Patientenzugang zur Präzisionsonkologie


Durch die WERA Matrix wird analysiert, in welchen Versorgungsgebieten Menschen mit Krebs Zugang zu personalisierten Therapien haben.

Die Karte Bayerns zeigt sowohl Regionen mit einer guten Anbindung an WERA Zentren als auch Gebiete, die möglicherweise einen Nachholbedarf bei der Versorgung mit Präzisionsonkologie aufweisen. (Bild Krebs et al., European Journal of Cancer 2024)

Für Patient:innen mit fortgeschrittenen oder seltenen Krebserkrankungen ist die Präzisionsonkologie ein wichtiger Bestandteil ihrer Behandlung. Aber haben tatsächlich alle gleichermaßen Zugang zu dieser innovativen Form der personalisierten Medizin? Dieser Frage gingen Forschende der WERA Allianz nach. Die Ergebnisse wurden im European Journal of Cancer veröffentlicht. 

Die Matrix der WERA Allianz

Die vier onkologischen Spitzenzentren Bayerns – Würzburg, Erlangen, Regensburg und Augsburg – bilden die Comprehensive Cancer Center Allianz WERA (CCC WERA). Seit Februar 2023 sind sie Standort des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT). 

Damit deckt die WERA Allianz ein Versorgungsgebiet mit rund acht Millionen Einwohner:innen ab, das überwiegend ländlich geprägt ist.

Um die Reichweite ihrer Allianz in der Präzisionsonkologie messen zu können, haben die Forschenden ein Modell aus der strategischen Managementlehre, die sogenannte Growth-Share-Matrix, übernommen, um für mehr als 800 Postleitzahlengebiete ihren Anteil an der gesamten Krebsversorgung mit der regionalen Nutzung von molekularen Tumorboards in der WERA Allianz zu vergleichen. 

„Weiße Flecken“ auf der Karte

Die Studie der Forschenden identifizierte Regionen, die trotz ihrer Entfernung zu den WERA-Zentren, einen hohen Anteil an Vorstellungen in den molekularen Tumorboards aufwiesen. 

Die WERA-Matrix machte allerdings auch Postleitzahlengebiete transparent, aus denen zahlreiche Patient:innen zwar eine Krebsbehandlung durch WERA erhielten, jedoch wenige oder gar keine Vorstellungen in den molekularen Tumorboards erfolgten. 

„Diese Regionen müssen wir uns gezielt anschauen, uns bei den onkologischen Praxen und Krankenhäusern vorstellen und unsere Unterstützung anbieten“, kommentierte Dr. Florian Lüke, der klinische Leiter des Regensburger molekularen Tumorboards.
 

Gleichzeitig erhoffen sich die Forschenden durch dieses Vorgehen ein Verständnis davon, welche Faktoren tatsächlich einen kritischen Einfluss auf den Patientenzugang zur Präzisionsonkologie haben.

„Das ist der Idealfall, wenn die allgemeine Krebsversorgung vor Ort genutzt wird und WERA den Zugang zur Präzisionsonkologie sicherstellt“, ergänzt Dr. Markus Krebs, der korrespondierende Autor der Studie. 

Das Konzept soll nun auf weitere onkologische Spitzenzentren in Deutschland übertragen werden.
 

Dr. Markus Krebs (links), der korespondierende Autor der Studie, und  Dr. Florian Lüke, Leiter des Regensburger molekularen Tumorboards. (Bild Anja Sedlmeier/CCC WERA)

Europäische Kommission:  Maßnahmen bei der Krebsvorsorge 

EU-weit hat sich die Europäische Kommission einen besseren Zugang zur Krebsvorsorge als Ziel gesetzt.

Denn: Rund 40 % der Krebsfälle in der Europäischen Union wären vermeidbar. Mit neuen Empfehlungen unterstützt die Europäische Kommission die Mitgliedsstaaten, wie sie Impfungen gegen humane Papillomviren (HPV) und gegen das Hepatitis-B-Virus (HBV) fördern können. 

Insbesondere bei den Durchimpfungsraten gegen HPV gibt es innerhalb der EU große Unterschiede: in manchen EU-Mitgliedsstaaten liegt die HPV-Durchimpfungsrate bei 90%, in anderen bei unter 50%. Bis 2030 sieht der Europäische Plan zur Krebsbekämpfung vor, mindestens 90% der Mädchen und jungen Frauen gegen HPV zu impfen. Auch bei Jungen soll die HPV-Impfungen deutlich erhöht werden.

Die empfohlenen neuen Maßnahmen enthalten unter anderem: 

  • Ausbau oder Einführung nationaler Impfprogramme
  • Verbesserter Zugang für besonders gefährdete oder benachteiligte Gruppen, zum Beispiel durch Impfprogramme in Schulen und Bildungseinrichtungen
  • Zur besseren Überwachung: Stärkere Integration der HPV- und HBV-Impfung in nationale Krebspräventionsprogramme, sowie bessere Verknüpfung von Impf- und Krebsregistern
  • Verstärkte Aufklärungsarbeit
     
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