Klimawandel: Bedrohte Gesundheit, bedrohte Umwelt


Hitzetote, Arzneimittel in der Umwelt und Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen: Gesundheit und Klima hängen voneinander ab. 

Der Klimawandel ist die größte Herausforderung für die Menschheit. (Foto von Fernando @cferdophotography auf Unsplash)

Gesundheitliche Folgen extremer Hitze in Europa

Die Weltgesundheitsorganisation warnt vor den gesundheitlichen Folgen extremer Hitze für Menschen in Europa. Laut WHO-Regionaldirektor Dr. Hans Henri P. Kluge erwärmt sich diese Region wegen des Klimawandels am schnellsten. Zwischen 2000 und 2019 ist die Zahl der Hitzetoten um 30% gestiegen. Kluge rief die europäischen Staaten dazu auf, sich besser auf die Gefahren durch Hitzewellen einzustellen. 

Klimaanpassungsmaßnahmen werden bereits umgesetzt: 2023 deutlicher Rückgang der Hitzetoten in Europa

2023 gab es Schätzungen einer internationalen Forschungsgruppe zufolge 47.690 hitzebedingte Todesfälle in 35 europäischen Ländern. 2022 lag diese Zahl noch bei mehr als 61.000 Menschen. 

Gesellschaftliche Anpassungsprozesse an die hohen Temperaturen gab es bereits, stellte die Forschungsgruppe unter der Leitung des „Barcelona Institute for Global Health“ fest. Ohne Klimaanpassungsmaßnahmen könnte die hitzebedingte Sterblichkeit den Forschern zufolge um 80% höher liegen, bei der Bevölkerungsgruppe ab 80 Jahren um 100 %.

Auch Arzneimittel müssen vor Hitze geschützt werden

Hohe Temperaturen verändern nicht nur, wie Arzneien im Körper wirken, sondern können diesen auch schaden: Wirkstoffe können sich durch große Hitze verändern oder abgeschwächt werden. Arzneimittel sollten deshalb vor Sonneneinstrahlung und extremen Temperaturen geschützt werden. Das sind Aspekte, über die Patient:innen noch verstärkt aufgeklärt werden müssen.

Arzneimittel und ihr Einfluss auf die Umwelt

In Südasien sterben Geier, weil sie Tierkadaver gefressen haben, die mit Diclofenac behandelt wurden und Barsche zeigen Verhaltensänderungen durch Psychopharmaka: Arzneimittel wirken auch in der Umwelt und sind für diese potenziell gefährlich. Die Reduktion von Schadstoffeinträgen ist zum Schutz der Biodiversität dringend notwendig. 

Allein in Deutschland wurden ca. 414 verschiedene Arzneimittelwirkstoffe, deren Metabolite oder Transformationsprodukte in der Umwelt nachgewiesen. Bisher sind keine systematischen Monitoringprogramme etabliert, auch wenn der Handlungsbedarf gesehen wird.

Das Institut für Allgemeinmedizin und die Pharmacists for Future stellten auf der CleanMed Berlin, einem Kongress zum Thema „Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen“, mögliche Lösungsvorschläge vor:

  • Deprescribing – Verbrauch von Arzneimitteln verringern
  • Umweltverträgliche Arzneien
  • Transparenz
  • Arzneimittel richtig entsorgen


Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen

Ebenfalls Thema auf der CleanMed Berlin: Was tun Deutschland und andere Länder für die Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen?

  • Deutschland gründete im Juni 2023 das Kompetenzzentrum für klimaresiliente Medizin und Gesundheitseinrichtungen (KliMeG). Mittlerweile besteht das Zentrum aus 292 Krankenhäusern/Reha-Kliniken und ca. 1.800 Pflegeeinrichtungen. Für Gesundheitseinrichtungen stellt das KliMeG einen kostenlosen Treibhausgas-Rechner zur Verfügung, außerdem gibt es Workshops für Mitgliedskliniken sowie seit Juni 2024 eine Ausbildung zu Klimamanager:innen.
  • Schottland hat als erstes Land ein umweltschädliches Anästhetikum verboten.
  • Im englischen Birmingham wurde am Universitätsklinikum die erste Net-Zero Operation durchgeführt. Es konnte damit 80% des CO₂-Fußabdrucks verringert werden – das beinhaltete allerdings auch, dass ein Chirurg zum Krankenhaus joggte, während der zweite mit dem Fahrrad fuhr.
  • Schweden arbeitet daran, Kriterien zur Verringerung der Umweltauswirkungen von Arzneimitteln festzulegen. Das Ziel ist, die ökologische Belastung durch Arzneimittel zu reduzieren.
  • In Kenia erfolgen 90% der Energieversorgung im Gesundheitssystem klimaneutral.
  • Das Khoo Teck Puat Hospital in Singapur ist seit der Eröffnung 2010 Verfechter der Biodiversität: auf dem Klinikgelände finden sich unter anderem 70 Vogel- und 80 Schmetterlingsarten sowie 700 einheimische Bäume. 2017 gewann das Krankenhaus den President's Award for the Environment Recipients.
     
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