Pharma: Ein Schub innerhalb der EU


Oder ein „Whatever it takes“-Moment der Pharmabranche? 

Draghi möchte auch der Pharmabranche einen Schub verleihen. (Foto von Kelley Ashbrook auf Unsplash)

 

So drückt das zumindest der Euractiv Health Hub aus. Es geht um den sogenannten „Draghi-Bericht“ vom ehemaligen Präsident der Europäischen Zentralbank Mario Draghi, in dem er Vorschläge unterbreitet, wie die europäische Wirtschaft als ein Gesamtkomplex wiederbelebt werden kann. Er berücksichtigt auch die Pharmabranche.

Vier Pharmabereiche im Fokus

Draghi nennt vier Bereiche zur Verbesserung der Produktivität in der Pharmabranche: Schnellere und geeignetere Zulassungsverfahren für Medikamente und medizinische Geräte, Möglichkeiten zur Verbesserung des gemeinsamen Einkaufs zur Unterstützung innovativer Behandlungen, viel mehr Mittel zur Förderung von Forschung sowie Unterstützung für KMU und besondere Aufmerksamkeit darauf, wie Daten und KI sicherstellen können, dass Europa mit den Märkten in den USA und China Schritt hält.

Nathalie Moll, Generaldirektorin der EFPIA (European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations), findet, dass „wenn Pharmaunternehmen aufholen und unter gleichen Bedingungen konkurrieren wollen, müssen diese Empfehlungen zusammen mit einer kohärenten und umfassenden Strategie für die Biowissenschaften unter spezieller Aufsicht der Europäischen Kommission rasch umgesetzt werden.“

Die EU hat in diesem Sektor immer noch einen Handelsbilanzvorteil von 45 Milliarden Euro gegenüber den USA, aber Draghis Team stellte fest, dass Europa in den dynamischsten Marktsegmenten zurückfällt: „Während der Pharmasektor der EU gemessen am Wert immer noch weltweit führend im Handel ist, fällt er in den dynamischsten Marktsegmenten zurück und verliert Marktanteile an US-Unternehmen“, heißt es dazu in dem Bericht.

Dementsprechend kann Paolo Morgese, Alliance for Regenerative Medicine, Vizepräsident für öffentliche Angelegenheiten, Europa, nur zustimmen: „Der Draghi-Bericht identifiziert ATMPs (Arzneimittel für neuartige Therapien) als einen wichtigen Sektor für Innovationen und stellt zu Recht fest, dass die EU in diesem Bereich der Medizin zurückfällt.“

Virginie Bros-Facer, Geschäftsführerin von Rare Diseases Europe (EURORDIS), freut sich, „dass der Bericht die gemeinsame Beschaffung und die Notwendigkeit hervorhebt, länderübergreifende Initiativen für gemeinsame Preis- und Erstattungsverhandlungen für bestimmte Arzneimittel zu intensivieren.“ Kernfrage ist aber, woher das Geld kommen soll, um diese Ambitionen zu verwirklichen. Die EU könnte dem privaten Sektor helfen, aber letztendlich werden öffentliche Mittel eine entscheidende Rolle spielen.

Knackpunkt KI und Datenmobilisierung

Diese beiden Aspekte sind ein zentrales Thema des Berichts und besonders wichtig für das Gesundheitswesen. „Der Bericht weist zu Recht darauf hin, dass wir das Potenzial der künstlichen Intelligenz nutzen müssen, um die Innovation in unserer Branche voranzutreiben“, betont ein Sprecher von Bristol Myers Squibb. Diese Meinung teilt auch Bros-Facer: „Die Betonung der Stärkung des Europäischen Gesundheitsdatenraums (EHDS), der Förderung klinischer Studien in mehreren Ländern und der verstärkten Nutzung künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen bietet eine echte Chance, die Entwicklung von Arzneimitteln für seltene Leiden zu beschleunigen.“

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