#GoRed Day: Frauenherzen schlagen anders


Mit der Signalfarbe Rot wird am 2. Februar die Frauenherzgesundheit in den Fokus gerückt. 

Der 2. Februar soll als Tag der Frauenherzgesundheit etabliert werden.

 

Bei Frauen zeigt sich z. B. ein Herzinfarkt durch andere Symptome. Fernsehjournalistin, Buchautorin, Podcasterin und Moderatorin Lisa Ortgies erlitt mit 51 Jahren erst einen Herzkrampf, danach einen Herzinfarkt. Sie „fände es fantastisch, am 2. Februar ganz viele Frauen in Rot oder mit einem roten Accessoire auf der Straße zu sehen, die sich gegenseitig, die Öffentlichkeit und die Politik daran erinnern, dass das Herz unser wichtigstes Organ ist.“

Zum zweiten Mal rufen die Healthcare Frauen e.V. (HCF) zusammen mit der Herz-Hirn-Allianz und weiteren Akteur:innen des Gesundheitswesens zum #GoRed Day auf, dem bundesweiten Tag der Frauenherzgesundheit. Er orientiert sich am „National Wear Red Day“ in den USA, der am ersten Freitag im Februar durch ein rotes Accessoire oder Kleidungsstück begangen wird, um deutlich zu machen: Frauenherzen schlagen anders.

Frauenherzen schlagen anders

Denn während sich ein Herzinfarkt beim Mann mit stechenden Schmerzen in der Brust äußert, erleben Frauen eher Übelkeit, Kopfschmerzen oder Schmerzen im Oberbauch. Untypische Beschwerden verzögern mitunter das Erkennen und Behandeln einer Herz-Kreislauf-Erkrankung bei ihnen. Zudem mangelt es an klinischen Studien zur Medikation, Dosierung und Behandlungsmethoden bei Frauen.

Außerdem haben Frauen nach einem Herzinfarkt auch schlechtere Chancen auf Genesung als Männer. Zu den bekannten Risikofaktoren, die das Entstehen von Herzkreislauferkrankungen für beide Geschlechter begünstigen, wie Rauchen, Bluthochdruck, Cholesterinerhöhung, Übergewicht, gibt es besondere Risiken für Frauen, so z. B. Wechseljahre, Diabetes mellitus und dauerhaft unbewältigter Stress oder Depressionen. 

Studien zeigen, dass Frauen in der Therapie weniger oft die Leitlinien-konformen Therapieziele für Blutzucker (HbA1c), LDL-Cholesterin oder Blutdruck erreichen, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusätzlich verstärkt.

Frauenherzgesundheit: Forderung nach mehr Berücksichtigung

Am 1. Februar hat die GoRed-Initiative in Berlin im Rahmen eines parlamentarischen Frühstücks und eines Kick-off Events („GoRed Beat“) ihr Positionspapier zur besseren Berücksichtigung von Frauenherzgesundheit vorgestellt. Darin sind fünf Forderungen enthalten:

  1. Integration von geschlechterspezifischer Medizin in Aus- und Weiterbildung
  2. Bessere Studien für mehr Evidenz und eine gerechtere Gesundheitsversorgung
  3. Jährliche gesetzliche Vorsorge für Frauen ab 40 Jahren bei erhöhtem kardiovaskulärem Risiko
  4. Stärkung der individuellen Frauen-Gesundheitskompetenz
  5. Förderung der gesellschaftlichen Sensibilität

 

Die Forderungen für eine geschlechterspezifische Herzmedizin in voller Länge:

1. Integration von geschlechterspezifischer Medizin in Aus- und Weiterbildung: Bereits in der ärztlichen Ausbildung muss durch eine verpflichtende Lehre im Kerncurriculum der Medizinerausbildung, aber auch in der ärztlichen Fort- und Weiterbildung geschlechterspezifischer Medizin mehr Bedeutung beigemessen werden. Bislang sind es vereinzelte medizinische Fakultäten, die geschlechtersensible Lehre als Querschnittsfach oder Wahlpflichtfach anbieten. Dieses gilt auch für alle weiteren Gesundheitsberufe.

