Krankenhausreform: Erste Lesung


Bundesgesundheitsminister Lauterbach „… weiß, dass die Reform eine schwierige Reform ist; ich weiß, dass die Reform umstritten ist; ich weiß, dass wir mit den Ländern hier noch einen langen Weg vor uns haben.“

Folgende Frage soll mit der Krankenhausreform wichtig und entscheidend werden: Muss ein Fall aus medizinischer Sicht behandelt werden oder nicht? (Foto von Martha Dominguez de Gouveia auf Unsplash)

 

Lauterbach hat am 27. Juni in seiner Bundestagsrede zur 1. Lesung des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes (KHVVG) die Krankenhausreform erklärt und warum sie „dringend nötig“ ist.

So führte er ins Feld, dass „Deutschland die höchste Dichte von Krankenhausbetten in ganz Europa hat. Wir machen mehr stationär als viele andere Länder. Sehr viele Leistungen, die bei uns noch stationär erbracht werden, werden international längst ambulant erbracht. Wir haben 1 700 Krankenhäuser. Wir haben damit eine hohe Bettendichte, aber jedes dritte Krankenhausbett steht leer. Und viele Eingriffe - da müssen wir uns ehrlich machen -, die wir derzeit stationär vornehmen, würden wir ambulant machen, wenn wir ein moderneres System und eine bessere Vergütungsstruktur hätten.“

Stationäre Versorgung: Zu wenig Spezialisierung

Lauterbach erläuterte, dass „wir wenig Spezialisierung haben: Wir haben im Raum Köln, 50 Kilometer um Köln herum - das zeigt der Klinikatlas -, 85 Kliniken, die Darmkrebs behandeln; das ist nicht richtig. Da sind viele Kliniken dabei, die zwischen 10 und 20 Fälle pro Jahr haben. Das ist nicht die Qualität, die wir für uns und für unsere Anverwandten oder unsere Patienten wollen können. Wir brauchen mehr Spezialisierung, wir brauchen weniger Bürokratie, und wir brauchen eine sichere Finanzierung für die Häuser, die wir dringend benötigen, insbesondere im ländlichen Raum.“

Im gleichen Atemzug betonte er: „Es ist auch unstrittig, dass wir mehr Spezialisierung brauchen. Was ich eben beschrieben habe, führt dazu, dass 40 Prozent der Patienten, die an Krebs erkrankt sind, nicht in Krankenhäusern versorgt werden, die entsprechend zertifiziert und qualifiziert sind. Die Sterblichkeit für Menschen, die Brustkrebs bekommen und behandelt werden, ist 25 Prozent geringer, wenn in einem zertifizierten Krankenhaus behandelt wird. Wir wollen, dass alle Frauen eine solche Versorgung bekommen. Wir dürfen es uns nicht leisten, dass Menschen wegen mangelnder Spezialisierung sterben, die wir gut hätten retten können; das ist nicht richtig.“

Wieder gute Medizin praktizieren

Lauterbach findet: „Wir müssen zu einer Situation kommen - auch das ist Konsens zwischen allen Beteiligten -, wo es sich wieder lohnt, Kinderheilkunde zu praktizieren, wo es sich wieder lohnt, Geburtshilfe zu praktizieren, wo es sich wieder lohnt, Notfälle zu behandeln, wo es sich wieder lohnt, Schlaganfälle gut zu behandeln. Mit all diesen Bereichen werden derzeit systematisch Verluste gemacht; das muss ein Ende haben. Wir müssen diese Bereiche durch die Vorhaltepauschalen so finanzieren, dass dort eine gute Medizin praktiziert werden kann und dass jeder Bereich - Kinderheilkunde, Geburtshilfe, Notfälle, Schlaganfälle - die beste Versorgung bekommt, die wir organisieren können.“

Widerspruch von Reinhard Sager

Im Deutschlandfunk widerspricht Reinhard Sager, Landkreistags-Präsident, dem ganzen Vorhaben von Lauterbach. Sager befürchtet, dass immer mehr Krankenhäuser in die Insolvenz gehen werden.

 

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