Medikamente: Mehr Nachhaltigkeit durch digitale Packungsbeilagen


Eine Studie des BPI zeigt: Der Treibhausgas-Fußabdruck von digitalen Packungsbeilagen ist über 90% geringer im Vergleich zum Papierausdruck. 

Digitale Packungsbeilagen können den CO2-Fußabdruck erheblich minimieren. (Foto von Jeremy Bishop auf Unsplash)

 

Dr. Boris Thurisch, Geschäftsführer Safety Affairs und Geschäftsfeldleiter Umwelt und Nachhaltigkeit beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) e.V., erklärt die aktuelle Situation:

„Im Jahr 2022 wurden in Deutschland mehr als 1,5 Milliarden Packungsbeilagen produziert, was hochgerechnet 10.500 Tonnen CO2-Äquivalenten entspricht.“

Würden die Packungsbeilagen digitalisiert, ließen sich 90% davon einsparen, ergibt eine Untersuchung des BPI. 

Berechenbarer CO2-Fußabdruck

Im Rahmen der Studie ist der „Carbon Calculator“ entwickelt worden. Dadurch können Pharmaunternehmen ihren CO2-Fußabdruck der papierbasierten Gebrauchsinformationen mit der elektronischen Version vergleichen. Berücksichtigt wird dabei der gesamte Herstellungs- und Vertriebsprozess sowie Größe, Gewicht, Gesamtauflage der Packungsbeilage.

In der Studie werden neben der Nachhaltigkeit weitere Vorteile einer digitalen Packungsbeilage betont: 

  • Informationen sind auf dem aktuellsten Stand und Änderungen zur Vorversion werden angezeigt.
  • Patientinnen und Patienten können einzelne Kapitel auswählen, die Schriftgröße einstellen oder sich Texte vorlesen lassen.
  • Im Fall von Arzneimittel-Lieferengpässen kann problemlos auf Packungen mit fremdsprachigen Packungsbeilagen zurückgegriffen werden, da eine deutschsprachige Version online zur Verfügung steht.
  • Die Informationen sind immer und überall abrufbar. Beispielsweise auch dann, wenn Patientinnen und Patienten in der Klinik ein Arzneimittel ohne Verpackung (und damit ohne Packungsbeilage) einnehmen.

 

Projekt GI 4.0

Damit Packungsbeilagen verstärkt digitalisiert werden, hat ein Zusammenschluss von Industrie, Zulassungsbehörden, Verbänden und Patientenvertretungen das Projekt GI 4.0 initiiert. Der BPI koordiniert das Projekt mit. So werden auf der Projekt-Homepage digitale Gebrauchsinformationen von Pharmaunternehmen kostenlos und werbefrei zur Verfügung gestellt. Alle Angaben sind behördlich geprüft.

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat bereits in 2022 einheitliche Standards für die ePI (electronic product information) entwickelt. Patientinnen und Patienten sollen aber vorerst das Recht auf eine Papierversion behalten, denn die elektronische Packungsbeilage ist nach aktueller Gesetzeslage nur zusätzlich erlaubt: So könnten zum Beispiel Apotheken auf Wunsch die Packungsbeilage ausdrucken.

 

Die vergleichende Studie haben der BPI und andere Herstellerverbände in Auftrag gegeben. Durchgeführt wurde sie vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML sowie dem unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitut für Infrastruktur- und Gesundheitsfragen IGES Institut.

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