2. Bessere Studien für mehr Evidenz und eine gerechtere Gesundheitsversorgung: Obwohl biologische und soziokulturelle Unterschiede im Vergleich zu Männern belegt sind und sich Pathophysiologie, Prävalenz und Verlauf von vielen Herz-Kreislauf Erkrankungen unterscheiden, fehlt für Frauen ausreichende Evidenz für die meisten Vorgehensweisen. Frauen sind trotz der Notwendigkeit einer geschlechtersensiblen, individualisierten Medizin in kardiovaskulären Studien unterrepräsentiert. 

  • Die EU Vorgaben für eine repräsentative Geschlechterverteilung in klinischen Studien müssen umgesetzt werden, ebenso muss eine genderspezifische Auswertung der Daten verpflichtend gemacht werden.
  • Zudem müssen mehr staatliche Fördergelder für die Forschung zu kardiovaskulären Risiken mit Schwerpunkt auf die Prä- und Perimenopause (Wechseljahre) bereit gestellt werden.
  • Für eine gerechtere Gesundheitsversorgung müssen die geschlechtersensiblen Forschungs-Ergebnisse aus Studien in den Leitlinien umgesetzt werden.

 

3. Jährliche gesetzliche Vorsorge für Frauen ab 40 Jahren bei erhöhtem kardiovaskulärem Risiko: Das Herz-Kreislauf-Risiko ist nach der Menopause erhöht, das Risiko steigt weiter bei vorzeitiger oder früher Menopause. Frauen mit erhöhtem Risiko sollte deshalb bereits ab 40 Jahren, eine jährliche Vorsorgeuntersuchung ermöglicht werden. Zudem sollten Frauen mit einer Schwangerschaftsdiabetes und nach Frühgeburten die Möglichkeit eines kardialen Risikochecks postpartal bekommen.

4. Stärkung der individuellen Frauen-Gesundheitskompetenz: Ergänzend zu ärztlichem Bewusstsein und verstärkter Vorsorge muss die individuelle Gesundheitskompetenz (Health-Literacy) gestärkt werden. Dabei müssen sich die Gesundheitsinformationen für Frauen an ihren spezifischen Interessen orientieren und dabei ihre Lebenslagen, ihre Lebensstile und auch ihre gesundheitlichen Probleme berücksichtigen. Konkrete Maßnahmen sind z.B. öffentliche Kampagnen zur Aufklärung über die Symptome bei Frauen und über den niederschwelligen Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen, z.B. pharmazeutische Dienstleistungen in Apotheken, aber auch die bessere Vergütung der sprechenden Medizin.

5. Förderung der gesellschaftlichen Sensibilität: Ergänzend zur Schärfung des ärztlichen Bewusstseins und gesetzlichen Vorsorgeprogrammen ist auch eine verstärkte breite Aufklärung über die spezifischen Risikofaktoren für Frauen notwendig. Dies könnte einerseits bereits in der Schulbildung durch einen kooperativen Gesundheitsunterricht analog zur Sexualkunde in der Grundschule, der Sekundarstufe I und II erfolgen und andererseits durch gezielte Kampagnen geschehen, so beispielsweise durch Screening-Initiativen (Bluthochdruck/Diabetes/Cholesterin) in der Öffentlichkeit, in Gesundheitseinrichtungen, Einkaufszentren, Vereine und Sportstätten oder auch in Betrieben. Diese Maßnahmen können Frauen dazu ermutigen sich frühzeitig mit ihrer Gesundheit zu beschäftigen und somit mit ihren Ärzt:innen und Apotheker:innen über mögliche Herzkreislauf-Risiken zu sprechen. 

Erhalten Sie jetzt uneingeschränkten Zugriff auf alle interessanten Artikel.
  • Online-Zugriff auf das PM-Report Heftarchiv
  • Aktuelle News zu Gesundheitspolitik, Pharmamarketing und alle relevanten Themen
  • 11 Ausgaben des PM-Report pro Jahr inkl. Specials
Mehr erfahren