Gesundheitsreformen: Unter der Lupe von anderen


Und zwar in Form von Leser:innenbriefen in der Süddeutschen Zeitung.

In der SZ wird das BMG in einer Karikatur im Rahmen der geplanten Reformen als „Bundesministerium für Ungesundheit“ betitelt. (Foto von National Cancer Institute auf Unsplash)

 

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich einiges vorgenommen: Er will u.a. die Digitalisierung im Gesundheitswesen vorantreiben, die Medizinforschung ankurbeln und die Krankenhauslandschaft umkrempeln. Einige sprechen ihm dafür Machertum und Chuzpe im positiven Sinn zu, andere, viele andere, reiben sich an den geplanten Veränderungen und dem Eingreifen in das Gesundheitswesen.

Und natürlich haben nicht nur „Insider“ eine Meinung, sondern auch anders Betroffene. Letzten Endes sind wir alle Mitmacher:innen und Mitgestalter:innen im Gesundheitssystem.

Ein Klinikarzt findet, dass es um den „Wert der Behandlung geht: Unsere Gesundheitsversorgung wird in den nächsten Monaten drastische Einschränkungen erfahren, weil viele Beschäftigte den Kliniken und Praxen den Rücken kehren werden. Viele werden sagen, das war so nicht absehbar — leider stimmt dies nicht. Es war vorhersehbar. Wir haben über Jahre hinweg die Augen verschlossen und gehofft, dass dass immer wieder junge Menschen den Weg in den — meines Erachtens schönsten Beruf der Welt — finden. Sie tun es immer weniger in Deutschland. Daher brauchen wir eine rasche Begrenzung der Inanspruchnahme der Gesundheitsstrukturen. Aufklärungsmaßnahmen der Bevölkerung bringen wenig, bei den „Gesundheitskiosken“ weiß ich gar nicht so recht, was dies bringen soll.

Wir brauchen eine strukturelle Reform mit Sicherstellungsmaßnahmen für wichtige Fachbereiche wie Pädiatrie und Innere Medizin. Die Kliniken müssen jenseits lokalpolitischer Befindlichkeiten Strukturen anpassen, um berechtigten Bedarf abzufedern und (lokal-)politisch motivierte Vorhaltung ohne jede medizinische Berechtigung bereinigen zu können. Die Kultur des Misstrauens zwischen Krankenkassen und Leistungserbringern muss ein Ende haben, die überbordende Dokumentation ist Folge dieser Fehlentwicklung.

Eine Digitalisierung aus einer Hand mit einem einheitlichen System im ganzen Land, ohne Medienbrüche, ist zwingend.

Eine Kontaktgebühr ist nicht sozial, eine Kontaktgebühr ist unter Umständen ungerecht. Aber sie ist andernorts selbstverständlich und vermittelt dem Bürger wieder, dass die Praxen und Kliniken eben wertvoll sind und eben nicht eine der Beliebigkeit ausgesetzte Dienstleistungsstruktur, um die man sich nicht kümmern muss.“

Ein anderer Leser sieht ein Fehlverhalten bei den Patienten:

„... Indes kann man ein trotz allem medizinisch überwiegend brauchbares Gesundheitssystem auch diskreditieren wegen mehrerer, vereinzelt gravierender Missstände. Diese aber bilden nur eine bedauerliche Minderheit unter der Mehrheit erfolgreicher und manchmal sogar staunenswerter Behandlungsstandards. Die deutsche Medizintechnik (Geräte, minimalinvasive Eingriffe) hat einen hohen Standard und wird international geachtet.

Die … „Qualitätskriterien im Gesundheitswesen“ wie „Lebenserwartung, Mobilität im Alter und Herz-Kreislauf-Gesundheit“ hängen überwiegend von Lebensstil der Patienten ab. Und hier wird klar, dass monokausale Erklungen ihre Schwächen haben: Adipositas, Diabetes und Kreislauferkrankungen sind meist Ergebnisse von Bewegungsarmut (Auto, Aufzug), falscher Ernährung und übermäßigem Genuss von Drogen (nicht nur Alkohol und Nikotin). Das Gesundheitswesen ist dafür nicht verantwortlich zu machen, es kann die meist mutwillig entstandenen Schäden nur noch reparieren. Mangelnde Eigenverantwortung der Patienten spielt eine große Rolle. Es gibt immer noch zu viele Hypochonder, die die Wartezimmer wegen Bagatellen verstopfen oder gewissenlose Ausbeuter, die mit reinem Ökonomie-Gewissen versuchen, ihre Versicherungsbeiträge durch überflüssige Kuraufenthalte oder Medikamente wieder „hereinzuholen“.

Das Verständnis von Solidarität fehlt ihnen. Das sind zwei wesentliche Ursachen auf Patientenseite, die die Gesundheitskosten auch in die Höhe treiben…“

 

 

Quelle: Forum & Leserbriefe, SZ, 9./10. November 2024

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