Kaiser betont: „Als Institutsleiter ist man kein Pop-Star, aber natürlich unter Beobachtung.“ (Foto von Andrea Palacios auf Unsplash)
Kaiser ist Nachfolger von Prof. Dr. Jürgen Windeler, war lange Leiter des Ressorts Arzneimittelbewertung und ist bereits seit den Anfängen des Instituts mit an Bord.
PM—Report: Herr Kaiser, Sie sind seit der Gründung des IQWiG in 2004 mit dabei. Hat Sie das für Ihre Rolle als neuer Institutsleiter vorbereitet?
Kaiser: Ja, natürlich. Die Aufgaben des IQWiG und die Prozesse innerhalb und außerhalb des Instituts sind mir durch meine Tätigkeit bekannt, teilweise habe ich sie auch selbst mitgestaltet. Mit vielen Akteuren z. B. des Gemeinsamen Bundesausschusses stand ich durch meine Tätigkeit als Ressortleiter Arzneimittelbewertung in Kontakt. Das alles ändert aber nichts daran, dass ich einen wichtigen Perspektivwechsel vollzogen habe und jetzt in der Gesamtverantwortung stehe, was nochmals neue Herausforderungen mit sich bringt.
PM—Report: Die Leiter des IQWiG standen durchaus ziemlich populär im Mittelpunkt. Hat sich das geändert?
Kaiser: Als Institutsleiter ist man kein Pop-Star, aber natürlich unter Beobachtung. Insofern kann ich Ihren Blick auf die Vergangenheit nachvollziehen. Welche Aufmerksamkeit mir gewidmet wird, werden wir sehen: Mir ist bewusst, dass es um die Rolle und nicht um mich als Person geht. Mein Ziel ist es jedenfalls, die Institution nicht nur nach innen, sondern auch nach außen sichtbar zu vertreten.
PM—Report: Peter Sawicki hat zu seinem IQWiG-Antritt Richtung Pharma gefordert: „Veröffentlichen Sie die Daten Ihrer Studien vollständig und korrekt. Und informieren Sie die Ärzte richtig.“ Wie sieht es damit in 2023 aus?
Kaiser: Die gute Nachricht ist: besser als 2004, als Peter Sawicki die Leitung des neu gegründeten IQWiG übernommen hat. Die Existenz einer Arzneimittelstudie lässt sich aufgrund der international etablierten Studienregistrierung heute kaum noch verschweigen. So kann man zumindest die Menge des fehlenden Wissens seriös abschätzen. Der wichtigste nationale Schritt war aber sicherlich die Einführung des AMNOG, weil dort die Hersteller dazu verpflichtet werden, alle relevanten Daten zu übermitteln.
Die schlechte Nachricht ist jedoch: Seit Einführung des AMNOG hat sich an der Studienlandschaft selbst wenig geändert. Das eine ist ja die Veröffentlichung von Daten, davor steht aber, dass überhaupt relevante Studien durchgeführt werden. Und wir sehen, dass weiterhin nur für etwa die Hälfte der Fragen nach dem Zusatznutzen eines neuen Arzneimittels relevante Studien durchgeführt werden.
Und: Ob eine relevante Studie initiiert wird, liegt offenbar allein an dem Willen der Unternehmen. Denn in ein und derselben Indikation führt der eine Hersteller eine direkt vergleichende Studie durch, der andere nicht. Dazu kommt, dass im Arzneimittelbereich auch weiterhin kaum aussagekräftige Studien außerhalb der Pharmaindustrie durchgeführt werden. Die Anforderung „Informieren Sie die Ärzte richtig“ wäre also in vielen Situationen gleichlautend mit „Wir können den Stellenwert des neuen Arzneimittels nicht beurteilen“ – ich kann mich an keine Anzeige in einer Fachzeitschrift erinnern, die diese Aussage enthält.
Das gesamte Interview lesen Sie in der Dezember Ausgabe des PM—Report (12/23).
Dr. med. Thomas Kaiser
Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
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