nutzen …“, findet Prof. Markus Lerch, der Ärztliche Direktor des LMU Klinikums.
Originalpublikation:
Hendrik Ballhausen et al.: Privacy-friendly evaluation of patient data with secure multiparty computation in a European pilot study. npj Digital Medicine 2024
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